Reptilia
ich so ausgezeichnet gegessen hatte. Maloney und Sixpence schien es ähnlich zu gehen, denn sie lehnten sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück, streckten die Beine aus und beobachteten mit einem Ausdruck vollkommener Glückseligkeit, wie Miranda den Tisch abräumte und Kaffee servierte.
»Alles was recht ist, Lady Palmbridge«, sagte Maloney, als die Tür hinter der Köchin ins Schloss fiel, »mit dieser Köchin haben Sie einen exzellenten Griff getan. Ich wünschte, jemand mit ihren Qualitäten ließe sich bei uns finden.« Er öffnete einen Knopf an seiner Jagdweste und streckte den Bauch heraus.
»Allerdings wäre das tödlich für meine Figur.«
»Nicht wahr? Wobei ich zugeben muss, dass sie sich heute Abend besonders viel Mühe gegeben hat. Vielleicht, weil wir so selten Gäste haben.«
Maloney entnahm seiner Weste eine silberne Dose, öffnete sie und bot uns eine seiner wohlduftenden Zigarren an. Als wir dankend ablehnten, zuckte er mit den Schultern, nahm sich selbst eine und zündete sie an. »Lady Palmbridge, ich denke, Sie sollten uns nicht länger auf die Folter spannen. Wollen Sie uns nicht endlich verraten, warum Sie uns haben kommen lassen?« Er blies den Rauch in die Luft, und sofort erfüllte ein mildes Vanillearoma den Raum. Alle Augen richteten sich auf unsere Gastgeberin. Sie erhob sich langsam, und ich hatte den Eindruck, es würde ihr schwer fallen, aufzustehen. Das Alter schien jetzt noch deutlicher auf ihr zu lasten. Als sie den Gong schlug, trat Aston, der draußen vor der Tür gewartet hatte, ein. Auf einen Wink seiner Herrin ging er an die Schrankwand, öffnete eine Doppeltür und förderte einen Beamer zutage. Dann dimmte er die Beleuchtung und schaltete das Gerät ein. Ein weißes Rechteck, auf dem ein Firmenlogo abgebildet war, zeichnete sich auf der gegenüberliegenden Wand ab.
»Danke, Aston, das war dann alles«, sagte unsere Gastgeberin. Sie wartete, bis der Diener den Saal verlassen hatte, und begab sich dann zu dem Projektionsgerät.
»Ehe ich Ihnen genau erkläre, warum ich Sie hergebeten habe, möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick über Palmbridge Genetic Engineering , kurz PGE , geben.« Sie setzte den Beamer in Betrieb, und wir sahen einige flache weiße Gebäude aus der Vogelperspektive, eingebettet in eine karge, felsige Wüstenlandschaft. Ein hoher doppelter Maschendrahtzaun umgab das Gelände und ließ es wie den Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses erscheinen.
»Die Anlage wurde bereits in den Siebzigerjahren gebaut«, erläuterte sie. »Damals diente sie noch der Nuklearforschung, was auch die Lage fernab von menschlichen Siedlungen in den Calveras, am Fuße der Sierra Nevada, erklärt. Doch nachdem klar wurde, dass die Atomenergie sich auf Dauer nicht durchsetzen würde, stellte man den Betrieb ein. Für meinen Mann, der mit Viren und anderen aggressiven Lebensformen experimentierte, war dieses Areal natürlich ideal, sowohl was seine Lage als auch seine Sicherheitsstandards betraf. Was Sie auf diesen Bildern nicht sehen, sind die vier Stockwerke, die in die Tiefe reichen. Dort unten befinden sich die Labors der höchsten Sicherheitsstufe, in denen wir an den wirklich interessanten Objekten arbeiten.« Die Kamera sauste auf die Erdoberfläche hinab, vorbei an einem Wachturm, dem Pförtnerhaus und hinein in das Hauptgebäude. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir eine Computersimulation sahen. Die Wüste, die Sträucher, sogar die Joshua-Bäume, sie alle waren künstlich. Beeindruckt von dem hohen Maß an Realismus ließ ich mich tiefer in die virtuelle Welt hineinziehen.
»Was Sie eben auf der linken Seite gesehen haben, sind die Wohnbereiche und das kleine E-Werk, das die Anlage mit Energie versorgt«, erläuterte sie, und ihrer Stimme war anzuhören, wie sehr es ihr gefiel, über das Lebenswerk ihres Mannes zu sprechen. Alle Mattigkeit war von ihr abgefallen, und plötzlich stand sie so vor uns, wie sie früher einmal gewesen war, eine Frau voller Kraft und Tatendrang.
»Jetzt durchqueren wir den Verwaltungstrakt mit seinen Büroräumen und kommen in die Bereiche, in denen wir mit Mikroben und anderen Kleinstlebewesen arbeiten.« Die virtuelle Kamera glitt vorbei an Umkleideräumen, in denen gelbe Schutzanzüge hingen, während Texteinblendungen uns über die chemischen Duschen informierten, die die Wissenschaftler passieren mussten, wenn sie sich in die tieferen, gefährlicheren Bereiche begaben. Wir sahen die Transfektions- und
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