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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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im Windzug hin und her und beleuchteten die Wände mit einem gespenstischen Licht. Ob es irgendwo ein Becken gab, aus dem das immerwährende Licht gespeist wurde? Oder entsprang das Öl in natürlicher Form dem Boden? Und wie kam es, dass das System nach dieser langen Zeit immer noch funktionierte? Rätsel über Rätsel.
    Ich ließ meinen Blick schweifen. Das Gewölbe, das wir betraten, wurde durch Säulen gestützt, die den Umfang ausgewachsener Bäume hatten und gegen die wir wie Zwerge wirkten. Der Anblick dieses archaischen Bauwerkes war atemberaubend. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ich mich satt gesehen hatte.
    »Lassen Sie uns weitergehen«, sagte ich zu Elieshi und setzte mich, ohne eine Antwort abzuwarten, in Bewegung. Egomo deutete vor uns auf den Boden. Die Schleifspur, die wir im angrenzenden Raum gesehen hatten, zog sich weiter. Er hatte also wieder einmal Recht gehabt. Wie ein roter Faden führte uns die Spur in unbekannte Tiefen.
    Unsere Taschenlampen waren von nun an überflüssig. Langsam und mit der gebührenden Vorsicht gingen wir weiter. Doch bereits nach wenigen Schritten musste ich anhalten. »Sehen Sie sich das an, Elieshi«, flüsterte ich und deutete auf die Wände, die mit Reliefs bedeckt waren, wie man sie kunstvoller nicht einmal im British Museum zu sehen bekam. Ich sah Szenen einer bizarren Götterwelt, deren Phantasie und Ausdruckskraft überwältigend waren. Da waren konisch geformte Gebäude, zwischen denen geflügelte Streitwagen flogen, Brunnen, aus denen haushohe Wasserfontänen spritzten und sechseckige Pyramiden. Es gab Terrassen, Gärten, Triumphbögen und Haine, zwischen deren Bäumen seltsame Gottwesen einhergingen. »Sieht ägyptisch aus«, sagte Elieshi. »Allerdings muss ich zugeben, dass ich kein Experte in diesen Dingen bin.«
    »Ich leider auch nicht«, gab ich zu. »Doch ich wage zu bezweifeln, dass die Ägypter hiermit zu tun haben. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass es eher umgekehrt ist. Diese Götterwelt sieht viel archaischer aus als die der Ägypter. Nicht so vermenschlicht. Eher wie …«
    » Na?«
    Ich seufzte. Eigentlich hatte ich das Thema nicht anschneiden wollen, aber nun, da ich mich verplappert hatte, konnte ich auch die ganze Geschichte erzählen.
    »Haben Sie schon einmal von der Theorie gehört, dass sowohl die Pyramiden als auch der Sphinx viel älter sind als gemeinhin angenommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nun, zum Beispiel finden sich auf den Sphinx Erosionsrinnen, die von oben nach unten verlaufen. Spuren von Winderosion verlaufen horizontal. Es kann also nur Wassererosion sein. Dabei hat es seit beinahe sechstausend Jahren in der Sahara kaum geregnet. Die Wüste existierte bereits lange ehe sich die Ägypter dort ansiedelten. Es gibt Theorien, nach denen die Pyramiden von Gizeh mehrere tausend Jahre vor den Pharaonen gebaut wurden. Sie haben sie einfach zu Grabmälern umgebaut und sich ins gemachte Nest gesetzt, um es salopp zu sagen.«
    »Von wem wurden sie dann erbaut, wenn nicht von den Pharaonen? Etwa von den Göttern?« Ihr Blick ließ mich zu der Überzeugung gelangen, dass sie diese Frage absolut ernst meinte. Warum auch nicht. Angesichts der Dinge, die uns umgaben, war alles möglich.
    »Moderne Theorien gehen von einer Hochkultur aus, die viel älter ist als die der Ägypter«, fuhr ich fort. »Sie existierte zu einer Zeit, als die Sahara noch grün und fruchtbar war und dort noch Elefanten und Nashörner lebten.«
    »Vielleicht auch Kongosaurier?« Elieshi sah mich erwartungsvoll an.
    »Wäre möglich. Doch von dieser Kultur fehlte bisher jede Spur.«
    Ich zuckte mit den Schultern. » Alles, was man bisher fand, waren Spuren, Zeichen und Indizien. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es eine Grabung am Rande des Djebel Uweinat, an der Grenze zu Libyen und dem Sudan, gegeben haben, in deren Verlauf man auf eine sechsseitige Pyramide gestoßen ist. Doch aus irgendwelchen Gründen ist nie etwas Genaues darüber bekannt geworden. War wahrscheinlich eine Zeitungsente.«
    »Dies hier ist aber keine Ente.« Elieshis Augen leuchteten. »Wenn das stimmt, was Sie da eben gesagt haben, dann könnte es doch durchaus sein, dass wir endlich eine Spur gefunden haben, die diese Theorie untermauern würde.«
    »Mehr als nur eine Spur. Es wäre das Missing Link«, erwiderte ich. »Und damit ebenso sensationell wie die Entdeckung des Mokéle m’Bembé.« Mit glänzenden Augen wandte ich mich wieder den Reliefs zu. Jedes Bild war anders, doch

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