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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Bedürfnisse in ihm geweckt, von denen er geglaubt hatte, sie wären wie so vieles in seinem Privatleben längst verkümmert. Er wandte sich einen Moment ab, damit sie das Verlangen nicht sah, das ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stehen musste. Übertrieben aufmerksam studierte er seine Notizen, entsetzt über seine Reaktion.
    Deirdre Holt, auf ihre Weise erfahren und empfindsam, ließ sich nicht täuschen. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa, und zwar so, dass ihre Oberschenkel sich berührten. Er registrierte ihre langen, schlanken Beine und einen angenehmen Moschusduft, der warmen Nächten angemessener gewesen wäre als einem kalten Frühlingstag.
    «Verzeihen Sie, Chief Inspector, aber ich bin eine empfindsame Frau. Oft spüre ich, was jemand will, ohne dass er es ausspricht. Sie müssen nichts sagen oder tun. Halten Sie einfach einen Moment still.»
    Sie strich ihm zärtlich über den Nacken und spürte genüsslich die rauen Stoppeln unterhalb des kurz geschnittenen Haars. Mit den Nägeln malte sie ein kompliziertes Muster auf seine Haut, liebkoste die Ohrläppchen, strich ihm über Kiefer und Kinn und fuhr dann den Umrissen seines Mundes nach.
    Fenwick bemühte sich, die Fassung zu wahren und der aggressiven Sexualität dieser Frau zu widerstehen. Sein Herz schlug schneller, und das Blut pochte ihm so sehr in den Schläfen, dass ihm das Denken schwer fiel. Er war sich jedes einzelnen Nervs in seiner Haut bewusst und fühlte ihre Gegenwart überall da, wo ihre Körper einander berührten, ihre Finger, die Unterseite ihres Arms auf seiner Schulter, ihre weichen Brüste, als sie sich an ihn lehnte, den heißen Druck ihres Schenkels.
    Nun spürte er Wärme und Härte im Unterleib. Ein paar kostbare Sekunden lang ließ er sich gehen und genoss die beklemmende, atemlose Lust, die seinen Körper sättigte und ihn auf grandiose Weise daran erinnerte, dass er am Leben war und vor Gesundheit strotzte. Dann stand er auf, mit jener Entschlossenheit, die sein ganzes Leben geprägt hatte, ging zu dem Panoramafenster auf der anderen Seite des Raums und blieb mit dem Rücken zu der Frau auf dem Sofa stehen. Es herrschte Schweigen.
    «Ich habe zwei abschließende Fragen, Mrs. Holt.» Er sagte es zu dem kleinen Goldfischteich und dem knospenden Flieder dahinter. «Wann haben Sie Derek Fearnside zum letzten Mal getroffen?»
    Hinter ihm ertönte ein unterdrücktes Schniefen und leises Rascheln; als er sich umdrehte, war er allein im Zimmer. Mit einer leisen Verwünschung ging er in die Diele und hörte aus dem rückwärtigen Teil des Hauses ein gedämpftes Schluchzen.
    Mrs. Holt saß am Küchentisch und presste sich ein zusammengeknülltes Küchentuch gegen den Mund. Fenwick ging zur Spüle und füllte ihr ein Glas mit Wasser.
    «Danke.»
    «Sie müssen meine Fragen beantworten, Deirdre. Was da eben passiert ist – vergessen Sie es.»
    «Es war jämmerlich! Mein Gott, was müssen Sie nur von mir denken?»
    «Nichts Schlechtes, bestimmt nicht. Nun kommen Sie.» Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. «Ich verlasse mich auf Sie.»
    «Okay.» Sie räusperte sich und trank einen Schluck Wasser. «Das letzte Mal habe ich Derek gesehen, drei Wochen bevor Debbie wegging, am Dienstag in der Mittagspause. Ich war in der Firmenwohnung.»
    «War etwas anders als sonst?»
    «Eigentlich nicht. Es ging alles ziemlich gehetzt über die Bühne. Derek hatte überraschend am Nachmittag noch eine Sitzung und konnte nicht bleiben. Wir haben nicht über Debbie gesprochen. Das haben wir ohnehin selten.» Sie wich seinem Blick aus.
    «Aber es ist etwas gesagt worden – da oder bei einem früheren Treffen.»
    «Derek fand, dass Deborah sich seltsam sprunghaft verhielt. Heute konnte sie nicht von ihm lassen, und am nächsten Tag zeigte sie ihm die kalte Schulter. Er glaubte – na ja, er glaubte, dass sie eine Affäre hatte.»
    «Denken Sie, dass es so war?»
    «Ja. Da war schon mal etwas gewesen – zu der Zeit das am schlechtesten gehütete Geheimnis, aber ich glaube nicht, dass Debbie das wusste. Sie war – ist nicht der Typ Frau, den man mit so etwas konfrontieren und aus der Fassung bringen will, verstehen Sie?»
    «Wer war der Mann?»
    «Ein anderer Derek – Derek Neigby –, aber der kann mit alledem nichts zu tun haben. Er ist seit Jahren in Saudi-Arabien.»
    «Sie sagten, sie hätten sich getroffen, bevor ‹Debbie wegging›– nicht, bevor sie vermisst wurde oder verschwand. Warum haben Sie sich so ausgedrückt?»
    «Es liegt doch

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