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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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Edmund eindringlich ins Gesicht, bis der nickte, und fuhr fort: „… mit den dreien hat es etwas Besonderes auf sich“, fuhr Gerd fort, „sie bewegen sich tagsüber – und solange die Lampen hell strahlen – in ihren weißen Overalls so frei wie wir. Sobald es aber dämmert, begleiten zwei Betriebsschützer sie überall hin und bleiben nachts bis zum Hellwerden vor ihren Kemenaten sitzen.“
    „Vielleicht will man verhindern, dass sie weiße Frauen schwängern“, überlegte Edmund.
    „Nee, nee, dazu ist man viel zu sehr auf Nachwuchs erpicht“, sagte Gerd, „ganz gleich, ob schwarz oder weiß.“
    Angela verzog schmerzlich ihr Gesicht und legte ihre Hände schützend auf den Bauch.
    „Entschuldige, Angela – außerdem: Warum sollte man, wenn es so wäre, sie nur nachts bewachen? Kopulationen finden hier auch am Tage statt, sogar in aller Öffentlichkeit, ohne dass Mahnungen oder Verbote ausgesprochen werden.“
    „In aller Öffentlichkeit?“
    „Na klar! Geht mal an einem Sonntag ins ‚Pussikat ‘ . Halt, nein! Tut‘s nicht, es wird euch schlecht.“ Gerd schüttelte sich.
    „Die Version, sie von weißen Frauen fernhalten, fällt also aus. Ich habe …“
    „Im ‚Pussikat‘„, schnitt Gustav Angela das Wort ab, er schien fasziniert von dieser Art der Fortpflanzung, „davon hab ich schon gehört. Und du warst mal dort?“
    „Ganz kurz, bin rückwärts wieder raus. Nun zu dem möglichen Grund der Eskorte bei Dunkelheit. Ich denke mir, dass die Kameras die Schwarzen nicht erfassen. Sie könnten nächtens nackt herumschleichen und Fluchtwege erkunden.“
    „Du meinst, die schwarze Haut sei gegenüber der Videoüberwachung eine Art Tarnkappe? – Gut beobachtet“, lobte Edmund.
    „Könnte durchaus sein“, sagte Gustav. „Vielleicht erfassen ihre Kameras keine dunklen Farben – und wir tragen nicht von ungefähr weiße Anstaltskleidung. Schliche sich ein nackter Schwarzer nachts durch den Bau, könnte er allerlei ausbaldowern.“
    „Was mich darauf gebracht hat“, sagte Gerd, „ist folgende Beobachtung: Die drei Schwarzen verhalten sich im Schwimmbad und auf der Liegewiese, also in nackter Beschaffenheit, total undiszipliniert, beachten die Vorschriften nur lässig – unbewusst, denke ich – und werden niemals gerügt. Achtet da mal drauf.“
    Edmund versuchte, sich das Verhalten der Nigerianer in Erinnerung zu rufen. Es kam nicht viel dabei heraus und das Wenige konnte Einbildung sein.
    „Ich hab mir überlegt“, sprach Gerd weiter, ob wir uns mit den Nigerianern in Verbindung setzen und einen von ihnen motivieren können …“
    „Das dürfte schwierig sein“, sagte Edmund, soviel ich weiß, verstehen die Jungs weder Deutsch noch Englisch – und überhaupt … Aber ich muss schon sagen, dass deine Beobachtung ein erster Schritt zu einem Plan werden könnte.“
    Sie saßen im Kreis um den kreisrunden Tisch, tranken Tee und sinnierten.
    „Da fällt mir ein Buch ein, das ich vor Jahren gelesen habe“, erinnerte sich Angela, „von einer Amerikanerin, Grace Halsen, glaub‘ ich, und der Titel war ‚Soul Sister‘. Darin beschrieb sie ein Experiment, das sie mit sich selbst angestellt hat. Sie wollte wissen, wie‘s ist, eine Schwarze zu sein, und am eigenen Leib erfahren, wie die Leute dann mit ihr umgehen. Ihr stand ein Mittel zum Einnehmen zur Verfügung, das die Haut für einen begrenzten Zeitraum tiefdunkelbraun einfärbte. Aber was das war, weiß ich nicht mehr.“
    „Interessant“, bemerkte Gustav. „Gibt es in Repuestos einen Pharmazeuten – oder einen Chemiker?“
    „Keine Ahnung. Werde mich umhörn. Aber jetzt muss ich los. Hab in einer Stunde eine Verabredung“, sagte Gerd und zog ab. Auch Angela und Gustav brachen auf. Sie wollten ins Kino gehen. Heute lief „Das Schweigen der Lämmer“. Edmund kannte den Film und wollte sich den nicht noch mal antun. Er wandelte durch die Gassen und Pfade und stand bald vor dem Tor zur Jogging- und Radfahrbahn mit dem Schild:
     
    Fahrradausgabe Box 1
    Fahrradrückgabe Box 2
    Gebrauch der Fahrräder nur innerhalb des Geländes gestattet und auf die Bahnen 1 bis 10 beschränkt. Die Geschwindigkeit auf max. 10 km/h. Anzeige am Lenker.
    Jogging auf den Bahnen 11 und 12.
     
    Edmund wählte ein Rad ohne Schnickschnack und fuhr nur so schnell, dass ihm ein leichter Fahrtwind über die Stirn strich. Vielleicht würde er so die Kopfschmerzen loswerden. Eine Runde im Oval der Bahnen betrug drei Kilometer. Auf halber Strecke überfiel

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