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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sich die Hadrosaurier, eine Form der Entenschnäbler, zu einer Art Echsenmensch weiterentwickelt hätten, wären sie nicht vor fünfundsechzig Millionen Jahren von einem gigantischen Meteoriten vernichtet worden.«
    »Saurier und Echsenmenschen. Ich glaube, ich brauche jetzt noch etwas Hochprozentiges«, sagte Maloney und stand auf.
    »Da schließe ich mich an.« In der Hoffnung, nicht unhöflich zu erscheinen , folgte ich ihm zur Bar, während wir uns viel sagende Blicke zuwarfen. Maloney schenkte sich wie gewohnt einen Whisky ein, während ich mich diesmal für Brandy entschied. Mit unseren Gläsern bewaffnet, gingen wir zurück auf unsere Plätze.
    »Was mir nicht einleuchten will …«, nahm ich den Faden wieder auf, »… ist die Frage, woher Sie die DNS nehmen wollen, wenn die Sache mit dem Bernstein und dem fossilen Erbgut doch schon gescheitert ist.«
    »Was für eine Frage. Wir werden die DNS natürlich einem lebenden Exemplar entnehmen.«
    Ich musste mich beherrschen, mich nicht zu verschlucken. Es wäre schade um den Brandy gewesen. Das wurde ja immer absurder. »Einem lebenden Exemplar?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie hatte also doch den Verstand verloren. Aber ich versuchte mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen und spielte das Spiel weiter. »Und wo, glauben Sie, einen lebenden Dinosaurier auftreiben zu können? Etwa im Loch Ness?«
    In diesem Moment streifte mein Blick das Foto von Emily über dem Kamin, und für einen Moment wünschte ich mir, sie wäre jetzt hier. Doch sie war ja weit weg … im Kongo!
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würden die Wände des Raumes sich verschieben. Nein, das war doch nicht möglich! Niemand konnte so verrückt sein!
    Mit einem triumphierenden Blick wandte sich Lady Palmbridge an uns. »Meine Herren, sagt Ihnen der Name Mokéle m’Bembé etwas?«
    Maloney schüttelte den Kopf. »Nie gehört. Was soll das sein? Klingt irgendwie afrikanisch.«
    Mrs. Palmbridge ließ ein schmales Lächeln aufblitzen. »Sind Sie mit dem Begriff Kryptozoologie vertraut?«
    Er blickte die alte Dame verwundert an. »Krypto… was?«
    »Kryptozoologie – ein Begriff aus dem Griechischen«, erläuterte sie. »Die Lehre von den verborgenen Tieren. Lebewesen, die nur in Legenden existieren und deren Existenz noch nicht bewiesen wurde. Es gibt einige interessante Ansätze in dieser relativ jungen Wissenschaft. Sie bringt frischen Wind in die verstaubten Archive und Studierstuben. Man denke nur an die Entdeckung einer seit 65 Millionen Jahren ausgestorben geglaubten Gattung wie dem Quastenflosser.«
    »Das war ein Zufallstreffer«, entgegnete ich, der ich mit der Materie zwar nicht vertraut war, aber doch hin und wieder etwas darüber in einschlägigen Zeitschriften gelesen hatte. »In den meisten Fällen stiftet die Kryptozoologie heillose Verwirrung. Es ist ein undurchdringlicher Dschungel aus Mythen und Legenden, in dem sich Fiktion und Realität untrennbar vermischt haben. Die Berichte vom Yeti, von Sasquatch dem Waldmenschen und vom Monster im Loch Ness sind alles Fantastereien. Nichts, womit sich ein ernsthafter Wissenschaftler abgeben würde. Meistens gibt es eine ganz einfache Erklärung für das, was abergläubische Ureinwohner oder malariabefallene Reisende glaubten gesehen zu haben«, ergänzte ich im Brustton der Überzeugung.
    »Wer oder was genau ist denn nun ein Mokéle m’Bembé «, unterbrach mich Sixpence.
    »Der Begriff kommt aus der Bantu-Sprache und bedeutet so viel wie großes Tier oder Tier, das einen Fluss stoppen kann «, erklärte Lady Palmbridge, während sie aufstand und ein in Leder gebundenes Buch aus dem Regal zog. »Also ein Tier von solchen Ausmaßen, dass es den Lauf ganzer Flüsse aufhalten kann.« Sie näherte sich unserem Tisch. Das Buch trug den Titel In Search Of Prehistoric Survivors und stammte von Dr. Karl P. N. Shuker. Sie schob einen Finger zwischen die Seiten und ließ das Buch an einer bestimmten Stelle aufklappen. »Das ist er.«
    Wir scharten uns um den Tisch. Zu sehen war ein unscharfes Foto, das offensichtlich aus einem Flugzeug aufgenommen worden war und einen See inmitten des Urwalds zeigte, aus dem ein schmaler, rüsselartiger Hals ragte. Daneben sah man eine eher unbeholfene Handskizze, die das ganze Tier darstellte. Eine Art Plesiosaurus, wie er vor 150 Millionen Jahren die Meere des Jura beherrschte.
    »Ziemlich schlechte Aufnahme«, brummelte Maloney und blies den Rauch seiner Zigarre über das Papier. »Wie groß soll der

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