Reptilia
Prototyp würde in naher Zukunft die gesamte Kriminalistik revolutionieren. Er war klein, leicht und konnte praktisch an jedem Ort eingesetzt werden, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen. Keine Ausfallzeiten mehr beim Warten auf die Ergebnisse aus den hoffnungslos überlasteten Genlabors. Eine winzige Probe des zu untersuchenden Materials genügte, und das Ergebnis lag spätestens nach einer halben Stunde auf dem Tisch.
»Also denn«, murmelte ich leise und schaltete das Gerät ein. Ein summendes Geräusch kündigte seine Betriebsbereitschaft an. Der Monitor begann zu leuchten, und es erschien eine Abfolge von Testkalibrierungen. Dreißig Sekunden später las ich in grün leuchtenden Lettern die Mitteilung:
STATUS IN ORDNUNG – GERÄT BETRIEBSBEREIT
Ich öffnete den Pfeil, füllte den Inhalt einer Kammer in ein antiseptisch verpacktes Reagenzglas und ließ ihn zurück in sein kühles Bett gleiten. Dann öffnete ich am Sequenzierer den Schacht für die DNS-Probe und setzte das Glasröhrchen ein. Ein elektronisches Piepsen deutete an, dass die Probe erkannt und akzeptiert wurde, und die Klappe schloss sich wie von Geisterhand. Der Monitor erwachte zum Leben.
Ich wählte zwei Analyseverfahren, bei dem man eine Mischung aus DNS-Fragmenten gezielt nach einer bestimmten Sequenz durchsuchen konnte. Mich interessierte natürlich besonders, ob die Informationen auf Mokéles DNS mit denen des menschlichen Gens kompatibel waren. Lady Palmbridge hatte mich auf einer beiliegenden CD mit umfangreichem Referenzmaterial ausgestattet.
Die Eingabesequenz war damit abgeschlossen, und ich wurde informiert, dass es bis zum endgültigen Ergebnis etwa eine halbe Stunde dauern würde.
Ich streckte mich, warf einen kurzen Blick auf die Biologin, die immer noch hochkonzentriert arbeitete, und verließ dann das Zelt. Wie sollte ich mir bis zum Ergebnis die Zeit vertreiben? Mir kam eine Idee. Ich konnte ja versuchen, Sarah zu erreichen. Sixpence hatte mich ja schließlich in die Bedienung des Satellitenreceivers eingeführt. Das Gerät stand wie immer auf Stand-by, und so stöpselte ich das Kabel meines Handys in die dafür vorgesehene Buchse, wartete auf das Freizeichen und wählte dann die Nummer. Es dauerte eine Weile, bis ein Knacken ertönte.
»Hallo?« Ihre Stimme klang so weit weg, dass ich den Hörer ans Ohr pressen musste, um sie zu verstehen. Und doch spürte ich beinahe augenblicklich ein warmes Kribbeln im Bauch.
»Sarah! Ich bin’s, David.«
»David!« Es war beinahe ein Schrei. »Wo steckst du? Wie geht es dir? Ich habe schon die ganze Zeit auf einen Anruf von dir gewartet.« Die Verbindung brach für einen Augenblick ab, ehe ich wieder ihre Stimme vernahm. »Warum hast du dich nicht eher gemeldet? Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge.«
»Tut mir leid«, antwortete ich, »aber es war nicht eher möglich. Hier ist so viel geschehen. Die letzten Tage waren aufregender als alles, was du dir vorstellen kannst. Aber es geht mir einigermaßen. Und ich vermisse dich«, fügte ich hinzu, um sie nicht zu beunruhigen. Aber es war zu spät. »Was heißt einigermaßen?« Sarahs Stimme bekam einen drängenden Klang. »Kannst du reden?«
Ich sah mich um. »Ja. Es ist gerade niemand da.«
»Dann schieß los.«
Ich redete wie ein Wasserfall, und es dauerte fast zwanzig Minuten, bis ich ihr alles erzählt hatte. Dann aber kam ich zum Tod von Sixpence, und meine Stimme begann zu stocken. Ich stammelte noch ein paar Worte und verstummte dann.
»Und dann?« Ihre Stimme bekam etwas Flehendes.
»Sixpence ist tot. Er starb heute vor meinen Augen.«
»Mein Gott.« Ich hörte ihren Atem. »Was ist passiert?«
Ich erzählte ihr von unserem Tauchgang, der anschließenden Flucht und dem Kampf um das Flugzeug. Die blutigen Details ersparte ich ihr, denn sie war erfahren genug, um zu wissen, wie so etwas aussah. Sarah schwieg einen Moment, während sie über das, was ich erzählt hatte, nachdachte. Als sie wieder sprechen konnte, interessierte sie sich überraschenderweise mehr für den Tauchgang als für das Drama danach. »Wir hatten also Recht, was diesen Meteoriteneinschlag betrifft«, flüsterte sie. »Es gibt eine Verbindung zwischen Mokéle und diesem Ereignis. Du sagtest, die Strahlungswerte seien am Grund des Sees höher als oben?«
»Um einiges.«
»Und was war mit den Stimmen, die du gehört hast?«
»Das ist nicht der Rede wert. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet. Da unten war es stockfinster, und
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