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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Putzfrau hinterlassen, damit diese Geschnetzeltes aus der Tiefkühltruhe nahm, das sie Derek nach ihrer Rückkehr zum Abendessen zubereiten wollte.
Sie hatte keine Kleidung mitgenommen.
Sie hatte ihren Pass nicht mitgenommen.
In den Wochen vor ihrem Verschwinden waren keine größeren Geldsummen von dem gemeinsamen Konto abgehoben worden und danach gar nichts mehr.
Ein Freund bei der Bank hatte inoffiziell bestätigt, dass vor und nach dem Verschwinden kein Geld von ihrem Privatkonto abgehoben worden war.
Die Kreditkartenabrechnung war gerade zugestellt worden und wies seit ihrem Verschwinden keine Einkäufe nach.
Sie hatte das Auto nicht mitgenommen.
Sie hatte eine Rückfahrkarte gekauft.
Die Modelagentur hatte seit ihrem Verschwinden weder angerufen noch geschrieben.
Auch Leslie Smith, die ebenfalls für die Agentur arbeiten sollte, war nicht angerufen worden.
Trotz wiederholter Versuche war es Leslie Smith nicht gelungen, Kontakt mit der Agentur aufzunehmen.
Er hatte das Studio aufgesucht, wo während des Auswahlverfahrens Fotos gemacht worden waren, und festgestellt, dass es geräumt und zur Vermietung ausgeschrieben war.
Sie hatte den Geburtstag ihrer Mutter vergessen – das war noch nie vorgekommen.
Sie hatte den Geburtstag ihres Sohnes vergessen – undenkbar!
Sie hatte nicht einmal angerufen, um sich zu erkundigen, ob es den Kindern gut ging.
     
    In der ganzen Liste erwähnte der Mann kein einziges Mal sich selbst! Es war eine seltsam verkehrte Aufstellung; sie fing mit den greifbaren «Beweisen» an, die gegen ein «gewöhnliches» Verschwinden sprachen, und hörte mit dem Emotionalen und Alltäglichen auf. Fenwick starrte auf das Foto und fragte sich, was für ein Mensch Fearnside sein mochte. Vielleicht reichte seine Nüchternheit aus, um eine Frau in die Flucht zu schlagen, aber er liebte sie eindeutig. Oder waren das Schuldgefühle?
    Das Foto quälte ihn. Es trug kein Datum, es konnte Jahre alt sein. Dagegen sprach allerdings das in der Akte genannte Alter der Kinder. Die Mutter auf diesem Bild hätte ihre Kinder niemals im Stich gelassen – ihren Mann vielleicht, aber nicht die Kinder. Das überzeugte ihn mehr als Fearnsides Argumente und führte ihn in Versuchung, die Tasche zu vergessen, in der sie alles mitgenommen hatte, was sie ihrer Meinung nach für die Aufnahmen brauchte.
    Er las Blites Notizen über das Gespräch mit Fearnside noch einmal durch – normaler Papierkram, mit dem der Fall zu den Akten gelegt werden sollte. Fenwick mochte Blite nicht besonders, obwohl der Mann eine eindrucksvolle Liste von Festnahmen vorweisen konnte.
    Er wusste, was Fearnside durchmachte und weshalb er täglich Beschwerden gegen die Polizei vorbrachte. Er selbst hatte mit ständigen Anrufen beim Arzt seinem Ärger und seiner Verzweiflung Luft gemacht. Eben noch war er mit klar anvisierten Zielen durch ein Leben gegangen, das bis in alle Einzelheiten durchorganisiert war, und im nächsten Moment lag alles in Trümmern. Doch es würde trotz seiner Zweifel schwierig sein, den Fall neu aufzurollen, und rechtlich gesehen hatte die Beschwerde keine Grundlage. Deprimiert fing er an, eine Antwort zu formulieren.
     
    … Danke für Ihren Brief … wie mein Kollege bereits erläutert hat … die übliche Vorgehensweise wurde eingehalten … Einzelheiten wurden in den Computer der Landespolizei eingegeben … wenn Sie auf einer förmlichen Beschwerde bestehen, sollten Sie die Anweisungen des beiliegenden Formblatts befolgen …
     
    Er musste seine Arbeit unterbrechen, als ein feuchtes, warmes, zerzaustes Bündel durch das Zimmer tapste und auf seinem Schoß landete. Die kleine Bess war in Tränen aufgelöst, rief hemmungslos schluchzend nach ihrer Mami, ihrem Bruder und dem Vater, den sie im Endstadium der Krankheit ihrer Mutter jeden Tag gesehen hatte.
    Als er sie schließlich wieder zu Bett gebracht und ihr flüsternd ein Märchen nach dem anderen vorgelesen hatte, bis sie eingeschlafen war, kehrte Fenwick ins Wohnzimmer zurück und riss seinen Brief an Fearnside in kleine Fetzen.
    Jeder Mann hatte das Recht auf eine zweite Meinung, bevor er gezwungen wurde, sich den Trümmern seines Lebens zu stellen.

8
    Eine verspätete Frühlingsgrippe-Epidemie hatte das Polizeirevier vor Harlden heimgesucht und das Team ziemlich dezimiert. Widerwillig ließ der Assistant Chief Constable Fenwick zu sich rufen und befahl ihm, seinen alten Posten wieder zu beziehen. Eine Serie von Autodiebstählen riss nicht ab, und es wurde

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