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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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gefunden. Es könnte eine Zufallstat sein, wie Sie letzte Nacht angedeutet haben, aber das glaube ich nicht. Es war eindeutig Vorsatz im Spiel – keine Fingerabdrücke, keine Spuren, was auf Handschuhe und Schutzkleidung hindeutet, und das alles spricht für sorgfältige Planung. Daher suche ich nach einem Motiv, und wenn ich in der Gegenwart keines finden kann, gehe ich so weit wie nötig in die Vergangenheit zurück. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, das einzig Ungewöhnliche an ihr ist bis jetzt, dass sie mit einem Opernstar zur Schule ging und jüngst wegen der Schulaufführung wieder Kontakt zu dieser Frau hatte. Wissen Sie übrigens, was es ist?»
    «Keine Ahnung, Sir, aber ich kann es herausfinden.»
    Sie schritten an einer langen Reihe von Klassenfotos entlang, die chronologisch aufgehängt waren. Plötzlich blieb Cooper stehen und zeigte auf eines.
    «Sehen Sie, das ist ein Jahr, in dem Anderson und Johnstone zusammen auf einem Bild sein müssten.» Er betrachtete die Gesichter – ernst, lächelnd, die unvermeidliche herausgestreckte Zunge in der Reihe der Junioren, die im Schneidersitz vorn saßen. «Aber ich kann sie nicht finden.»
    «Ich auch nicht. Ich bezweifle, dass wir sie erkennen würden. Aber dieses Gesicht kenne ich von irgendwoher – mir fällt nur nicht ein, von wo.» Fenwick zeigte auf einen hübschen Blondschopf in der dritten Reihe. So winzig ihr Gesicht auf dem Foto auch war, mit ihrem verhaltenen, einladenden Lächeln und der kecken Miene zog sie die Blicke auf sich.
    «Ich wette, die hat einige Herzen gebrochen», sagte Cooper. «Was für eine Schönheit. Aber was soll’s, heute wird sie verheiratet sein und ein paar Kinder haben.»
    «Ja, aber wieso glaube ich, dass ich sie kenne? Das macht mich rasend.»
    «Denken Sie einfach nicht mehr daran, vielleicht fällt es Ihnen dann ein.»
     
    Fenwick hatte gerade noch Zeit, dem Haus von Katherine Johnstone einen Besuch abzustatten. Als er eintrat, fiel ihm als Erstes auf, dass die Post von der Fußmatte genommen und fein säuberlich auf den Beistelltisch gelegt worden war. Er verfluchte die Person, die das getan hatte, nahm die Briefe auf und blätterte sie durch.
    Eine verschmutzte Gasrechnung, eine Postkarte von Kates Eltern mit vom Regen verwaschener Schrift, die vier Tage unterwegs gewesen war, ein Sonderangebot von einem Mode-Versandhaus und ein persönlicher Brief mit Londoner Poststempel vom Mittwoch. Er sah, dass der Umschlag aufgerissen war und der Inhalt fehlte. Offenbar hatte sie den interessanten Brief mitgenommen und die anderen für später liegen lassen.
    Er betrat den Salon, der bereits einen ausgestorbenen Eindruck machte. Das war Fenwick schon manchmal in Häusern von Toten oder Hinterbliebenen aufgefallen. Es herrschte ein übermächtiges Gefühl des Verlustes vor; die Räume fühlten sich nicht nur leer, sondern ausgehöhlt an. Niemand, der dieses Zimmer betrat, konnte mit einer Stimme aus der Kü che rechnen, mit Schritten auf der Treppe oder einer ächzenden Diele oben.
    Er war nicht sicher, was er überhaupt wollte. Ein weiterer Sergeant und Constable Nightingale hatten bereits gründlich gesucht. Es war bekannt, dass er seinen Ahnungen grundsätzlich folgte – und sie durch gründliche und penible Polizeiarbeit untermauerte. Ratespiele rochen nach einer göttlichen Vorsehung, an die er einfach nicht glaubte. Allerdings glaubte er, dass sein Unterbewusstsein scheinbar willkürlich Informationen registrierte und Hypothesen daraus bastelte, die ihm spontan in den Sinn kamen. Bis jetzt hatte er sich noch nie geirrt, nicht grundlegend, was eine Erklärung für seine ausgezeichnete Aufklärungsrate sein mochte. Die verschaffte ihm mehr Freiraum, als seine Kollegen hatten, und ermöglichte ihm kostenintensive Arbeit. Er musste jedes Mal darum kämpfen, aber irgendwie fand der Superintendent immer ein paar zusätzliche Männer; politisch zahlte es sich ohne Frage aus, einen Gewinner zu unterstützen.
    In diesem Fall fehlte es Fenwick nicht an Ressourcen – seine Inspiration ließ ihn im Stich. Nach achtzehn Stunden wurde der Fall bereits kalt; dabei war er am Abend noch sicher gewesen, dass sie dem Mörder nahe, sehr nahe waren. Die aufwendigen Verhöre in den umliegenden Häusern – die binnen vierundzwanzig Stunden erledigt sein sollten – verursachten immense Kosten, die er mit der Gewissheit rechtfertigte, dass es irgendwo jemanden geben musste, der den Mann gesehen hatte.
    In der Küche vergewisserte er sich

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