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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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lehren, das Wissen von einer Wiederholung zur nächsten mitzuschleppen? Sie und ich haben das jetzt dreimal erlebt, und wir wussten von Anfang an, was mit uns geschah. Niemand musste es uns sagen.«
    »Ich glaube, wir wurden dazu bestimmt, die anderen zu führen. Zumindest glaube ich das von mir - mit Ihrem Auftauchen habe ich nicht gerechnet. Begreifen Sie nicht, welch wichtige Aufgabe uns anvertraut wurde?«
    »Von wem - oder von was? Gott? Diese ganze Erfahrung hat meine Übereinstimmung mit Camus noch verstärkt: Wenn es einen Gott gibt, dann verachte ich ihn.«
    »Nennen Sie es Gott, nennen Sie es Atman, nennen Sie es, wie Sie mögen. Sie kennen die Gita:
    Wo Nacht für alle Wesen ist,
    Ist Wachheit dem, der sich bezwingt,
    Wo jene wachen, da ist Nacht
    Für den, der nach der Wahrheit ringt.
    Wir können Licht ins Dunkel bringen. Wir können …«
    »Moment! Lassen wir diesen spirituellen Kram mal eine Minute beiseite. Beenden Sie Ihre Geschichte. Was haben Sie während dieses Replays gemacht? Wie haben Sie es geschafft, den Film zu drehen?«
    Pamela zuckte mit den Achseln. »Es war nicht schwer, weil ich das meiste Geld selbst aufbrachte. Ich saß meine Zeit in der Schule ab, schmiedete Pläne. Kinofilme waren offensichtlich der beste Weg, meine Gedanken einem Massenpublikum nahe zu bringen, und durch Dustin und all die anderen Leute, die ich beim letzten Mal gekannt hatte, war ich mit der Filmindustrie ziemlich gut vertraut. Mit achtzehn machte ich ganz ähnliche Investitionen wie Sie: IBM, Investmentfonds, Polaroid … Sie wissen, wie es in den 60ern auf dem Aktienmarkt zuging. Es war schwierig, Geld zu verlieren, sogar wenn man blindlings kaufte, und für jemanden mit einigem Vorauswissen über die Zukunft war es leicht, in drei oder vier Jahren aus ein paar tausend Dollar mehrere Millionen zu machen … Ich bin stolz auf den Film, den ich gemacht habe, aber ich musste viele, viele Jahre darüber nachdenken. Nachdem ich ihn geschrieben und meine Produktionsgesellschaft gegründet hatte, kam es nur noch darauf an, die richtigen Leute zu engagieren. Ich kannte sie alle und wusste, wo ihre Stärken lagen. Eins kam zum anderen, genau so, wie ich es geplant hatte.«
    »Und jetzt…«
    »Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Es ist an der Zeit, das Bewusstsein der Welt zu verändern, und ich kann es schaffen.« Sie beugte sich vor, blickte ihn intensiv an. »Wir können es schaffen … wenn du dich mir anschließt.«

12
    »… offensichtlich Massenselbstmord. Die ersten Berichte lassen auf ein grauenhaftes Blutbad schließen, mit Toten über die ganze Siedlung verteilt, die Leichen der Kinder noch in den Armen ihrer toten Mütter. Einige der Opfer wurden erschossen, doch die meisten haben sich anscheinend selbst das Leben genommen, in einem makaberen Ritual ohne jedes…«
    Jeff griff nach dem Einstellknopf des Kurzwellengeräts und drehte ihn von der BBC-Nachrichtensendung weg, bis er einen Jazzsender gefunden hatte.
    Die Kaffeekanne begann zu summen. Er schenkte sich einen Becher ein, fügte der Extrawärme wegen einen Schuss Myer’s Rum hinzu. In der Nacht war frischer Schnee gefallen, fünfzehn Zentimeter oder mehr; eine Schneeverwehung verdeckte bereits die untere Hälfte des Küchenfensters. Am Nachmittag sollte ich ihn wirklich wegschaufeln, dachte er. Außerdem war es an der Zeit, dass er zum Lagerschuppen hinausging, einen neuen Stapel Zedernholz zum Ofenanzünden spaltete und weiteres Eichenholz zur Hinterveranda schleppte. Aber ihm war nicht danach zumute, irgendetwas zu tun, jedenfalls im Moment nicht.
    Vielleicht war er immer noch anfällig für die allgemeine Malaise, die die Welt in der Woche des Horrors von Jonestown immer packte, auch wenn er die Enthüllung dieser widerlichen Geschichte bereits dreimal erlebt hatte. Woran es auch liegen mochte, alles, was er heute tun wollte, war, neben dem prasselnden Holzofen zu sitzen und zu lesen. Er hatte den zweiten Band von Hannah Arendts ›Vom Leben des Geistes‹ zur Hälfte durch und plante die erneute Lektüre von ›Der ferne Spiegel‹. Beide Bücher waren soeben erschienen, aber er hatte zuerst das Buch von Barbara Tuchman gelesen, vor zwanzig Jahren, in dem Sommer, als er mit Judy und den Kindern mit der Transsibirischen Eisenbahn quer durch die Sowjetunion gefahren war. Schon der Anblick des Buchumschlags rief Erinnerungen an die weite Steppe wach, die Unermesslichkeit der Silberbirken jenseits von Nowosibirsk und die

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