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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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miteinander aus. Wir mögen dieselben Dinge; wir haben uns viel zu sagen.
    Ich mache mir Sorgen, dass all das sich in Rauch auflösen wird, wenn der Eingriff nicht richtig funktioniert hat.
    »Ich habe im Radio gehört, dass Teile von Waterbury evakuiert wurden«, sagt Fred. »Und Teile von San Francisco ebenfalls. Am Wochenende sind dort Unruhen ausgebrochen.«
    »Bitte, Fred«, sagt Mrs Hargrove. »Müssen wir wirklich beim Abendessen darüber reden?«
    »Es bringt nichts, es zu ignorieren«, entgegnet Fred. »Das hat Dad getan. Und du siehst ja, wozu das geführt hat.«
    »Fred.« Mrs Hargroves Stimme ist angespannt, aber es gelingt ihr, weiter zu lächeln. Klick . Für einen Augenblick werden die Esszimmerwände wieder vom Blitzlicht der Kamera erhellt. »Jetzt ist wirklich nicht der Zeitpunkt …«
    »Wir können nicht länger so tun, als wäre nichts.« Fred sieht sich am Tisch um, als spräche er jeden Einzelnen von uns an. Ich senke den Blick. »Die Widerstandsbewegung gibt es wirklich. Sie könnte sogar wachsen. Eine Epidemie – das ist es, womit wir es zu tun haben.«
    »Ein Großteil von Waterbury wurde doch abgeriegelt«, sagt meine Mutter. »Ich bin sicher, in San Francisco wird dasselbe geschehen.«
    Fred schüttelt den Kopf. »Es geht nicht nur um die Infizierten. Das ist ja das Problem. Es gibt auch ein ganzes System von Sympathisanten – ein Netzwerk der Unterstützung. Ich werde nicht den gleichen Fehler machen wie Dad«, sagt er mit plötzlicher Heftigkeit. Mrs Hargrove ist ganz still geworden. »Jahrelang gab es Gerüchte, dass die Invaliden wirklich existierten, dass es sogar mehr wurden. Du wusstest es. Dad wusste es. Aber er weigerte sich es zu glauben.«
    Ich senke den Kopf über dem Teller. Ein Stück Lammfleisch liegt unberührt neben grünen Bohnen und Minzgelee. Für die Hargroves nur das Beste. Ich bete, dass die Journalisten da draußen nicht gerade jetzt ein Foto machen; ich bin sicher, dass mein Gesicht ganz rot ist. Alle am Tisch wissen, dass meine ehemals beste Freundin versucht hat, mit einem Invaliden abzuhauen, und sie wissen – oder vermuten –, dass ich sie gedeckt habe.
    Freds Stimme wird leiser. »Als er es sich eingestanden hat – als er bereit war zu handeln –, war es zu spät.« Er streckt die Hand nach der seiner Mutter aus, aber sie greift nach ihrer Gabel und isst weiter, wobei sie die grünen Bohnen mit solcher Wucht aufspießt, dass die Zinken laut gegen den Teller knallen.
    Fred räuspert sich. »Nun, ich weigere mich, wegzusehen«, sagt er. »Es wird Zeit, dass wir alle uns der Situation stellen.«
    »Ich verstehe nur nicht, warum wir ausgerechnet beim Abendessen darüber reden müssen«, sagt Mrs Hargrove. »Es war gerade so nett …«
    »Dürfte ich bitte aufstehen?«, frage ich etwas zu scharf. Alle am Tisch drehen sich überrascht zu mir um. Klick . Ich kann mir nur vorstellen, wie das Foto aussehen wird: der Mund meiner Mutter zu einem perfekten O erstarrt, Mrs Hargrove mit gerunzelter Stirn; mein Vater, der gerade ein blutiges Stück Lammfleisch an die Lippen führt.
    »Was soll das bitte heißen, du willst aufstehen ?«, fragt meine Mutter.
    »Siehst du?« Mrs Hargrove seufzt und schüttelt an Fred gewandt den Kopf. »Du hast Hana die Laune verdorben.«
    »Nein, nein. Das ist es nicht. Es ist nur … Sie hatten Recht. Es geht mir nicht besonders gut«, sage ich. Ich knülle meine Serviette zusammen, dann – als ich den Blick meiner Mutter auffange – falte ich sie ordentlich und lege sie neben meinen Teller. »Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Ich hoffe, du brütest nicht irgendetwas aus«, sagt Mrs Hargrove. »Du darfst bei der Amtseinführung nicht krank sein.«
    »Sie wird nicht krank sein«, sagt meine Mutter schnell.
    »Ich werde nicht krank sein«, plappere ich nach. Ich weiß selbst nicht genau, was mit mir los ist, aber kleine Schmerzstiche bohren sich in meinen Kopf. »Ich glaube, ich muss mich nur ein wenig hinlegen.«
    »Ich rufe Tony.« Meine Mutter steht vom Tisch auf.
    »Nein, bitte.« Ich möchte unbedingt allein sein. In den letzten Monaten, seit meine Mutter und Mrs Hargrove entschieden haben, dass die Hochzeit vorgezogen werden soll, um mit Freds Beförderung zum Bürgermeister zusammenzufallen, bin ich offenbar nur auf der Toilette für mich allein. »Ich kann gut zu Fuß gehen.«
    »Zu Fuß gehen!« Das führt zu einem kleinen Tumult. Plötzlich reden alle durcheinander. Mein Vater sagt: Kommt überhaupt nicht in Frage , und

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