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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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Dimensionsverwerfungen beruhende Erklärung - wenn nicht noch mehr.
    Jeff ließ den Cheyy wieder an und fuhr zurück auf den Highway. Locust Grove, Jenkinsburg, Jackson - die verfallenen, verschlafenen Kleinstädte der Provinz von Georgia glitten an ihm vorüber wie Szenen aus einem Film aus der Zeit der Depression. Vielleicht hatte ihn das ja zu der ziellosen Fahrt veranlasst: die Zeitlosigkeit der Gegend jenseits von Atlanta, das totale Fehlen von Hinweisen darauf, welches Jahr oder welches Jahrzehnt man gerade schrieb. Verwitterte Schuppen mit Jesus-liebt-dich-Aufschriften in riesigen Buchstaben, die gestaffelten Highwayreime auf den dicht hintereinander folgenden Werbeplakaten für Burma-Rasiercreme, ein alter Schwarzer, der ein Maultier führte - sogar das Atlanta von 1963 wirkte im Vergleich dazu futuristisch.
    In Pope’s Ferry, nördlich von Macon, hielt er an einer winzigen Tankstelle mit angeschlossenem Laden. Keine Selbstbedienungstanksäulen, kein bleifreies Benzin, sondern Gulf Super für dreiunddreißig Cent die Gallone, Normal für siebenundzwanzig. Er sagte dem Jungen, er solle Super tanken, nach dem Ölstand sehen und zwei Liter nachfüllen, falls er zu niedrig ist.
    Im Laden kaufte er sich ein paar Minisalamis und eine Dose Pabst. Er fingerte einen Moment lang irritiert an der Bierdose herum, bis er begriff, dass keine Aufreißlasche dran war.
    »Sie müssen ja mächtig durstig sein, junger Mann.« Die alte Frau hinter der Theke lachte in sich hinein. »Versucht das Ding mit bloßen Händen aufzureißen!«
    Jeff lächelte blöde zurück. Die Frau deutete auf einen Dosenöffner, der an einer Schnur neben der Kasse hing, und er drückte zwei V-förmige Löcher in die Oberseite der Dose. Dann rief der Junge von den Tanksäulen aus durch die schäbige Fliegentür: »Sieht aus, als bräuchten Sie mehr als zwei Liter Öl, Mister.«
    »Schön, gieß so viel rein, wie reinpasst. Und zieh den Keilriemen nach, in Ordnung?«
    Jeff trank einen großen Schluck Bier, dann nahm er eine Zeitschrift aus dem Regal. Darin war ein Artikel über die neue Pop-Art-Mode: Lichtensteins Vergrößerungen von Comic-Illustrationen, Oldenburgs riesige weiche Vinylhamburger. Komisch, er hätte gedacht, das sei alles erst später passiert, ’65 oder '66. Hatte er eine Abweichung entdeckt? War diese Welt geringfügig anders als die, die er zu kennen glaubte?
    Er musste mit jemandem sprechen. Martin würde das Ganze bloß für einen großen Spaß halten, und seine Eltern würden sich um seine geistige Gesundheit sorgen. Nun, vielleicht war die Idee gar nicht so schlecht - vielleicht sollte er tatsächlich einen Psychiater aufsuchen. Ein Arzt würde ihm wenigstens zuhören und das Gespräch vertraulich behandeln. Unausgesprochene Voraussetzung für eine solche Begegnung war allerdings das Vorhandensein eines psychischen Problems, der Wunsch, von etwas ›geheilt‹ zu werden…
    Nein, es gab wirklich niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte, jedenfalls nicht offen. Doch er konnte auch nicht allen ausweichen, aus Angst, sich zu verraten - das würde wahrscheinlich merkwürdiger wirken als jeder anachronistische Versprecher. Außerdem fühlte er sich allmählich einsam, verdammt noch mal! Selbst wenn er nicht die Wahrheit sagen konnte oder was er für die Wahrheit hielt - nach allem, was er durchgemacht hatte, brauchte er den Trost menschlicher Gesellschaft.
    »Könnte ich etwas Kleingeld für das Telefon haben?«, fragte er die Frau an der Kasse und reichte ihr einen Fünfer.
    »Für einen Dollar reicht?«
    »Ich möchte in Atlanta anrufen.«
    Sie nickte, drückte den Knopf mit der Aufschrift ›Kein Verkauf‹ und nahm ein paar Münzen aus der Kasse. »Ein Dollar reicht da dicke, junger Mann.«

3
    D as Mädchen am Eingangsschalter von Harris Hall war offensichtlich verärgert darüber, dass sie den Samstagabend-Empfangsdienst hatte übernehmen müssen, suchte jedoch ihre Wochenendunterhaltung dort, wo sie sie finden konnte, und beobachtete daher intensiv die Rituale ihrer Altersgenossen. Sie musterte Jeff beim Hereinkommen mit einem kühl abschätzenden Blick, und als sie oben anrief, um Judy Gordon mitzuteilen, dass ihr Besuch da sei, lag in ihrer Stimme ein Anflug von sarkastischer Belustigung. Vielleicht wusste sie, dass Judy am Abend zuvor versetzt worden war; ja vielleicht hatte sie sogar das Gespräch mitgehört, als Jeff am Nachmittag von der Tankstelle nahe Macon aus angerufen hatte.
    Das belustigte Schmunzeln des

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