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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Verstärkung gebraucht.
    Fenwick aber war in Gedanken bei einem ganz anderen Fall und wusste, dass er einen günstigen Augenblick abwarten musste, damit seine Bitte so beiläufig und routinemäßig wie möglich klang. Er stieß auf der Treppe mit dem Assistant zusammen, als dieser auf dem Sprung zu einer Sitzung mit der Polizeibehörde war. Der Mann hörte ihn kaum an, nickte nur geistesabwesend und sagte: «Holen Sie sich aus dem Revier, wen Sie brauchen, aber ein Mann muss genügen. Und übertreiben Sie es nicht.» Fenwick wusste genau, welchen Mann er brauchte und wo er ihn finden konnte. Leichten Herzens begab er sich zu seinem alten Büro im Polizeirevier.
     
    Der Donnerstag begann für Detective Sergeant Cooper routinemäßig. Er frühstückte beizeiten mit seiner Frau – Eier (neuerdings pochiert, wegen Fett und Cholesterin), leckeren geräucherten Speck (nur noch zwei Scheiben), eine Tomate (Vitamin C), eins von den Spezialwürstchen des Fleischers (ein kleines) und eine Scheibe Toast (ein Laster musste ein Mann haben) – und saß um acht Uhr im Büro, um seinen endlosen Papierkram aufzuarbeiten. Die Nachricht von Fenwick überraschte ihn.
    Sie hatten früher schon zusammengearbeitet, und immer waren es wichtige Fälle gewesen: Kindesmissbrauch und ein scheinbar sinnloser Mord, die durch eine Kombination von verbissener Polizeiarbeit und Intuition aufgeklärt werden konnten. Beide Fälle hatten Cooper spät in seiner Laufbahn unerwartete Anerkennung eingebracht. Er und Fenwick arbeiteten ausgezeichnet zusammen; ihre Stärken auf unterschiedlichen Gebieten ergänzten einander und brachten verborgene Talente im jeweils anderen ans Licht. Obwohl sie sich in Aussehen und Verlauf ihrer Karrieren deutlich unterschieden, besaßen sie gemeinsame Überzeugungen und Wertvorstellungen, die es ihnen erlaubten, einander rückhaltlos zu vertrauen. Sie waren ein unschlagbares Duo.
    Cooper selbst, stets prosaisch, hätte das nicht so gesehen. Er respektierte Fenwick, verstand aber natürlich nicht die Hälfte von dem, was der Mann sagte. Dennoch arbeitete er lieber mit ihm zusammen als mit jedem anderen Detective Chief Inspector.
    Es hatte ihn enttäuscht, mit ansehen zu müssen, wie Fenwick sich zunehmend nur noch um seine kranke Frau kümmerte, dabei seinen Scharfsinn verlor und seine natürliche Zähigkeit gegen eine grobe, rachsüchtige Häme eintauschte, die viele Kollegen abstieß. Andererseits hatte Cooper bald eingesehen, dass sein einstiger Partner andere vor den Kopf stoßen musste, um zu überleben. Cooper war neugierig, auf was für einen Mann er treffen würde, als er sich auf den Weg zu Fenwicks altem Büro machte.
    «Morgen, Sir.»
    «Morgen, Sergeant.» Fenwick sah kaum von dem schlanken braunen Hefter auf, winkte Cooper aber, sich zu setzen. Der untersetzte, vierschrötige Mann ließ sich auf einem von Fenwicks berüchtigten unbequemen Metallstühlen nieder.
    «Kaffee?» Ohne auf eine Antwort zu warten, rief er der gemeinsamen Sekretärin zu: «Anne. Kaffee, bitte – einen für mich und einen für Sergeant Cooper – mit Milch, für ihn zwei Stück Zucker.»
    Er drehte sich zu Cooper um. «Wird eine Weile dauern. Sie hat immer noch die alte Kaffeemaschine – braucht ewig, macht aber den besten Kaffee weit und breit.»
    Cooper dachte, dass es eine Ewigkeit dauern mochte, ein genießbarer Kaffee aber für nahezu jeden hier im Revier einem Wunder gleichkäme.
    «Und nun zu dieser Beschwerde.»
    Wie immer musste sich Cooper anstrengen, der hastigen Sprechweise und den stakkatohaften Sätzen des Inspector zu folgen, der von einem Thema zum nächsten überleitete, ohne anzudeuten, worauf das alles hinauslaufen sollte.
    «Ja, Sir. Ich dachte mir, dass Sie meinen Bericht über das lesen wollen, was im Dell passiert ist. Ich habe ihn bei mir.»
    «Im Dell?» Fenwick sah überrascht aus, als wäre er mitten in einem Rätsel unterbrochen worden, für das Cooper eine andere Antwort hätte parat haben sollen. «Im Dell? Davon weiß ich nichts. Das ist nicht der Grund, weshalb ich Sie sprechen wollte. Lesen Sie das.» Er warf Cooper eine Beschwerde mit einem Familienfoto auf dem Umschlag zu.
    «Sir?»
    «Lesen Sie es einfach, Cooper. Ich möchte eine unvoreingenommene Meinung.» Damit überließ er Cooper seiner Lektüre und schlenderte durch sein altes Reich.
    Cooper versuchte es sich bequem zu machen, doch es schien unmöglich, in diesem verwinkelten Stuhl eine Haltung zu finden, in der sich seine Knochen

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