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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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hast mich zugelabert! Und was ist am Ende daraus geworden? Ein belangloser Radiosender nach dem anderen, Umzüge im ganzen Land, um an beschissenen Orten wie diesem zu leben. Ich glaube, du hast Angst davor, erfolgreich zu sein, Jeffrey L. Winston. Du fürchtest dich davor, zum Fernsehen zu wechseln oder zur Sendeleitung aufzusteigen, weil du Angst hast, du könntest einfach nicht bringen, was von dir gefordert wird. Und allmählich glaube ich, du bringst es wirklich nicht.«
    »Hör auf damit, Linda, sofort! Das hilft keinem von uns beiden, es ist sinnlos.«
    »Klar, ich hör schon auf. Ich hör endgültig auf!«
    Sie stürmte in die Küche. Er hörte, wie sie wütend das Essen zubereitete, wie sie mit lautem Geschepper den Tisch deckte, die Backofentür zuschlug. Wie sie einen ihrer ›stillen Anfälle‹ bekam. Die hatten um diese Zeit herum begonnen und waren im Laufe der Jahre länger und häufiger geworden. Die Streitereien hatten sich fast immer um Geld gedreht, doch dies war nur die offensichtlichste Ursache ihrer Schwierigkeiten. Die Wurzel des Problems hatte tiefer gelegen, nämlich in ihrer beider - vor allem aber ihrer - Unfähigkeit, über die Dinge zu sprechen, die sie wirklich bedrückten, wie zum Beispiel ihre Bauchhöhlenschwangerschaft. Die hatte sich im Jahr zuvor ereignet, und sie hatten sich nie offen damit auseinander gesetzt, was diese Enttäuschung für sie beide bedeutete und wie sie gemeinsam darüber hinwegkommen könnten.
    Jeff spähte in die Küche und sah Linda verbittert über den Tisch gebeugt im Essen stochern; sie machte sich nicht die Mühe, zu ihm aufzusehen. Er schloss die Augen, erinnerte sich daran, wie sie mit einem Strauß Gänseblümchen vor seiner Tür gestanden hatte, stellte sie sich in einer warmen Brise auf dem Deck der SS France vor. Doch das war eine andere Person gewesen, wurde ihm auf einmal klar, jemand, mit dem er seine innersten Gefühle geteilt hatte, wenn auch nicht die Erfahrungen seiner zahlreichen Leben. Aber so lange sie nicht über die Dinge sprechen konnten, auf die es ankam, würde ihnen alles Geld der Welt nicht helfen.
    Er fand einen Mantel in der winzigen Dielengarderobe, zog ihn an und verließ die Wohnung. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt, als er hinausging.
    Der schmutzige, fleckige Schnee unterschied sich von den unberührten Schneefeldern, die das Fernsehen aus Innsbruck übertragen hatte, ebenso sehr wie die Frau in der Küche von der Linda, die er in den vergangenen neunzehn Jahren geliebt hatte.
    Diesmal würde er schnell zu Geld kommen, nahm er sich vor, und dafür sorgen, dass sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt hätte. Nichts aber konnte ihn mehr zum Bleiben veranlassen, jetzt nicht mehr. Die einzige Frage war, was er mit sich anfangen sollte, bis Pamela ankam, wann immer das sein mochte.

19
    D er vor dem Küchenfenster herumflitzende Blauhäher, der in der Ulme im Hinterhof ein Nest baute, war das Erste, was Pamela sah. Sie schaute dem farbenfrohen Tanz des Vogels zu und atmete mehrmals tief durch, um sich zu beruhigen - erst dann sah sie sich um.
    Sie war im Begriff gewesen, sich eine Tasse Kaffee zu machen, und hatte gerade den Filter in die Maschine einsetzen wollen. Die Küche war gemütlich, vertraut. Anders als beim letzten Mal, aber sie erinnerte sich gut daran aus ihrem ersten Leben, bevor die Replays angefangen hatten. Bei der letzten Wiederholung hatte sie nicht viel Zeit darin verbracht, war in ihrem Atelier zu sehr mit Malen und Bildhauen beschäftigt gewesen; der Raum hatte den Charakter der angestellten Küchenhilfe angenommen anstatt ihren eigenen. Diese Küche aber trug den Stempel ihrer eigenen Persönlichkeit, oder zumindest der Persönlichkeit, die sie beim ersten Durchgang gewesen war.
    Auf dem Tisch lag ein aufgeschlagener Roman von Barbara Cartland und daneben eine Ausgabe von Better Homes and Gardens. Zahlreiche Notizzettel waren mit kleinen Magneten, die wie winzige Kornähren oder Selleriestangen geformt und bemalt waren, an der Kühlschranktür befestigt. Eine Zeichnung, die sie von den Kindern angefertigt hatte - ordentlich ausgeführt, jedoch ohne die Raffinessen der Schattierung und Komposition, die sie sich mit jahrelanger Praxis in anderen Leben angeeignet hatte -, zierte einen der Schränke. Über dem Tisch hing ein großer Küchenkalender. Er war bis März 1984 umgeblättert, und die Tage waren bis fast zum Monatsende säuberlich durchgestrichen. Pamela war vierunddreißig. Ihre Tochter

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