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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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die Fetzen flogen. Höpfner kam mit einer Sonnenbrille zum Dienst, um ein Veilchen zu verbergen.“
    „Gab es den jungen Mann wirklich?“
    „Da gab es einen, der bei ihnen aus- und einging. Ein Medizinstudent.“
    „Wissen Sie, wie der hieß?“
    „Max. Wie weiter, weiß ich nicht. Und auch nicht, ob er der Stein des Anstoßes war, derjenige, um den es bei dem Streit gegangen war.“
    „Dieser Sehring, war oder ist der auch bei der Polizei?“
    „Nein. Der war Pensionär und früher ein hohes Tier im diplomatischen Dienst“ – Eckert hob die Arme in die Höhe – „sagte Höpfner. Ich leg heutzutage für nichts mehr aus seinem Mund die Hand ins Feuer.“
    Reinfelds Anruf unterbrach die Unterhaltung.
    „Herr Raabe, Holger Sehring in Sulzbach ist tatsächlich der Geschäftsführer der Blumenboutique Raskolnikoff am Frankfurter Hauptfriedhof.“
    Raabe schnalzte mit der Zunge und erhob sich.
    „Wir müssen los, die Zeit läuft mit uns um die Wette.“
    Eckert stand mit Müller ebenfalls auf. Er begleitete die Kollegen aus Frankfurt zur Haustür.
     
    Die Hertz-Limousine erwartete sie diesmal an erlaubter Stelle, ergo knöllchenfrei. Kommissar Müller konnte endlich die Frage stellen, die seit Minuten an ihm nagte:
    „Was hat es mit dem Studenten Max auf sich – du bist bei dem Namen regelrecht zusammengezuckt.“
    „Vielleicht nichts, vielleicht eine Menge. Ein Medizinstudent Max gehört der großen Zahl der Vermissten an. Max Leitmeier, Sohn eines Arztes. Es gilt zu prüfen, ob er identisch ist mit diesem Studenten Max, der bei Sehring und Höpfner ein- und ausgegangen war. Wenn dem so wäre, puh ...“
    „Was dann?“
    „Dann würden zwei Vermisstenfälle auf Sehring hinweisen. Edmund Konrad und Max Leitmeier. Hoffentlich kann Dr. Leitmeier uns weiterhelfen. Aber da ist ganz was anderes … Setzen wir uns ins Auto, hier draußen im Stehen haut‘s dich um.“
    „Du kannst einem den Atem rauben!“ Müller deponierte den Krückstock auf die Rücksitze und stieg neben Raabe ein. „Nun sag schon!“
    „Wir haben Höpfners Mörder. Es ist Sehring, Höpfners einstiger Geliebter.“
    „Was?? Sehring lässt seinen Rivalen in der Versenkung verschwinden – sprich entführen – und tötet später den untreuen Gefährten!“
    „Ich hätte heute früh am Tatort schon drauf kommen müssen, als dieser Penner auf Edgar Selge hinwies. Dem sieht der einarmige Sehring vom Profil und der Statur her sehr ähnlich, und dann noch der amputierte Arm! Ich hatte mir seinerzeit, als ich Sehring in seiner Blumenboutique am Hauptfriedhof nach Edmund Konrad befragte, den Kopf darüber zerbrochen, an wen mich dieser unheimliche Typ erinnerte. Mir ist dabei der Schauspieler, der in einer Fernsehserie einen einarmigen Kommissar spielt, einfach nicht eingefallen.“
    „Und jetzt?“ Müller war überwältigt. „Was geschieht jetzt?“
    „Wir brauchen bei unserer Ankunft in Frankfurt einen Haftbefehl gegen Sehring. Mandel muss das arrangieren.“
    „Der ist doch jetzt nicht mehr im Büro.“
    „Ich hab seine Privatnummer und darf sie in Notfällen auch benutzen, und Mandel hat die Erlaubnis, in eiligen Fällen Richter Henneberger, egal was die Uhr sagt, zu aktivieren.“ Raabe musste grinsen. Ein parfümduftender Schal und ein Paar hochhackige Pumps aus rotem Lackleder kamen ihm in Erinnerung.
    „Wir starten also eine Nachtaktion?“
    „Genau das. Wann kommt der nächste ICE in Frankfurt an, den wir noch erreichen können?“
    Müller zog den Fahrplan aus der Rocktasche und sah nach.
    „Morgen früh. Zwei Uhr dreiundfünfzig.“
    „Mandel schafft das bis dahin.“
    Nach dem Telefonat mit dem Chef fuhren sie zum Bremer Bahnhof. Eigentlich hatten sie eine bequeme Hotelübernachtung mit ausreichendem Schlaf geplant ...
     
    Der ICE traf mit dreieinhalb Minuten Verspätung im Frankfurter Hauptbahnhof ein. Müller war bereits seit zwanzig Minuten wach. Und hatte seine Morgentoilette nach Katzenart erledigt. Er bestieg die Leiter zur oberen Koje und betrommelte die Matratze neben dem Minikissen, auf dem Raabes Kopf geräuschvoll ruhte.
    Sie waren die Letzten, die aus dem Zug stiegen. Der uniformierte Polizist, der sie am Bahnsteig erwartete, war erleichtert, dass ihre Gesichter mit den Fotos in seiner Hand übereinstimmten. „Ich befürchtete schon, ich hätte Sie verpasst“, sagte er nach der Begrüßung. Er war mit einem Dienstwagen hier und dem Auftrag, die beiden nach Sulzbach zu fahren. Er händigte Raabe einen

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