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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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stärker schmerzt als die Umklammerung. »Es gab Tage, an denen ich darum bat – vor dem Einschlafen dafür betete. Das Einzige, was mich am Leben hielt, war der Glaube daran, dass ich dich wiedersehen würde, dass ich dich finden könnte – die Hoffnung.« Er lässt mich los und tritt noch einen Schritt zurück. »Also nein, ich verstehe dich nicht.«
    »Alex, bitte .«
    Er ballt die Hände zu Fäusten. »Hör auf, meinen Namen zu sagen. Du kennst mich nicht mehr.«
    »Ich kenne dich wohl.« Ich weine immer noch, unterdrücke die Krämpfe in meiner Kehle, schnappe nach Luft. Dies ist ein Albtraum, aus dem ich erwachen werde. Er ist als Monster zu mir zurückgekehrt, zusammengeflickt, gebrochen und voller Hass, aber ich werde aufwachen und er wird da sein, wie früher, wie ich ihn kenne. Ich greife nach seiner Hand, verschränke meine Finger mit seinen, selbst als er versucht, sich mir zu entziehen. »Ich bin es, Alex. Lena. Deine Lena. Weißt du noch? Erinnerst du dich an die Brooks Street 37 und die Decke, die wir im Garten hatten …«
    »Lass das«, sagt er mit brüchiger Stimme.
    »Und ich habe dich immer beim Scrabble geschlagen«, sage ich. Ich muss weiterreden, ihn dazu bringen, hierzubleiben und sich zu erinnern. »Weil du mich hast gewinnen lassen. Und weißt du noch, wie wir mal ein Picknick gemacht haben und das Einzige, das wir im Laden aufgetrieben haben, waren eine Dose Spaghetti und ein paar grüne Bohnen? Und du hast gesagt, wir sollten beides mischen …«
    »Lass das.«
    »Und das haben wir gemacht und es war gar nicht schlecht. Wir hatten solchen Hunger, dass wir alles aufgegessen haben. Und als es dunkel wurde, hast du zum Himmel gezeigt und gesagt, dass dort für alles, was du an mir liebst, ein Stern wäre.« Ich keuche, habe das Gefühl, gleich zu ertrinken; ich strecke blindlings die Hand nach ihm aus, fasse ihn am Kragen.
    »Hör auf.« Er packt mich an den Schultern. Sein Gesicht ist nur Zentimeter von meinem entfernt, aber unkenntlich: eine fürchterlich verzerrte Maske. »Hör einfach auf. Es ist vorbei, klar? Das alles ist jetzt vorbei.«
    »Alex, bitte …«
    »Hör auf!« Seine Stimme klingt scharf, hart wie ein Schlag. Er lässt mich los und ich stolpere rückwärts. »Alex ist tot, hörst du? All das – was wir gefühlt haben, was es bedeutet hat – ist jetzt vorbei, klar? Vergraben. Verweht.«
    »Alex!«
    Er hat sich schon abgewendet; jetzt fährt er noch mal herum. Das Mondlicht strahlt ihn an – grellweiß und wütend, ein zweidimensionales Kamerabild, vom Blitzlicht eingefangen. »Ich liebe dich nicht, Lena. Hörst du? Ich habe dich nie geliebt.«
    Mir bleibt die Luft weg. Alles bleibt weg. »Das glaube ich dir nicht.« Ich weine so heftig, dass ich kaum sprechen kann.
    Er kommt einen Schritt auf mich zu. Und jetzt erkenne ich ihn überhaupt nicht wieder. Er sieht völlig anders aus, hat sich in einen Fremden verwandelt. »Es war gelogen. Klar? Alles war gelogen. Wahnsinn, wie sie immer sagen. Vergiss es einfach. Vergiss, was gewesen ist.«
    »Bitte.« Ich weiß nicht, wie es mir gelingt, dort zu bleiben, warum ich nicht an Ort und Stelle zu Staub zerfalle, warum mein Herz weiterschlägt, da ich mir doch so dringend wünsche, es würde aufhören. »Bitte tu das nicht, Alex.«
    »Hör auf, meinen Namen zu sagen.«
    Da hören wir es beide: das Knacken und Blätterrascheln hinter uns, das Geräusch von irgendetwas Großem, das sich durch den Wald bewegt. Alex’ Gesichtsausdruck verändert sich. Die Wut verschwindet und wird durch etwas anderes ersetzt, eine starre Angespanntheit wie bei einem Reh kurz vor dem Scheuen.
    »Beweg dich nicht, Lena«, sagt er leise, aber seine Worte sind voller Dringlichkeit.
    Noch bevor ich mich umdrehe, spüre ich die Gestalt, die drohend dort hinter mir auftaucht, den schnüffelnden Tieratem, den Hunger  – nagend, unmenschlich.
    Ein Bär.
    Er hat sich vorsichtig in die Senke vorgearbeitet und ist jetzt nur noch einen Meter von uns entfernt. Es ist ein Schwarzbär, sein verfilztes Fell leuchtet silbern im Mondlicht, und er ist riesig. Sogar auf allen vieren reicht er mir fast bis zur Schulter. Er blickt von Alex zu mir und zurück zu Alex. Seine Augen sehen aus wie geschnitzte Onyxsteine, matt und leblos.
    Zwei Dinge fallen mir sofort auf: Der Bär ist mager und hungrig – der Winter war hart. Und er hat keine Angst vor uns.
    Panik durchzuckt mich, verdrängt den Schmerz, verdrängt alle Gedanken außer einem: Ich hätte ein Gewehr

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