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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mit den sechsundzwanzig Buchstaben des Alphabets das gesamte Wissen der Menschheit niederschreiben kann.«
    »Ist mir bekannt«, zwinkerte Elieshi mir zu. »Ich bin Biologin, falls Sie es vergessen haben.«
    Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. »Ich wollte die Geschichte nur gerne von vorn erzählen. Das erste Mal, als mir der Verdacht kam, dass der Schlüssel zu unserem Problem im genetischen Code liegen könnte, erklärte meine Freundin Sarah mir, der Lac Télé sei ein Impakt, also ein Meteoritenkrater.«
    »Dann ist sie also doch ihre Freundin«.
    »Das habe ich nie bestritten«, entgegnete ich, während ich versuchte, mich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. »Die meisten Meteoriten, die auf der Erde gefunden wurden, zeigten ein erhöhtes Maß an Radioaktivität. Daher war es so wichtig, den Geigerzähler mitzunehmen. Wie ich feststellen konnte, herrschen unten auf dem Grund des Sees Strahlungswerte, die knapp unterhalb des für den Menschen schädlichen Bereichs liegen. Ihnen als Biologin brauche ich ja nicht zu erklären, wie sich Radioaktivität auf hoch entwickelte Lebewesen auswirkt.«
    »Sie führt zu Mutationen.«
    »So ist es. Zu einer sprunghaften Veränderung des Erbguts. Und zwar zu einer umso höheren, je weiter oben das Lebewesen auf der entwicklungsgeschichtlichen Leiter steht. Ein hoch entwickeltes Lebewesen wie ein Dinosaurier, in dessen Lebensabschnitt dieser Meteorit eingedrungen ist, wäre an den Folgen der Strahlung entweder zugrunde gegangen …«
    »… oder er hätte überlebt und sich angepasst«, führte Elieshi den Satz zu Ende. »Was ich aber für sehr unwahrscheinlich halte. In den meisten Fällen führt radioaktive Strahlung zu irreparablen Schäden im Erbgut. Als ob ganze Teile der Information wild durcheinander gewürfelt und wieder zusammengesetzt werden. Die Folgen münden zu 99 Prozent in einer Katastrophe.«
    »Nicht wenn es über eine ausreichende Menge an Reparatur-Genen verfügt, die die beschädigten Teile wieder funktionsfähig machen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das ist ja eine abenteuerliche Theorie. Wo sollen diese Reparatur-Gene denn herkommen?«
    »Vielleicht kommen wir langsam dem Geheimnis des Meteoriten auf die Spur. Vielleicht ist das der Grund, warum Lady Palmbridge so um Geheimhaltung bemüht ist.«
    »Meinen Sie, sie wusste von all dem hier?«, Elieshi ließ ihren Finger kreisen.
    Ich nickte. »Der Meteorit, sein Alter, die Radioaktivität – sie muss all diese Fakten gekannt und in Betracht gezogen haben. Anders ist die Beharrlichkeit, mit der sie dieses Projekt vorwärts getrieben hat, nicht zu erklären. Als sie dann Emilys Aufnahme von Mokéle in die Finger bekommen hat, war die Sache für sie klar.«
    »Aber eines verstehe ich nicht«, sagte Elieshi. »Selbst wenn Mokéles Erbgut eine mutierte Form von Saurier-DNS ist, hätte es doch vom Sequenzierer erkannt werden müssen.«
    Ich nickte. »Vorausgesetzt, die Mutationen sind nicht so gravierend, dass sie außerhalb des Messbereiches des Gerätes liegen.«
    In diesem Moment erwachte der Monitor wieder zum Leben und zeigte das Ergebnis der chemischen Analyse an. Obwohl ich damit gerechnet hatte, etwas Ungewöhnliches zu erfahren, klappte mir doch der Unterkiefer herunter. Was dort stand, war für jemanden, der mit beiden Beinen fest auf dem Fundament der Naturgesetze stand, schwer zu glauben.
    »Fünf Basen?« Elieshi schnappte nach Luft. »Sehen Sie sich das an. Nach der chemischen Analyse handelt es sich um Uracyl. Aber was um Himmels willen tut es hier?«
    »Ich habe keine Ahnung«, murmelte ich. »Alles, was ich weiß ist, dass wir damit eine wesentlich größere Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten erhalten …« Ich bekam ein mulmiges Gefühl im Magen, als mir die Tragweite dieser Entdeckung bewusst wurde. »Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Informationsträger würde sich annähernd verdoppeln. Statt bisher vierundsechzig gäbe es jetzt einhundertfünfundzwanzig Kombinationsmöglichkeiten.«
    »Sogar noch mehr«, sagte Elieshi und tippte auf den Monitor, auf dem der Computer eine Ansicht des neu entstandenen DNS-Stranges darstellte. »Sehen Sie sich das an«, flüsterte sie, »die Basen ordnen sich nicht zu Dreier-, sondern zu Vierer-Abschnitten an. Zu einem Quadruplett, wenn es das überhaupt gibt.«
    »Gibt es. Aber das hieße ja …«, ich überschlug die Zahl in meinem Kopf, »… es gäbe nicht nur einhundertfünfundzwanzig, sondern sechshundertfünfundzwanzig mögliche

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