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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zurückgezogen, ohne wenigstens ein Lebenszeichen von sich zu geben? Es ist so sinnlos.«
    »Vielleicht stehen die Antworten in ihrem Tagebuch«, schlug Elieshi vor und griff nach dem roten Buch. »Darf ich?«
    »Gern«, flüsterte ich, während ich Emilys Körper an mich drückte. »Mir ist jetzt nicht nach Lesen zumute.«
    Sie schlug den hinteren Teil auf und versuchte die Eintragungen zu entziffern, was nicht einfach war, denn die Notizen waren mit zittriger Schrift verfasst worden.
     
    Dienstag, 9. Februar, 08:20 Uhr
    Bin todmüde. Habe die letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht. Sämtliche Medikamente sind aufgebraucht, und ich kann die Entzündung nicht stoppen. Die Infektion brennt sich wie Feuer durch meinen Körper. Kann meine Männer nur noch mit Waffengewalt davor zurückhalten, sich dem Rettungstrupp zu stellen. Die Soldaten wurden sicher auf Drängen meiner Mutter hierher ausgesandt. Wie hätte sie auch ahnen können, dass sich die Situation inzwischen völlig verändert hat? Das Geheimnis des Lac Télé darf auf keinen Fall in die falschen Hände gelangen, schon gar nicht in die Hände der kongolesischen Regierung. Es steht zu viel auf dem Spiel. Ich habe damit begonnen, sämtliche Daten und Notizen zu löschen, ohne dass die anderen etwas davon mitbekommen. Sie würden es nicht verstehen.
    Wir wissen nicht, was das heute früh für eine schreckliche Explosion war, aber das Geräusch kam eindeutig aus der Richtung des Soldatenlagers. Vielleicht wurden sie angegriffen, vielleicht hat sich auch ein Unfall ereignet. Antoine wollte nachsehen, aber ich war dagegen. Die Männer dürfen uns nicht finden, sonst ist alles verloren. Noch bis vor kurzem hätte ich mich liebend gern zu erkennen gegeben, aber die Erkenntnisse, die ich im Laufe der Zeit gewonnen habe, zwingen mich zum Umdenken. Mein Team steht kurz vor einer Meuterei. Alle sind krank.
    Jetzt, wo die Soldaten den Tempel entdeckt haben, weiß ich nicht, wie lange ich meine Männer noch im Zaum halten kann. Ich fürchte, mir bleibt nur noch eine Wahl.
     
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf. »Was meint sie damit? Geht die Eintragung noch weiter?«
    »Allerdings.« Elieshi hob ihren Blick und sah mich dabei auf eine merkwürdige Weise an. »Ich weiß aber nicht, ob Sie das wirklich hören wollen.«
    »Es muss sein«, erwiderte ich. »Ich muss genau wissen, was hier vor sich gegangen ist.«
    Sie seufzte. »In Ordnung.«
     
    Es ist vollbracht. Ich habe das Unvorstellbare getan. Sie sind tot. Alle. Sie waren meine Freunde und meine treuen Gefährten. Sie haben ihr Leben für mich eingesetzt, und so habe ich es ihnen gedankt. Möge der Herr mir vergeben.
    Sie wollten heimkehren. Als ob ich das nicht auch liebend gern getan hätte. Aber wenn das geschehen wäre, hätten sie geredet. Sie alle hätten geredet und das Geheimnis, das diesen Ort umgibt, ausgeplaudert. Zum Glück ging alles sehr schnell. Sie werden kaum etwas gespürt haben. Was danach kam, war ungleich schwieriger. Nur mit größter Mühe konnte ich ihre Leichen nach draußen schaffen und beerdigen. Wenigstens hatten sie ein christliches Begräbnis. Habe für Antoine sogar ein Kreuz geschnitzt. Man mag mich für meine Tat verurteilen, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Sie sind etwas Besonderes. Sie haben eine Gabe, die wir nicht verstehen, und wir haben nicht das Recht, sie zu verfolgen oder zu töten. Doch genau das würde passieren, wenn bekannt würde, womit wir es zu tun haben. Teams aus aller Welt würden kommen und sie auf dem Altar der Wissenschaft opfern. Und die, die überleben würden, müssten in irgendwelchen Zoos oder Beobachtungsstationen dahinvegetieren, als Versuchsobjekte im Dienste der Forschung. Wenn ich den Menschen nur hätte zeigen können, was sie mir gezeigt haben. Aber sie sind sich ihrer Fähigkeiten kaum bewusst. Und solange ich noch einen Funken Leben in mir spüre, werde ich ihr Geheimnis wahren. Was ich getan habe, ist unverzeihlich, aber ich musste es tun.
    Mutter, ich bete zu Gott, dass du mich verstehst, wenn du diese Zeilen liest.
    Kann mich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten. Spüre, wie das Leben meinen Körper verlässt. Jenen, die dieses Buch finden, kann ich nur noch einen letzten Wunsch hinterlassen: Meiden Sie den Lac Télé, wahren Sie sein Geheimnis, und erzählen Sie niemandem davon. Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, auch wenn es ihm schwer fallen wird, das zu akzeptieren.
    Emily Palmbridge
     
    »Das war der letzte

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