Replay - Das zweite Spiel
deinem Wohnheim an? Würden bestimmt ’ne Menge Leute einsteigen. Pass aber auf, dass es unter euch bleibt.«
Der Ältere behandelte ihn mit freundlicher Herablassung. Jeff belächelte insgeheim das gekonnte, wenn auch ungerechtfertigte weltmännische Gehabe des jungen Mannes.
»Die Wette, die ich abschließen möchte, ist ziemlich hoch.«
»Yeah? Und zwar?«
Das Manuel’s war an diesem Dienstagnachmittag halb leer, und niemand befand sich in Hörweite. »Zweitausenddreihundert Dollar«, sagte Jeff.
Maddock runzelte die Stirn. »Du redest da von einer verdammt großen Menge Geld. Candy Spots ist eine ziemlich sichere Sache, ich weiß, aber…«
»Nicht Candy Spots. Eins der anderen Pferde.«
Der ältere Junge lachte, während der Kellner einen neuen Krug Bier auf den ramponierten Eichentisch stellte. »Träum weiter, mein Sohn. No Robbery ist das Risiko nicht wert und Never Bend auch nicht. Nicht in diesem Rennen.«
»Es ist mein Geld, Frank. Ich dachte daran, den Gewinn siebzig zu dreißig aufzuteilen. Wenn ich richtig liege, könntest du abkassieren, ohne auch nur ein Zehncentstück zu riskieren.«
Maddock schenkte das Bier ein, wobei er die Gläser neigte, um den Schaum niedrig zu halten. »Ion könnte eine Menge Schwierigkeiten wegen dieser Sache bekommen, weißt du. Ich möchte nichts tun, was mein Studium gefährdet. Ein Junge wie du, das viele Geld - woher weiß ich, dass du nicht schreiend zum Dekan läufst, wenn du verlierst?«
Jeff zuckte die Achseln. »Ich schätze, da fängt für dich das Risiko an. Aber ich bin nicht der Typ dafür. Außerdem hab ich nicht vor zu verlieren.«
»Das hat keiner.«
Eine raue Nummer erklang aus der Jukebox, Jimmy Soul mit ›If You Wanna Be Happy‹. Jeff hob die Stimme. »Kennst du also einen Buchmacher oder nicht?«
Maddock starrte ihn einen Moment lang an. »Siebzigdreißig, hm?«
»Richtig.«
Der Ältere schüttelte den Kopf und seufzte resigniert. »Hast du das Geld dabei?«
Die Bar in der North Druid Road war an diesem Samstagnachmittag überfüllt. Als Jeff eintrat, plärrte gerade die mit Werbespots gespickte Vorschau auf das Rennen aus dem Fernseher - Wilkinson Sword posaunte sein neuestes Produkt heraus, rostfreie Rasierklingen.
Jeff war nervöser, als er erwartet hatte. Die Planung war zwar perfekt gewesen, doch wenn nun irgendetwas schief ging? Nach allem, was er mitbekommen hatte, hatten die Weltereignisse der vergangenen Woche die Vergangenheit, an die er sich erinnerte, wiederholt; sein Erinnerungsvermögen aber war ebenso fehlbar wie das eines jeden anderen, und nach fünfundzwanzig Jahren konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht tausend oder gar eine Million Ereignisse des Jahres 1963 anders ausgefallen waren als beim ersten Mal. Ihm waren bereits ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, die ein wenig danebenzuliegen schienen - und natürlich hatte sich sein eigenes Verhalten drastisch verändert. Das Rennen konnte ebenso leicht einen anderen Ausgang nehmen.
In diesem Fall wäre er alles los, was er besaß, und er hatte bereits die in der Mitte des Semesters fällige Zahlung ausfallen lassen und damit seinen Aufenthalt am College ernsthaft gefährdet. Es konnte sein, dass er, so wie die Dinge lagen, nicht einmal mehr dann die Chance hatte, seine Collegekarriere zu wiederholen, wenn er sich am Riemen riss. Es konnte sein, dass er vom College flog und pleite auf der Straße landete.
Mit Vietnam am Horizont.
»He, Charly«, schrie jemand. »Noch eine Runde für alle, Doppelte. Bevor sie aus der Box kommen!«
Ein Chor von Hochrufen und Gelächter antwortete ihm. Einer der Kumpel des Mannes sagte: »Gibst es ein bisschen früh aus, findest du nicht?«
»Ist doch gelaufen, Mann«, erwiderte der edle Spender. »Ist doch schon gelaufen!«
Auf dem Fernsehschirm sah man, wie die Pferde in die Startboxen eingesperrt wurden. Sie waren unruhig, hassten die Enge, wollten laufen, wie man’s ihnen angezüchtet hatte.
»Jetzt ist alles möglich, Jimbo. Genau darum geht’s bei einem Pferderennen.«
Der Barkeeper teilte die Doppelten aus, die der Fremde allen spendiert hatte, doch noch bevor Jeff sein Glas hochheben konnte, waren die Pferde heraus, mit Never Bend vorneweg, als wäre er elektrisch aufgeladen, und No Robbery fast mit ihm gleichauf. Candy Spots, von Willie Shoemaker lässig geritten, lag in der ersten Kurve nur drei Längen zurück.
Chateaugay war sechster. Noch eine Meile bis zum Ziel - und zehn Längen zurück.
Jeff stürzte den
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