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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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und ihre beiden Terminplaner abzugleichen. Er war ganz sicher, dass weder er noch sonst jemand aus seinem Büro Leslie Smith an jenem Tag angerufen hatte. Allerdings konnte er bestätigen, dass Mrs. Smith am Montagmorgen in der Schule erschienen war und dass es eine Menge gutes Zureden gekostet hatte, ihr klarzumachen, dass niemand sie hergebeten hatte. Ihr Junge war beileibe kein Musterschüler, aber es lag einfach kein Grund vor, der ihr Erscheinen erforderlich gemacht hätte. Sie war dann unverzüglich gegangen. Fenwick war sicher, dass der Rektor und seine Sekretärin die Wahrheit sagten. Wenn jemand Leslie Smith angerufen hatte, war der Anruf nicht aus der Schule gekommen.
    Das Gespräch mit Mrs. Smith war weniger zufrieden stellend verlaufen. Als er kurz nach fünfzehn Uhr eintraf, verriet ihm eine Nachbarin, dass sie wahrscheinlich auf dem Rückweg vom Einkaufen ihre Kinder abholte. Er hatte gewartet, auch wenn er sich dadurch bei dem Treffen mit Cooper verspätete.
    Das Gespräch hatte keine halbe Stunde gedauert, obwohl Fenwick sich alle Mühe gab. Sie ließ sich andauernd von ihren Kindern unterbrechen, dann musste der Hund hinausgelassen werden, fünf Minuten später verriet sein Bellen, dass sie versuchten, ihn wieder ins Haus zu locken. Als der Hund schließlich hereingestürmt kam, stieß er ein Glas Orangensaft um, woraufhin Leslie sich auf alle viere begab und an dem klebrigen Orangensaftfleck herumrubbelte, bevor er den Teppich ruinieren konnte.
    Fenwick stellte fest, dass sie ausweichend und vage antwortete, sich dauernd ablenken ließ und wenig Hilfreiches von sich gab. Er bekam Kopfschmerzen von dem Lärm in ihrem Haus und war froh, als er gehen konnte, wenngleich dieses Gespräch mit einer wichtigen Zeugin ihn keinen Schritt weiter gebracht hatte.
    Sie sah keinen Zusammenhang zwischen Deborahs Verschwinden und der Modelagentur, wusste nicht, wer angerufen und vorgegeben hatte, Rektor zu sein, und hatte auch keine Erklärung dafür, dass ihre Freundin so plötzlich verschwunden war.
     
    Fearnsides Haus wurde von einer modernen Kutschenlaterne beleuchtet, die neben der Eichentür mit Halbmondfenster hing. Die frühe Dämmerung des wolkenverhangenen Frühlingstages hatte den Lichtsensor zu früh ausgelöst; blässlich glomm die gelbe Glühbirne im Halbdunkel. Ein gelblicher Lichtschein von hinten deutete auf einen Bewohner hin, ansonsten war das Haus dunkel und abweisend.
    Rechts vom Weg, der leicht geschwungen zum Eingang führte, war der Rasen im feuchten, nasskalten Frühlingswetter zu lang geworden, aber weder Moos noch Löwenzahn oder Gänseblümchen hatten bislang die Unverfrorenheit besessen, sich die Verwahrlosung zunutze zu machen. Links vom Weg standen in einem schmalen Beet im Übermaß blühende Krokusse, deren Stängel Wind und Regen hier und da gebrochen hatten, Narzissen, Tulpen, die teilweise erst Knospen gebildet hatten, und dazwischen die prallen grünen Samenkapseln von Schneeglöckchen und die Spitzen von Iris – streckenweise von wild wucherndem Unkraut erstickt. Es herrschte Stille in dem Garten, die Vögel hatten für diesen Tag aufgegeben und sich zur Nachtruhe zurückgezogen.
    Auf dem Weg zur Tür fielen Fenwick weitere Spuren jüngster Verwahrlosung auf – ein noch fröhlich buntes Kinderspielzeug unter einem welken Rhododendron, ein Puppenwagen mit Krusten von hartnäckigem Schlamm. Verzierte Blumenkübel, die die Tür flankierten, waren von ihrer Frühlingspracht befreit worden, doch es deutete nichts auf eine sommerliche Blüte hin.
    Am vorderen unteren Fenster bewegte sich ein Vorhang und gab einen Lichtschein frei, der rasch wieder abgedunkelt wurde. Die Tür sprang auf, ehe Cooper auch nur klingeln konnte. Da Fenwick eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, wurden sie offensichtlich bereits erwartet und in eine elegante hellbeige Diele geführt. Von oben waren gedämpfte Kinderstimmen zu hören. Fenwick sah unwillkürlich in die Richtung.
    «Die Kinder – ich dachte, sie sollten besser aus dem Weg sein, wenn Sie kommen.»
    «Wie geht es ihnen?» Sofort bedauerte Fenwick die Frage.
    «Was glauben Sie?»
    «Tut mir Leid.» Er unterdrückte den Wunsch, dem Mann zu sagen, dass er ihn verstand, und ein paar Minuten den Trost gemeinsamen Kummers zu genießen.
    Das Wohnzimmer war angenehm geschnitten, breiter als lang. Die beigefarbene Tapete zierte ein Muster aus kleinen, abstrakten salbeigrünen Blumen. Cooper dachte an die langen Stunden, die sie

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