Republic Commando 01 - Feindkontakt
meine Ohren habe, ist meine Sache.« Jinart hielt abrupt an, drückte ihre Schnauze in den Boden und schnaubte ein paar Mal kräftig. »Hier. Grabe genau hier.«
»Ich hoffe, sie wissen, dass wir genau über ihnen sind.«
»Das sind wir nicht. Sie sind noch ungefähr zehn Meter weiter hinten im Tunnel. Wenn du dort gräbst, wo sie sind, würdest du sie vielleicht völlig zuschütten.«
Etain war sich nicht sicher, ob Jinart einen generellen Kommentar über Rettungsmaßnahmen machte, oder ob er auf ihre Fähigkeiten abzielte. Aber es war ihr auch egal. Darman war dort unten und er brauchte ihre Hilfe. Atin war zwar auch dort unten, aber sie wurde von dem Gedanken an Darman getrieben, weil… weil er ein Freund war.
Sie konnte sich ausmalen, wie er ihr den Ratschlag gab, dass Sentimentalität ein Luxus war, den sich ein Commander nicht leisten konnte.
»Also los«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Jinart.
Etain kniete sich neben den Weg, den der Tunnel unter der Erde einschlug und legte ihre Hände flach auf den Boden. Als sie ihre Augen schloss, stellte sie sich den Bau vor und sah die unebenen Wände mit Baumwurzeln, die wie knotige Seile aus ihnen hervorstachen, vor sich. Sie sah kleine Steine und Flöze gelblichen Lehms.
Mit wachsender Konzentration sah sie dünnere Wurzeln und dann die einzelnen Mineralkristalle und Adern organischen Materials. Sie fühlte, wie sich ihr Atem verlangsamte und sich änderte, so als würden ihre Lungen nicht arbeiten, sondern vielmehr, als ob die
Luft von außen in ihren Körper und wieder hinaus drängen würde. Hinein und hinaus, langsam und rhythmisch.
Schließlich sah sie den freien Raum um jedes mikroskopisch kleine Körnchen. Er war nicht leer. Er war unsichtbar, aber nicht hohl. Etain spürte es. Sie kontrollierte ihn auf subatomarer Ebene. Sie spürte den Druck in ihrem ganzen Körper.
Alles was sie jetzt noch zu tun hatte war, ihn zu formen.
Sie stellte sich vor, wie der Raum an den Seiten des Tunnels dünner und enger wurde und die Wände zusammenpresste, sodass sie gegen einen Einsturz gestärkt waren. Über ihr – sie fühlte sich jetzt, als läge sie auf dem Rücken mit Blick nach oben – sah sie, wie der Raum sich ausdehnte.
Die Körnchen bewegten sich weiter auseinander. Freier Raum nahm ihren Platz ein und dieser freie Raum bewegte sich aufwärts und hob sie an. Und dann war da nur noch freier Raum.
Etain fühlte etwas Kaltes und Feuchtes an ihren Händen und öffnete die Augen. Sie kniete in feiner, krümeliger Erde, die aussah, als hätte sie ein geduldiger Gärtner durchgesiebt, um Samen einzupflanzen.
Sie schaute hinunter in einen offenen Graben. Zu beiden Seiten lag ein niedriger Wall mit Aushub, so sauber und regelmäßig, als hätte ein Bagger die Arbeit erledigt.
»Das«, meldete sich Jinarts Stimme neben ihr, »war wirklich außergewöhnlich.« Die Stimme des Gurlanins klang beinahe ehrfurchtsvoll. » Wirklich außergewöhnlich.«
Etain lehnte sich zurück. Statt der Erschöpfung, die sie normalerweise verspürte, nachdem sie die Macht dazu benutzt hatte, Objekte zu bewegen, fühlte sie sich erfrischt. Jinart glitt hinunter in den Graben und verschwand. Kurz darauf tauchte ein vertrauter, blau leuchtender, T-förmiger Visor aus der Dunkelheit des Grabens auf.
»Sie könnten jederzeit eine Karriere im Bauwesen anstreben, Commander«, sagte Darman.
Er kletterte aus dem Graben und ohne nachzudenken, warf Etain ihre Arme um ihn. Ihr Blaster klapperte an den Platten seiner Rüstung. Es war komisch, etwas zu umarmen, das sich wie ein Droide
anfühlte, aber sie war einfach zu überwältigt von der Erleichterung darüber, dass sie es geschafft hatten. Dann ließ sie ihn los und trat, auf einmal peinlich berührt, zurück.
»Ja, ich bin in einer Kloake gewesen«, sagte er verschämt. »Tschuldigung.«
Atins Stimme meldete sich aus dem Graben. »Dar, willst du noch die ganze Nacht für den Commander Model stehen, oder hilfst du mir vielleicht auch mal hier unten?«
»Als ob ich das vergessen könnte«, antwortete Darman.
Nach einigem Schnauben und Fluchen schafften es die beiden Commandos einen sorgfältig verschnürten Körper auf die Kante des Grabens zu hieven. Etain zog die Kapuze weg und starrte in die halb geöffneten Augen von Dr. Uthan. Ihr Bewusstsein schien immer nur für kurze Zeit aufzuflackern.
»Wie viel haben Sie ihr gegeben?«, fragte Etain.
»Genug, um sie ruhig zu stellen«, antwortete Darman.
Etain hoffte, die Frau
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