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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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über meine Familie in Orlando, Florida, mit mir Kontakt auf nehmen. Ihre Telefonnummer ist 555-9561. Sie werden wissen, wo ich zu erreichen bin.
    Bitte verlier den Brief nicht. Halte ihn irgendwo gut versteckt Du wirst wissen, wann du ihn brauchst.
    Mit besten Grüßen
    Jeff Winston
    Juli und August waren ein Abgrund an betäubender Lethargie. Die feuchte Hitze der ›Hundstage› Floridas wurde nur von heftigen Gewittern durchbrochen, die beinahe jeden Nachmittag auftraten. Jeff ging mit seinem Vater fischen, brachte seiner Schwester das Autofahren bei… die meiste Zeit jedoch blieb er auf seinem Zimmer und sah sich die Wiederholungen von The Defenders und The Dick Van Dyke Show an. Und wartete auf das Klingeln des Telefons.
    Seine Mutter ärgerte sich über seine Passivität, sein plötzlich verloren gegangenes Interesse an Freunden und Mädchen und den Mitternachtsausflügen zu den umliegenden Drive-Ins. Jeff wollte wegfahren, der bedrückenden elterlichen Anteilnahme und der verdummenden Langeweile von Orlando entfliehen, doch es gab keinen Ort, wo er hingehen konnte. Seine Bewegungsfreiheit, an die er sich so gewöhnt hatte, wurde durch seinen Geldmangel stark eingeschränkt: Das Derby und das Belmont-Rennen hatten bereits stattgefunden, und er besaß keine andere unmittelbare Einnahmequelle.
    Der Sommer endete ohne eine Nachricht von Pamela, und Jeff kehrte nach Atlanta zurück, vorgeblich, um sein zweites Collegejahr in Emory zu beginnen. Er schrieb sich für die volle Anzahl von Kursen ein, damit er einen Platz in einem der Wohnheime zugeteilt bekam, machte sich aber nie die Mühe, eine der Vorlesungen zu besuchen. Er ignorierte die drohenden Briefe aus dem Büro des Dekans, wartete seine Zeit bis Oktober ab.
    Frank Maddock hatte im Juni das Examen gemacht und war jetzt auf der Columbia-Universität, wo er ein Jurastudium begann, ohne seinen ehemaligen Partner überhaupt kennen gelernt zu haben. Jeff fand einen anderen eingefleischten Spieler in der Abschlussklasse, der damit einverstanden war, bei der Baseball-Meisterschaft für ihn zu wetten, jedoch nur für ein sattes Honorar - niemand wollte einen Prozentanteil an einer so offenkundig törichten Wette. Jeff verwettete knapp zweitausend Dollar und gewann einhundertfünfundachtzigtausend. Wenigstens war er jetzt seiner Geldsorgen eine Zeit lang ledig.
    Er zog nach Boston, mietete ein Apartment in Beacon Hill. Die Geschichte ging ihren vertrauten Gang: Diem wurde in Saigon gestürzt; John F. Kennedy wurde wieder einmal ermordet; das Vatikanische Konzil reformierte die katholische Messe; und die Beatles kamen, um die Herzen Amerikas zu erobern.
    Im März rief Jeff bei den Phillips an, in der Woche, in der Jack Ruby für den Mord an Lee Harvey Oswald schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurde; von Nelson Bennett hatte noch niemand gehört. Pamelas Mutter ging ans Telefon.
    »Hallo, könnte ich mit… Pam sprechen, bitte?«
    »Wer ist dran?«
    »Hier ist Alan Cochran, ein Schulfreund von ihr.«
    »Nur eine Minute, lassen Sie mich nachsehen, ob sie beschäftigt ist.«
    Jeff wickelte nervös die Telefonschnur auf und ab, während er darauf wartete, dass Pamela an den Hörer kam. Er hatte den falschen Namen aus seiner Erinnerung hervorgekramt - Pamela hatte einmal erwähnt, sie habe sich mit ihm auf der High School getroffen. Aber hatte sie den Jungen zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon kennen gelernt? Er konnte es nicht sagen.
    »Alan? Hi, was gibt’s denn?«
    »Pam, bitte leg nicht auf. Hier ist nicht Alan, aber ich muss mit dir sprechen.«
    »Wer ist denn da?« In ihrer kindlich verspielten Stimme lag mehr Interesse als Verärgerung.
    »Hier ist Jeff Winston. Ich bin letzten Sommer eines Morgens bei euch aufgekreuzt, und …«
    »Yeah, ich erinnere mich. Mein Dad hat gemeint, ich solle nie wieder mit dir sprechen.«
    »Das verstehe ich gut. Du darfst ihm nicht sagen, dass ich angerufen habe. Ich habe mich … nur gefragt, ob du schon angefangen hast, dich an irgendwas zu erinnern.«
    »Was meinst du damit? An was erinnern?«
    »Oh, vielleicht an Los Angeles?« »Ja, klar.«
    »Du erinnerst dich?«
    »Klar, meine Eltern und ich haben Disneyland besucht, als ich zwölf war. Wie sollte ich mich nicht daran erinnern?«
    »Ich dachte eher an etwas anderes. Einen Film vielleicht, einer mit dem Titel Starseal Klingelt da was bei dir?«
    »Ich glaube nicht, dass ich den gesehen hab. Hey, du bist reichlich seltsam, weißt du das? Wie kommt es eigentlich, dass

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