Replay - Das zweite Spiel
gebeten, seine Geschichte von Anfang an zu erzählen, und ihn regelmäßig unterbrochen, um weitere Details aus ihm herauszuquetschen. Er hatte natürlich vieles ausgelassen, insbesondere einige der Episoden mit Sharla, und Pamelas Bericht stand noch aus. Jedenfalls war klar, dass sie ein Mensch voller Widersprüche war. Was absolut Sinn ergab - das Gleiche galt für ihn. Wie hätte es bei ihnen auch anders sein sollen?
Das Haus war schlicht, aber komfortabel ausgestattet, mit einem Geländer aus Eichenbalken und einem großen Panoramafenster, durch das man über den unordentlichen Dschungel ihres Grundstücks bis zum weit unterhalb gelegenen Meer blickte. Wie in ihrem Büro waren die Wände auch hier mit gerahmten Bildern unterschiedlicher Herkunft behängt. Es gab Mandalas der Navajos, der Mayas und welche aus Indien. Nahe dem Fenster war ein großer Schreibtisch mit darauf gestapelten Büchern und Notizbüchern, und mitten darauf stand ein klobiges, grünlich-graues Gerät mit Bildschirm, Tastatur und Drucker. Er musterte es mit spöttisch gerunzelter Stirn. Was tat sie so früh mit einem Homecomputer? Es gab keinen…
»Das ist kein Computer«, sagte Pamela. »Ein Wang 2000 Textverarbeitungsgerät, eins der ersten. Kein Diskettenlaufwerk, nur Kassetten, aber immer noch besser als eine Schreibmaschine. Möchten Sie ein Bier?«
»Klar.« Er war ein wenig verblüfft darüber, wie rasch sie seine Gedanken gedeutet hatte, als er das Gerät betrachtete. Es würde noch einige Zeit dauern, bis er sich an den Gedanken gewöhnte, dass er nach all den Jahrzehnten jemanden um sich hatte, der sein Bezugssystem tatsächlich teilte.
»Zum Kühlschrank geht’s da lang«, sagte sie und zeigte ihm die Richtung. »Holen Sie mir auch eins, während ich das Kostüm ausziehe.« Sie verschwand in einem der hinteren Räume, die Schuhe in der Hand. Jeff fand die Küche und öffnete zwei Flaschen Becks.
Während er darauf wartete, dass sie mit dem Umziehen fertig wurde, musterte er die Regale voller Bücher und Schallplatten. Anscheinend las sie nicht viel Literatur und hörte auch keine Popmusik. Die meisten Bücher waren Biographien, Sachbücher oder betrafen die geschäftliche Seite der Filmindustrie; bei ihren Platten überwogen Bach, Händel und Vivaldi.
Schließlich kam Pamela in verwaschenen Jeans und einem sackartigen Sweatshirt mit dem Aufdruck ›USC‹ ins Wohnzimmer zurück, nahm das Bier, das er ihr reichte, und ließ sich in einen zu prall gepolsterten Sessel fallen. »Was Sie mir von dem Flugzeug erzählt haben, das beinahe abgestürzt wäre - das war leichtsinnig, wissen Sie.«
»Wie meinen Sie das?«
»Gegen Ende meines zweiten Zyklus, als ich begriff, dass ich ihn womöglich noch einmal durchlaufen würde, lernte ich eine Liste aller Flugzeugabstürze seit 1963 auswendig. Ebenso der Hotelbrände, Eisenbahnunglücke, Erdbeben … aller größeren Katastrophen.«
»Ich habe daran gedacht, das Gleiche zu tun.«
»Sie hätten es bereits tun sollen. Jedenfalls, was passierte dann? Was haben Sie seitdem gemacht?«
»Ist das nicht ein bisschen einseitig? Ich bin ebenso neugierig auf Sie, wissen Sie.«
»Bringen Sie Ihre Geschichte zu Ende, dann kommen wir zu meiner.«
Er nahm ihr gegenüber auf dem Sofa Platz und versuchte, sein freiwilliges Exil während der letzten neun Jahre zu erklären: das asketische Gefühl der Verbundenheit mit den Dingen, die in der Erde wuchsen, seine Faszination von deren ewiger Symmetrie mit der Zeit - lebende Wesenheiten, die verwelkten, damit sie wieder blühten, Blüten und grüne Früchte, die aus den verdorrten Trieben des vergangenen Jahres periodisch zum Leben erwachten.
Sie nickte nachdenklich, auf eines der verschlungenen Mandalas konzentriert. »Haben Sie sich mit dem Hinduismus beschäftigt?«, fragte sie. »Mit dem Rig-Veda , den Upanishadenl «
»Nur mit der Bhagavadgita. Vor langer, langer Zeit.«
»Schon viele der Geburten sind für mich so wie für dich dahin«, zitierte sie. »Mir sind sie alle wohlbekannt, doch nicht so, Tapfrer, deinem Sinn.« Ihre Augen funkelten. »Manchmal denke ich, es ist unsere Erfahrung, worüber sie in Wirklichkeit reden. Nicht Reinkarnation entlang einer linearen Zeitachse, sondern kleine Bruchstücke der Geschichte der ganzen Welt, die gelegentlich wieder- und immer wiederkehren - bis wir erkennen, was geschieht, und fähig sind, den normalen Fluss wiederherzustellen.«
»Aber wir sind uns dessen bewusst, und es geschieht
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