Replay - Das zweite Spiel
»Trotz unserer vielen Gemeinsamkeiten kamen wir doch aus gegensätzlichen Richtungen. Wir hatten zum Schluss ziemlich die Schnauze voll voneinander.«
»Ja, könnte man so sagen. Oder man könnte sagen, du warst zu verbohrt, um über deine Obsessionen hinauszusehen, um…«
»Hey«, erwiderte sie empört und setzte die Kaffeetasse heftig neben dem Kurzwellengerät ab. »Mach es mir nicht schwerer, als es schon ist, okay? Ich bin sechshundert Meilen gefahren, um dich zu sehen. Jetzt hör mich auch an.«
»Einverstanden. Schieß los!«
»Hör mal, ich weiß, du bist überrascht, mich hier auftauchen zu sehen. Aber versuch dir vorzustellen, wie überrascht ich war, als du auftauchtest. Du hattest Starsea gesehen. Du hattest Zeit gehabt, dir über mich Gedanken zu machen, und warst auf die nahe liegenden Schlussfolgerungen gekommen. Du wusstest, dass ich wahrscheinlich ebenfalls eine Wiederholerin war, während ich keine Ahnung hatte, dass es dort draußen noch jemanden wie mich gab. Ich dachte, ich hätte die einzige mögliche Erklärung gefunden, für das, was mit mir passierte - und mit der Welt. Ich glaubte, ich täte das Richtige. Nun, ich weiß es immer noch nicht. Vielleicht tat ich das, vielleicht nicht; das ist jetzt ein hypothetischer Gesichtspunkt.«
»Warum?«
»Könnte ich noch einen Schuss Rum bekommen? Und vielleicht noch etwas Kaffee?«
»Sicher.« Er füllte ihre Tasse auf und setzte sich wieder zurück, um zuzuhören.
»Ich hatte bereits mit der Arbeit am Drehbuch für meinen nächsten Film begonnen, als du nach Los Angeles kamst, im Oktober hatten wir den Drehplan fertig. Das Budget war natürlich kein Problem. Ich verpflichtete Peter Weir für die Regie. Er hatte Die letzte Flut noch nicht gemacht, weshalb mich alle für verrückt hielten.« Mit einem schmerzlichen Lächeln beugte sie sich vor, die schmalen Hände um die dampfende Tasse gelegt. »Das Team für die Spezialeffekte, das ich zusammenstellte, war interessant. Zunächst verpflichtete ich John Whitney. Damals hatte er schon die ganze Grundlagenarbeit für computergenerierte Bilder geleistet, und viele seiner Kurzfilme hatten sich mit Mandalas befasst - ich wollte das zum zentralen Motiv des Films machen. Ich ließ ihm freie Hand, stellte ihm einen der allerersten Prototypen der Cray-Supercomputer zur Verfügung. Dann erwischte ich Douglas Trumbull, der die Spezialeffekte für 2001 gemacht hatte. Ich regte ihn an, die Showscan-Technik ein paar Jahre früher zu entwickeln, als er es sonst getan hätte. Wir nahmen den ganzen Film nach diesem Verfahren auf, wenn auch…«
»Moment«, unterbrach Jeff. »Showscan?«
Pamela schenkte ihm einen überraschten Blick, der eine Spur verletzten Stolzes enthielt. »Du hast Continuum nicht gesehen?«
Er zuckte entschuldigend mit den Achseln. »In Redding wurde er nicht gezeigt.«
»Nein, nicht in dieser Gegend, er lief nur in San Francisco und Sacramento. Wir mussten die Kinos speziell dafür umbauen.«
»Weshalb?«
»Das Showscan-Verfahren produziert auf einer Kinoleinwand unglaublich realistische Bilder, aber um diesen Effekt zu erreichen, braucht man eine besondere Projektionsanlage. Du kennst das Grundprinzip, nach dem das Kino funktioniert, nicht wahr? Vierundzwanzig Standbilder in der Sekunde. Während ein Bild auf der Netzhaut zu verblassen beginnt, erscheint das nächste und erzeugt den Eindruck einer fließenden, unterbrechungsfreien Bewegung. Trägheit des Auges wird das genannt. Eigentlich sind es achtundvierzig Bilder pro Sekunde, weil jedes Bild einmal wiederholt wird, um das Auge besser zu täuschen. Aber in Wirklichkeit ist es natürlich nicht das Auge, das überlistet wird, sondern das Gehirn. Obwohl wir glauben, auf der Leinwand eine fließende Bewegung wahrzunehmen, sind wir uns auf einer tieferen, unbewussten Ebene doch der Unterbrechungen bewusst. Das ist einer der Gründe, weshalb Videoaufzeichnungen ein schärferes, ›realeres‹ Aussehen haben als ein Film - sie werden mit dreißig Bildern pro Sekunde aufgenommen, deshalb gibt es weniger Lücken … Nun, Showscan geht darin einen Schritt weiter. Dabei werden ganze sechzig Bilder pro Sekunde aufgenommen, ohne Redundanzen. Trumbull hat mit EEGs die Gehirnwellen von Leuten überwacht, die mit unterschiedlichen Bildfrequenzen aufgenommene und projizierte Filme betrachteten. Es scheint so, als ob das Sehzentrum des Cortex darauf programmiert wäre, mit dieser speziellen Geschwindigkeit wahrzunehmen, nämlich mit sechzig
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