Reptilia
ich hatte eine Mordsangst.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass da ein Zusammenhang besteht. Ich glaube, hinter all dem verbirgt sich ein gefährliches Geheimnis, und ich fürchte, dass du noch einmal hinabtauchen musst, wenn du es lösen willst. Es wäre mir allerdings lieber, ihr würdet Hilfe holen und so schnell wie möglich von dort verschwinden.«
»Bei dir klingt alles immer so klar und einfach. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll«, sagte ich. »Du fehlst mir so. Ich wünschte, du wärst hier bei mir.«
In diesem Moment trat Elieshi aus dem Zelt.
»Kommen Sie schnell, Professor«, rief sie mir mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu. »Ihr Programm ist durchgelaufen. Ich kenne mich ja mit dem Gerät nicht aus, aber was da steht, sieht irgendwie merkwürdig aus. Sie sollten sich das dringend ansehen.«
»Ich muss Schluss machen, Sarah. Bis bald. Ich melde mich wieder, sobald ich kann.«
»Pass auf dich auf.« Ich hörte noch, wie sie einen Kuss auf den Hörer drückte. »Ich liebe dich.«
Ich dich auch … wollte ich noch sagen, doch da war die Verbindung bereits unterbrochen.
27
Der Monitor begrüßte mich mit einer deprimierenden Mitteilung : TESTVERFAHREN UNGÜLTIG. Es folgte eine längere Liste von Fehlermeldungen, die alle darauf hindeuteten, dass das Gerät die DNS-Probe schlichtweg nicht erkannt hatte.
»Verdammt«, murmelte ich und versuchte eine Reihe von Eingaben, die alle ohne Erfolg blieben.
»Ist das Gerät vielleicht defekt?«, erkundigte sich Elieshi, die mir über die Schulter blickte.
Ich schüttelte den Kopf. »Der Systemdurchlauf verlief positiv. Keine Ahnung, was da los ist.« Ich entnahm ein weiteres Reagenzglas aus seiner Umhüllung und drückte es Elieshi in die Hand. »Hier, halten Sie mal kurz.« Dann griff ich in meine Hosentasche, nahm mein Taschenmesser heraus und schnitt mit der Klinge in die Kuppe meines linken Daumens. Ein Blutstropfen quoll hervor, den Elieshi mit dem Glas auffing. Ich wechselte die Proben in dem Sequenzierer aus, drückte die Enter-Taste und steckte mir den Daumen in den Mund. Keine zwei Minuten später leuchtete das Ergebnis auf dem Monitor.
MÄNNLICHE VERSUCHSPERSON, WEISS. GEWÜNSCHTES TESTVERFAHREN? »Scheint alles in Ordnung zu sein«, lächelte Elieshi. »Kann mir das Gerät auch ein Persönlichkeitsprofil von Ihnen erstellen? Vorlieben, Abneigungen, sexuelle Ausrichtung, etwas in dieser Art?« Sie zwinkerte mir zu.
»Schön, dass Sie Ihren Humor wiedergefunden haben«, grinste ich und kehrte mit einem Tastendruck wieder auf die Oberfläche des Analyseprogramms zurück. »Das wäre sicher ein nettes Gesellschaftsspiel: ›Erkenne dich selbst!‹ Der neueste Renner im Spielwarenhandel. Leider fehlt uns dafür jetzt die Zeit. Was wir jetzt brauchen, ist eine Antwort auf die Frage, warum das Gerät die Probe von Mokéle nicht erkannt hat.«
»Vielleicht hat er keine DNS.«
»Das ist doch Blödsinn. Jedes Leben auf diesem Planeten hat DNS. Es gibt keine …« Ausnahmen, wollte ich noch sagen, doch da erinnerte ich mich an das Gespräch mit Sarah.
» Himmel noch mal«, flüsterte ich und tauschte die zwei Glasröhrchen wieder gegeneinander aus.
»Was haben Sie?«, fragte Elieshi und kam so nah zu mir herunter, dass ich ihren Atem auf meinem Hals spürte.
»Ich glaube, dass wir mit unseren Untersuchungen von vorn beginnen müssen, und zwar bei der chemischen Struktur.«
Ich tippte eine Reihe von Anweisungen in den Sequenzierer, die mir Auskunft über Aufbau und Zusammensetzung der DNS liefern sollten, und lehnte mich zurück.
»So«, murmelte ich, »jetzt werden wir sehen, ob Sarah mit ihrer Vermutung Recht hatte.«
Elieshi runzelte die Stirn. »Erklären Sie es mir, David. Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
Wir hatten noch einige Minuten Zeit, ehe uns das Gerät ein Ergebnis liefern würde, und so erzählte ich ihr von meinem Verdacht.
»Sehen Sie«, begann ich. »Alles Leben auf unserem Planeten wird durch vier Basen definiert – Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin –, die sich zu Dreiergruppen, den so genannten Tripletts, zusammenfügen. Bei vier verschiedenen Basen und drei verschiedenen Möglichkeiten, sie anzuordnen, ergeben sich allein für diese kleine Einheit vierundsechzig verschiedene Alternativen. Betrachtet man eine Base als Buchstaben und ein Triplett als Wort, so lässt sich das gesamte Wissen der Evolution in einem Molekülstrang darstellen. Ähnlich, wie man
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