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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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Drink hinunter, verschluckte sich beinahe am fast unverdünnten Whisky.
    Die führenden Pferde flogen an der Halbmeilenfahne vorbei; Chateaugay hatte nicht einen Zentimeter gutgemacht.
    Eine kleinere Schule, dachte Jeff. Wenn er aus Emory hinausflog, würde ihn bestimmt irgendein städtisches College aufnehmen. Er könnte stundenweise bei einem kleinen Radiosender arbeiten. Seine langjährige Berufserfahrung existierte zwar auf dem Papier nicht, aber sie würde ihm bei dem Job bestimmt sehr zugute kommen.
    Die Bargesellschaft schrie zum Bildschirm hinüber, als könnten die Pferde und die Jockeys sie hören, vierhundert Meilen weit entfernt. Jeff kümmerte sich nicht darum. Chateaugay hatte zwar am Ende der Gegengerade ein wenig aufgeholt, aber es war so gut wie vorbei - ein Drei-Pferde-Rennen, genau wie die Quotenmacher es vorausgesagt hatten.
    Als sich das Feld dem Ziel näherte, lenkte Shoemaker Candy Spots erst nach innen, dann brachte er ihn wieder heraus. Chateaugay lag an vierter Stelle, drei Längen zurück, und mit dieser Konkurrenz vor sich würde er niemals …
    An der Viertelfahne schien No Robbery plötzlich zu ermüden, die Lust am zu Ende gehenden Kampf zu verlieren. Er fiel zurück, und nun stürmten Never Bend und Candy Spots auf das Ziel zu, doch Shoemaker schaffte es nicht, den kalifornischen Braunen zum nötigen Endspurt anzutreiben.
    Chateaugay zog am Favoriten vorbei und kam Never Bend stetig und unerbittlich näher.
    Der Lärm in der Bar erreichte tumultartige Ausmaße. Jeff jedoch blieb still, unbewegt, seine Hand, die das eisige Glas umklammert hielt, fast gefroren.
    Chateaugay gewann das Rennen mit eineinviertel Längen vor Never Bend und verwies Candy Spots auf den dritten Platz. No Robbery lag irgendwo im Feld zurück, auf dem fünften oder sechsten Platz, völlig erschöpft.
    Jeff hatte es geschafft. Er hatte gewonnen.
    Die Männer in der Bar fingen an, das Rennen lautstark und erbost zu analysieren, wobei sich ihr Zorn größtenteils auf Willie Shoemakers Taktik auf der letzten halben Meile konzentrierte. Jeff verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Er wartete darauf, dass die Zahlen auf dem Totalisator erschienen.
    Chateaugay brachte 20,80 $ auf Sieg. Jeff streckte automatisch die Hand zur Casio-Rechnerarmbanduhr aus, dann lachte er, als ihm einfiel, wie lange es dauern würde, bis dergleichen erfunden wurde. Er nahm eine Cocktailserviette von der Theke und kritzelte mit einem Kugelschreiber ein paar Zahlen darauf.
    Die Hälfte von 2300 mal 20,8 minus Frank Maddocks Dreißig-Prozent-Anteil für das Platzieren der Wette … Jeff hatte fast siebzehntausend Dollar gewonnen.
    Noch wichtiger: Das Rennen war so ausgegangen, wie er es in Erinnerung gehabt hatte.
    Er war achtzehn Jahre alt und wusste über alle wichtigen Ereignisse der nächsten zwei Jahrzehnte Bescheid.

4
    J eff warf die Karten eine nach der anderen auf die dunkelgrüne Tagesdecke des Holliday Inn, mit der Bildseite nach oben. Er schnippte sie vom Packen herunter, so rasch er die Finger bewegen konnte, und während er dies tat, leierte Frank in einem inzwischen vertrauten hypnotischen Singsang: »Plus vier, plus vier, plus fünf, plus vier, plus drei, plus drei, plus drei, plus vier, plus drei, plus vier, plus fünf - stopp! Verdeckte Karte ist ’n Ass.«
    Jeff drehte das Karo-Ass langsam um, dann grinsten sie beide.
    »Scheiße noch eins«, gluckste Frank und schlug auf die Tagesdecke, sodass die Spielkarten umherflogen. »Wir sind ein Team, Mann, wir sind unschlagbar!«
    »Willst ’n Bier?«
    »Aber klar doch.«
    Jeff stand auf und ging zum Kühlbehälter, der auf dem Tisch stand. Die Vorhänge des Erdgeschosszimmers waren offen, und während er zwei Flaschen Coors öffnete, blickte er mit stolzer Bewunderung auf seinen neuen grauen Studebaker Avanti, der am Bordstein parkte und im Schein der Parkplatzleuchten des Tucumari Motels funkelte.
    Der Wagen hatte den ganzen Weg von Atlanta bis hierher neugierige Blicke und Kommentare auf sich gezogen und würde es wahrscheinlich auch den Rest der Fahrt nach Las Vegas über tun. Jeff war es zufrieden, ja er fand sogar einen gewissen Trost in dem ›futuristischen‹ Design und der Ausstattung. Der langnasige Wagen mit dem gestutzten Heck hätte selbst 1988 noch angenehm modern gewirkt; tatsächlich meinte er sich zu erinnern, dass eine kleinere Firma noch in den 80ern eine begrenzte Auflage von Avantis hergestellt hatte. Für ihn, hier im Jahre 1963, war das Auto wie ein

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