Replay - Das zweite Spiel
und fertig zum Aufladen, wennse wiederkommen.«
Die Schlange für Starsea erstreckte sich über mehr als einen Block, an einem Dienstagnachmittag in Redding. Jeff schüttelte vor Verwunderung den Kopf, kaufte sich eine Eintrittskarte und gesellte sich zu der wartenden Menschenmenge. Alle Altersgruppen waren vertreten, angefangen von großäugigen Sechsjährigen bis zu schweigsamen Ehepaaren in den Siebzigern, bekleidet mit abgetragenen Overalls. Den leise geführten Unterhaltungen war zu entnehmen, dass viele den Film bereits mehr als einmal gesehen hatten. Ihr Verhalten war beinahe so, als ob sie zu einer gemeinsamen religiösen Erfahrung zusammengekommen wären, Kirchgänger, die sich ruhig, aber freudig einem geliebten Schrein näherten.
Der Film löste die Versprechungen des Verkäufers nicht nur ein, er übertraf sie sogar. Selbst in Jeffs Augen war er thematisch, nach Machart und Spezialeffekten seiner Zeit um Jahre voraus; wie eine Unterwasserversion von Kubricks 2001: Eine Odyssee im Weltraum , doch mit der Wärme und Menschlichkeit Truffauts auf der Höhe seines Schaffens.
Der Film begann mit einer elegischen Schilderung des alten Bundes zwischen Menschen und Delphinen, dann weitete er diese mythische Verbindung auf eine philosophische Rasse von Außerirdischen aus, die vor langer Zeit Kontakt zu den intelligenten Säugern der irdischen Meere hergestellt hatten. Diese Rasse hatte, dem Plot zufolge, die Cetaceaner als gütige Beschützer der Menschheit eingesetzt, bis zu dem Zeitpunkt, da diese bereit wäre, in der galaktischen Familie willkommen geheißen zu werden. Doch gegen Ende des 20. Jahrhunderts erfuhren die Delphine, dass die Ratgeber von Cygnis IV, deren Rückkehr sie seit Jahrtausenden erwartet hatten, durch eine interstellare Katastrophe vernichtet worden waren. Daraufhin enthüllten die Delphine in einem ebenso heiteren wie tieftraurigen Moment der Menschheit ihre wahre Natur und ihre große Geschichte. Zum ersten Mal wurde dieser Planet ein wirkliches Ganzes, eine vernetzte Gemeinschaft von Intelligenzen zu Lande und zu Wasser - jetzt, da die unbekannten Wohltäter auf ewig verschwunden waren -, aber auch einsamer in der Leere des Weltraums als je zuvor.
Der Film vermittelte mit Raffinesse und meisterhaftem cineastischen Blick die unerträgliche Ironie von elementaren Hoffnungen, die gerade im Moment der Erfüllung zunichte gemacht wurden. Jeff wurde zusammen mit dem übrigen Publikum zu Tränen bitterer Verzückung gerührt, seine Jahre des selbstauferlegten Exils und der Distanz wurden im Verlauf von zwei Stunden zerschmettert.
Und der Film war neu, von Anfang bis Ende. Jeff hätte eine solch große und in jeder Beziehung erfolgreiche künstlerische Leistung unmöglich entgehen können, wäre sie in einer seiner früheren Wiederholungen aufgetaucht.
Den Nachspann las er mit beinahe ebensolchem Erstaunen, wie der Film es hervorgerufen hatte. Regie: Steven Spielberg … Geschrieben und produziert von Pamela Phillips … Künstlerische Beratung und Spezialeffekte: George Lucas.
Wie war das alles möglich? Die Dreharbeiten zu Spielbergs erstem großen Film, Der Weiße Hai, hatten noch gar nicht begonnen, und es würde noch zwei Jahre dauern, bis Lucas die Filmindustrie mit Star Wars aufscheuchen Würde. Am rätselhaftesten und interessantesten aber war die Frage: Wer, zum Teufel, war Pamela Phillips?
»Es ist mir egal, was es kostet, Alan, bloß darf’s nicht lange dauern. Ich möchte, dass das Treffen zustande kommt, und zwar nächste Woche.«
»Mr. Winston, ganz so einfach ist das nicht. Diese Leute haben ihre eigene kleine Hierarchie, und gerade jetzt steht die Frau ziemlich weit oben. Die Hälfte aller Drehbuchschreiber und Produzenten Hollywoods versuchen, mit ihr in…«
»Ich habe nicht vor, ihr etwas zu verkaufen, Alan. Ich bin Geschäftsmann, kein Filmemacher.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause. Jeff wusste, was der Broker dachte. Es war neun Jahre her, dass er mit seinem Klienten direkt gesprochen hatte. Als welche Art von Geschäftsmann ließ ihn das erscheinen? Jeff Winston war ein Eremit, ein Einsiedler, der sich in dem Maklerbüro in San Francisco nur einmal, 1965, hatte blicken lassen, um einen Batzen Bargeld zu hinterlegen. Er lebte in der Einöde und schickte gelegentlich eine geheimnisvolle Nachricht, in der er seinen Broker anwies, in seinem Namen große Mengen irgendwelcher obskurer oder schlecht bewerteter Aktien zu kaufen. Und dennoch
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