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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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rätselhaft. «Ich persönlich habe ihn immer als einen Mann betrachtet. Die breiten Schultern, die Anmutung von Kraft.»
    «Komisch, mein erster Eindruck war, dass es sich um eine Frau handelt.» Er erwiderte das Lächeln und streckte die Hand aus. «Ich bin Detective Chief Inspector Fenwick, Miss Anderson.»
    Die Berührung ihrer Finger; ein leichter Schock; interessierte Blicke aus taubengrauen Augen.
    «Möchten Sie sich nicht setzen?»
    Der Kaffee kam, worauf sie ein paar Minuten auf die Darbietung einer perfekten Gastgeberin verwendete.
    «Sie wissen, warum ich hier bin?»
    «Die arme Kate. Das war ein großer Schock.»
    «Kate? Sie meinen Katherine Johnstone? So weit ich weiß, standen Sie in letzter Zeit mit ihr in Verbindung.»
    «Ja, wegen eines Konzerts im September. Es ist die Jubiläumsfeier der Schule, und ich hatte zufällig noch Luft in meinem Terminkalender, also habe ich zugesagt, einen der Soloparts zu übernehmen.»
    «Warum? Ich meine, Sie sind bekannt, sogar für jemanden wie mich sind Sie eine Berühmtheit, und ich bin nicht gerade ein Opernfan.»
    Sie lächelte.
    «Sentimentalität, nehme ich an – und Dankbarkeit. Ohne die Schule und ihre musikalische Tradition wäre ich nicht, wo ich heute bin. Wissen Sie, ich stamme aus einer armen Familie – meine Mutter war ständig krank, mein Vater immerzu müde. Ich war ein Einzelkind, aber trotzdem musste ich meinen Teil beitragen, sobald ich alt genug war, Geld zu verdienen. Für Gesangsunterricht hat es jedenfalls nicht gereicht. Es war reines Glück, dass ich an der Downside landete, und mein Leben hat sich buchstäblich vom ersten Tag an verändert.»
    Ein beinahe perfekter Vortrag. Fenwick fragte sich, ob sie ihn für ihn einstudiert hatte oder ob es sich um ihre Standarderöffnung bei Interviews handelte.
    «Dennoch ist es eine sehr großzügige Geste, im September für ein einziges Konzert zurückzukehren.»
    «Ich weiß, aber ich habe mit sechzehn ein Musikstipendium bekommen. Einer der Gründer der Schule hatte ein Vermögen hinterlassen, das für eine jährliche Förderzuwendung ausreichte.»
    «Was hat Miss Johnstone veranlasst, zu Ihnen Kontakt aufzunehmen, was meinen Sie? Standen Sie noch in Verbindung? Waren Sie Freundinnen?»
    «Eigentlich nicht, seit der Schule nicht mehr. Wir standen uns nicht sehr nahe, und ich hatte sie seit dem Schulabschluss nicht mehr gesehen – außer vielleicht ein- oder zweimal bei Hochzeiten gemeinsamer Freunde. Ich schätze, die anderen im Organisationskomitee haben sie dazu gedrängt; es war die Idee von jemand anderem, die sie einfach nur in die Tat umgesetzt hat. Es wäre typisch für Kate, dass sie sich von Freunden zu etwas anstiften lässt.»
    «Und Sie haben zugestimmt. Wann haben Sie ihr das mitgeteilt?»
    «Letzte Woche. Ich habe in der Schule angerufen, aber sie war nirgends zu finden. Jemand hat meine Nachricht notiert. Vor ein paar Tagen habe ich ihr dann geschrieben. Noch Kaffee?»
    Es war eine aromatische, dunkle Mischung, wie die Gastgeberin.
    «War das ein handschriftlicher oder ein getippter Brief?»
    «Handschriftlich. Ich fand, auf eine persönliche Bitte sollte ich persönlich antworten. Ein Brief von meinem Agenten wäre unpassend gewesen; außerdem ging es nicht um die Gage.»
    «Dürfte ich ein Muster Ihrer Handschrift und Briefumschläge sehen?»
    «Aber Sie haben den Brief doch sicher inzwischen?»
    «Ich bin nicht sicher. Wir müssen es überprüfen. Bitte geben Sie mir ein Muster.»
    Sie war kaum eine Minute weg und kam mit einem Karton Briefpapier und einem Adressbuch zurück. Beides reichte sie Fenwick wortlos. In dem ledergebundenen Buch standen lauter Adressen in einer schwungvollen Schrift, die mit jener auf der Fotokopie des Briefumschlags in Fenwicks Tasche übereinstimmte. Bei den Briefbögen in dem Karton handelte es sich um ein schweres, teures beigefarbenes Papier, passend zu dem Umschlag, der wahrscheinlich in ebendiesem Moment im Labor untersucht wurde. Er holte die Fotokopie aus der Tasche.
    «Ist das der Umschlag, in dem Sie den Brief geschickt haben?»
    «Ja. Ich erinnere mich an die Marke – eine alte Weihnachtsmarke, die ich noch von meinem letzten Aufenthalt hier übrig hatte. Aber das müssten Sie wissen, wenn Sie den Brief haben.»
    «Leider haben wir nur den Umschlag. Der Brief fehlt. Vielleicht könnten Sie mir sagen, was Sie geschrieben haben.»
    Es hatte nichts Bemerkenswertes in dem Brief gestanden, nur die Bestätigung des Termins und gute Wünsche.

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