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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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drehte sich auf dem Sitz herum und musterte ihn misstrauisch. »Hey, du verhältst dich irgendwie seltsam. Stimmt was nicht?«
    »Nichts Ernstes. Wie schon gesagt, ich fühl mich ein bisschen kaputt.« Er erkannte den Eingang zum alten College-Treffpunkt wieder und parkte um die Ecke.
    Im Innern sah es nicht ganz so aus, wie Jeff es in Erinnerung hatte. Er hatte geglaubt, die Bar befände sich links, wenn man durch die Tür hereinkam, nicht rechts; auch die Sitznischen wirkten irgendwie verändert, höher und dunkler oder etwas in der Art. Er geleitete Judy zu einem Tisch im hinteren Bereich, und als sie sich ihm näherten, klopfte ein Mann in seinem Alter - nein, verbesserte er sich, ein Mann Anfang vierzig, ein älterer Mann - Jeff freundschaftlich auf die Schulter.
    »Jeff, wie geht’s? Wer ist deine reizende junge Freundin?«
    Jeff sah dem Mann verständnislos ins Gesicht: Brille, grau melierter Bart, breites Grinsen. Er wirkte leidlich vertraut, aber nicht mehr.
    »Das ist Judy Gordon. Judy… äh … ich möchte dich bekannt machen mit…«
    »Professor Samuels«, sagte sie. »Meine Zimmergenossin besucht Ihre Vorlesung zur Literatur des Mittelalters.«
    »Und sie heißt?«
    »Paula Hawkins.«
    Das Grinsen des Mannes wurde noch breiter, und er nickte zweimal. »Ausgezeichnete Studentin. Eine sehr intelligente junge Dame, diese Paula. Ich hoffe doch, mein Kurs schneidet gut ab?«
    »0 ja, Sir«, sagte Judy. »Paula hat mir alles über Sie erzählt.«
    »Dann werden Sie uns im Herbst vielleicht auch mit Ihrer reizenden Gegenwart beehren.«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen, Professor Samuels. Ich habe mich für das nächste Jahr noch nicht auf einen Stundenplan festgelegt.« »Schauen Sie doch in meinem Büro herein. Wir reden drüber. Und Sie, Jeff - gute Arbeit geleistet bei diesem Chaucer-Referat, aber ich musste Ihnen ein B wegen unvollständiger Zitate geben. Passen Sie nächstes Mal besser auf, versprechen Sie mir das?«
    »Ja, Sir. Ich werd dran denken.«
    »Gut, gut. Bis zur nächsten Vorlesung.« Er hob grüßend die Hand und widmete sich wieder seinem Bier.
    Als sie zu ihrer Sitznische kamen, begann Judy zu kichern.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Weißt du nicht Bescheid über ihn? Dr. Samuels?«
    Jeff hatte sich nicht einmal an den Namen des Professors erinnern können.
    »Nein, was ist mit ihm?«
    »Er ist ein alter Schürzenjäger, das ist er. Er rennt allen Mädchen in seinen Kursen nach - jedenfalls den hübschen. Paula meinte, er habe ihr einmal nach der Vorlesung die Hand auf den Schenkel gelegt - so.«
    Sie legte ihre mädchenhaften Finger auf Jeffs Bein, rieb und drückte es.
    »Kannst du dir das vorstellen?«, fragte sie in verschwörerischem Ton. »Er ist sogar noch älter als mein Vater. ›Schauen Sie doch in meinem Büro herein‹ - huh! Ich weiß, was er mit mir besprechen würde. Ist das nicht das Widerwärtigste, was du je gehört hast, ein Mann in seinem Alter, der sich so verhält?«
    Ihre Hand ruhte immer noch auf Jeffs Schenkel, ein paar Zentimeter von seiner anschwellenden Erektion entfernt. Er blickte in ihre unschuldigen runden Augen und auf ihren süßen roten Mund und stellte sich plötzlich vor, dass Judy ihm gleich hier in der Sitznische einen blase. Alter Schürzenjäger, dachte er und lachte.
    »Was ist denn so lustig?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    »Du glaubst mir das mit Dr. Samuels nicht, hab ich Recht?«
    »Doch, ich glaub’s dir. Nein, es ist nur … du, ich, überhaupt. Ich musste lachen, das ist alles. Was möchtest du trinken?«
    »Das Übliche.«
    »Einen dreifachen Zombie, richtig?«
    Der beunruhigte Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht, und sie stimmte in sein Lachen ein. »Dummerchen, ich möchte ein Glas Rotwein, wie immer. Kannst du dich denn heute an gar nichts erinnern?«
    Judys Lippen waren so weich, wie er es sich vorgestellt oder vielmehr in Erinnerung behalten hatte. Der frische Geruch ihres Haars, die jugendliche Geschmeidigkeit ihrer Haut erregten ihn in einem Maße, wie er es seit der ersten Zeit mit Linda - vor ihrer Heirat - nicht mehr erlebt hatte. Die Wagenfenster waren heruntergekurbelt, und Judy lehnte mit dem Hinterkopf am gepolsterten Türrahmen, während Jeff sie küsste. Andy Williams sang im Radio ›The Days of Wine and Roses‹, und der süße Duft der Hartriegelblüten mischte sich mit dem Duft von Judys weicher, reiner Haut. Sie hatten auf einem Waldweg in etwa einer Meile Entfernung vom Campus geparkt; Judy hatte ihn dirigiert,

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