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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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Wetten abschloss. Vorausgesetzt natürlich, dass er tatsächlich konkrete und zutreffende Kenntnis von den Ereignissen des kommenden Vierteljahrhunderts besaß. Wie er bereits erfahren hatte, war auf diese Annahme nicht unbedingt Verlass.
    »… nicht weit zurück. Das Pferd, das wirklich das Tempo vorgeben könnte, ist No Robbery aus dem Greentree-Stall, das zwei Rekorde hält, mit 1:34 über die schnellste Meile, die je von einem Dreijährigen in New York gelaufen wurde. Und das den Wood Memorial gewonnen hat, eine Woche nachdem es …«
    Mist, wer hatte das Derby in diesem Jahr gewonnen? Jeff versuchte sich zu erinnern. Der Name Never Bend ließ, im Gegensatz zu No Robbery, zumindest eine entfernte Glocke läuten - aber sie hatte noch nicht den richtigen Klang.
    »… beide zeigen gegenüber dem Team von Willie Shoemaker und dem Wunder des Westens, Candy Spots, ansteigende Form. Diese Kombination muss erst einmal geschlagen werden, Leute, und obwohl es so aussieht, als würde es zwischen den dreien zu einem aufregenden Kopf-an-Kopf-Rennen kommen, ist die Mehrheit - und es ist eine starke Mehrheit - der Meinung, dass an diesem Samstag Candy Spots den Siegerkranz davontragen wird.«
    Das klang ebenfalls nicht richtig. Welches Pferd war der Sieger gewesen? Northern Dancer? Oder vielleicht Kauai King? Jeff war sich sicher, dass beide Pferde Derbys gewonnen hatten - aber in welchem Jahr?
    »Barkeeper!«
    »Das Gleiche noch mal?«
    »Nein, für den Augenblick reicht’s. Haben Sie eine Zeitung?«
    »Eine Zeitung?«
    »Ja, eine Tageszeitung, von heute, gestern, egal.«
    »Das Journal oder die Constitution!«
    »Ist mir gleich. Haben Sie die Sportseiten?«
    »Ein bisschen vollgekritzelt. Weil die Braves nächstes Jahr in die Stadt kommen, hab ich ihre Ergebnisse verfolgt.«
    »Kann ich mal einen Blick drauf werfen?«
    »Klar.« Der Barkeeper griff unter die Theke und brachte einen säuberlich zusammengefalteten Sportteil zum Vorschein.
    Jeff überblätterte die Baseballseiten und fand eine Übersicht der bevorstehenden Rennen in Louisville. Er überflog die Liste der Nennungen. Die Favoriten, die der Sprecher erwähnt hatte, waren dabei: Candy Spots, Never Bend, No Robbery, außerdem Royal Tower, Lemon Twist… nein, nein … Gray Pet, Devil It Is … nie davon gehört … Wild Card, Rajah Noor… oje … Bonjour, On My Honour… Chateaugay!
    Chateaugay, gesetzt elf zu eins!
    Er verkaufte den Chevy für sechshundert Dollar an einen Gebrauchtwagenhändler in der Briarcliff Road. Seine Bücher, die Stereoanlage und die Plattensammlung erbrachten in einem Ramschladen weitere zweihundertsechzig Dollar. In seinem Schreibtisch im Wohnheim entdeckte er ein Scheckheft und ein Sparbuch von einer Bank in der Nähe des Campus, und von beiden Konten hob er sofort alles bis auf zwanzig Dollar ab - das ergab weitere achthundertdreißig Dollar.
    Der Anruf bei seinen Eltern fiel ihm am schwersten. Er konnte sich denken, in welche Sorgen sie seine plötzliche Bitte um ein ›Notdarlehen‹ stürzen würde, und sein Vater war tatsächlich merklich verärgert über Jeffs Weigerung, weitere Erklärungen abzugeben. Trotzdem rückte er ein paar hundert Dollar heraus, und Jeffs Mutter schickte weitere vierhundert aus ihren eigenen Ersparnissen.
    Jetzt verfügte er über eine beachtliche Geldsumme, die er verwetten konnte. Doch wie sollte er vorgehen? Er dachte kurz daran, nach Louisville zu fahren und das Geld direkt auf der Rennbahn zu setzen; durch einen Anruf bei einer Reiseagentur erfuhr er jedoch, dass das Derby, wie er befürchtet hatte, bereits seit Wochen ausverkauft war.
    Außerdem war da das Problem seines Alters. Er sah vielleicht alt genug aus, um in einer Bar einen Drink zu bestellen, doch wenn er eine Wette dieser Größenordnung abschloss, würde man ihn bestimmt einer genauen Überprüfung unterziehen. Er musste jemand anders vorschieben.
    »Ein Buchmacher? Warum in aller Welt interessierst du dich denn für Buchmacher, mein Junge?«
    In Jeffs Augen war Frank Maddock, ein Zweiundzwanzigjähriger, selbst ein ›Junge‹, doch unter den gegebenen Umständen war der Jurastudent im letzten Semester ein älterer, erfahrener Mann von Welt, der es offensichtlich genoss, diese Rolle voll und ganz auszuspielen.
    »Ich möchte eine Wette abschließen.«
    Maddock lächelte nachsichtig, zündete sich einen Zigarillo an und winkte nach einem Krug Bier.
    »Worum geht’s?«
    »Das Kentucky-Derby.«
    »Warum leierst du nicht eine Wettrunde in

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