Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
mit Irma noch nicht ernst gemeint.
Es war ihm, als hörte er Schritte, er ging zum Flur und sah Frau Schröder ihre Jacke an den Haken hängen. „Herr Körner!“, rief sie überrascht, „darf man gratulieren?“
„Übermorgen – vielleicht und hoffentlich. Jetzt ist meiner Frau erst noch eine Atempause vergönnt. – Wo sind denn die Kollegen alle, das ist ja hier wie tot.“
„Die Außendiensttruppe ist wie üblich unterwegs und – Überraschung! Knöpfle ist draußen! Wir haben ihn vor zwei Stunden aus der Untersuchungshaft abgeholt. Er wollte unbedingt Raabe besuchen, Reinfeld hat ihn zur Klinik gefahren. Er muss jeden Augenblick zurück sein. Auch Hauser wird bald aufkreuzen. Der ist zum Flughafen, um herauszufinden, ob die betreffende Stewardess sich an den Mann erinnert, der an dem Lufthansaschalter anstelle von Konrad eingecheckt hatte. Die war bis gestern im Urlaub.“
„Knöpfle draußen! Das ist riesig. Wie ich ihn einschätze, kümmert er sich sofort ums Nötigste.“
„Bestimmt. Seine Entlassung hat so viel Wirbel gemacht, dass noch niemand meinen Bericht von heute beachtet hat. Haben Sie ihn schon gelesen?“
„Bin grad erst gekommen. – Gibt’s was Besonderes?“
„Reichlich Reaktionen auf Ihre Internetumfrage. Schauen Sie sich die Auflistung an. Ein echter Knüller dabei.“
Das Telefon läutete, Schröder eilte in ihr Büro, Körner setzte sich an den Rechner, klickte den Berichte-File ein. Eine Position, fettgedruckt und mit drei Ausrufezeichen versehen, ließ seinen Puls galoppieren:
„Private Vergabestelle Lisboa garantiert HIV-freie
Blutkonserven, Qualität 1a – 300 ml derzeit 50.000 Euro, solange Vorrat reicht.
www.LisboaSangre.de“
Körner stieß einen spitzen Pfiff durch die Zähne und tippte Reinfelds Handy an.
„Wenn ich mich recht erinnere, Hermann, ist deine jüngste Tochter Ärztin.“
„Da muß ich dich enttäuschen“, sagte Reinfeld, „sie ist nur MTA.“
„Hervorragend. Fachbezogen. Glaubhafte Interessentin. Würde die für uns einspringen?“
„Kommt darauf an, worum geht es?“
„Um einen glühheißen Draht. Hör gut zu ...“
„Ich bin in sechs Minuten im Büro. Hat es bis dahin Zeit?“
Sechs Minuten waren geprahlt, doch in acht schaffte er es vom Platz der Republik aus. Körner hatte die Auflistung der Reaktionen inzwischen ausgedruckt und die „heiße“ rot umrandet.
„Donnerwetter, würde Raabe jetzt sagen. Das ist in der Tat glühheiß. Ingelore kommt dummerweise als Strohfrau nicht infrage, sie ist nicht verheiratet, trägt also noch meinen Namen. Da kommt der Anbieter gleich drauf, dass Schnüffler dahinterstehen, wittert Unrat und pfeift uns was. Wir werden das anders angehen. Wir engagieren den Concierges-Service, da sind Exper...“ Die Tür ging auf und Hauser kam herein. „Was wollt ihr denn mit dem Concierge-Service?!“, fragte er und Reinfeld antwortete ihm:
„Es geht darum, dass jemand sich als Fachperson aus der Medizinbranche an einer Offerte interessiert zeigt, um herauszubringen, wer hinter der „Privaten Vergabestelle von garantiert HIV-freien Blutkonserven“ steckt. Hier – lies eine spektakuläre Reaktion auf Theos Umfrage im Internet.“
Hauser las, pfiff durch die Zähne. „Das ist super! Gratuliere, Theo! Den Concierge Service brauchen wir dazu aber nicht, ich bin sicher, Dr. Leitmeier übernimmt das mit Kusshand.“
„Ja, natürlich!“, rief Reinfeld, „das hätte mir verdammt noch mal selbst einfallen können. Arzt mit Klinik! Unverfänglicher geht es nicht.“
„Dazu noch ist er hochmotiviert!“, sagte Körner trocken.
Reinfeld war dabei, Leitmeier anzuwählen, erreichte ihn sogar und überredete ihn, schnellstens in die Kanzlei zu kommen. Er sagte nur: „Bis gleich“, und legte auf, ehe der Arzt dazu kam, Fragen zu stellen, die telefonisch besser nicht beantwortet werden sollten. Dann aktivierte er den Kaffeeautomaten und holte Tassen aus dem Schrank.
„Ist der von Königstein geflogen?“, rätselte Körner, als es eine Viertelstunde später viermal klingelte. Das war das teaminterne Zeichen, das Leitmeier als einziger Außenstehender kannte. Es war jedoch nicht der Arzt, sondern Hans Rehbein, aus Ibiza zurück, gelb im Gesicht von der Fahrt im Aufzug. Die Kollegen empfingen ihn mit unverhohlener Neugier.
„Ich muss gleich wieder fort, Peter seinen Koffer bringen, er konnte nicht zur Gepäckausgabe, ich will nur kurz berichten und dann bin ich wieder weg.“
„Zeigen Sie
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