Requiem für eine Sängerin
vorschwebten.
Constable Nightingale hatte vor, sich im hiesigen Pub mit ihrem Verlobten zu treffen und anschließend mit Freunden essen zu gehen. Es war eine etwas gewagte Verabredung, wenn man berücksichtigte, dass sie an einem Mordfall arbeitete, aber abgesehen von der möglichen Verbindung mit Deborah Fearnside gab es so wenige Entwicklungen in dem Fall, dass sie ziemlich sicher war, ihre Arbeit würde spätestens um achtzehn Uhr beendet sein. Jeff war zehn Tage geschäftlich unterwegs gewesen, und sie konnte es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen. Aber als Sergeant Cooper mit den Anweisungen fertig war, hatte sie jegliche Hoffnung fahren lassen, ihn früher treffen zu können.
Sie versuchte vergeblich, ihn im Geschäft anzurufen, und hinterließ schließlich eine zerknirschte Nachricht in seiner Mailbox. Nachdem sie ihr Privatleben solchermaßen geordnet hatte, übernahm sie bereitwillig ihren Teil der Arbeit. Immerhin war es ihre Entdeckung gewesen, die den Ermittlungen neuen Auftrieb gegeben hatte, daher verspürte sie einen obskuren Besitzanspruch. Fenwick wollte, dass sie sich alle um fünf wieder meldeten, damit entschieden werden konnte, was sie als Nächstes tun sollten; schon jetzt kam ihr der Tag zu kurz vor.
Fenwick befahl Cooper zu sich, damit er ihm half, mehr über das jährliche Schulkonzert herauszufinden. Die Liste der Organisatoren und Teilnehmer war beängstigend. Zusätzlich zum Schulorchester und -chor gab es Chor und Orchester der Grafschaft sowie drei Chöre aus der Umgebung – alles in allem einhundertfünfundsiebzig Namen. Die meisten Befragungen konnten am Telefon abgewickelt werden. Fenwick wählte die entscheidenden Leute für sich aus und ließ Cooper den Rest aufteilen.
Neun Stunden später trafen sich vier verschwitzte, niedergeschlagene Polizeibeamte wieder.
«Nichts.» Coopers Stimme war tonlos, heiser.
«Constables?»
«Eigentlich nichts, Sir.» Nightingale sprach für alle. Sie war bitter enttäuscht. «Keine der Schulfreundinnen, die wir bisher kontaktiert haben, konnte Licht in das Verschwinden von Deborah Fearnside oder die Ermordung ihrer Klassenkameradin bringen. Eine, Leslie Smith, war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens mit Deborah Fearnside befreundet. Sie wollte sie sogar am Tag ihres Verschwindens begleiten. Sie ist überzeugt davon, dass die Chance, Model zu werden, echt war – das Auswahlverfahren sei für einen Schwindel zu langwierig und kompliziert gewesen. Oh, und Sir, sie fragt, ob wir aufhören könnten, sie zu belästigen. Offenbar hatten wir sie schon wegen des Chors und Kate Johnstone angerufen, daher war sie ziemlich aus dem Häuschen.»
«Mir ist gleichgültig, was Mrs. Smith denkt, ich möchte, dass Sie sich um jeden Hinweis kümmern, sobald Sie mit den Schulkameradinnen fertig sind – Sergeant?»
Cooper blätterte bereits seine Notizen durch.
«Smith ist Mitglied des Grafschaftschors. Was nicht sonderlich überrascht, bedenkt man …»
«… den musikalischen Hintergrund der Schule. Ja, Sergeant. Danke.»
«Und Sie, Sir?»
«Eigentlich auch nichts. Die verschiedenen Chöre und Orchester üben offenbar bis drei Wochen vor dem großen Tag separat. Danach proben sie drei- oder viermal zusammen, dann folgen die Generalprobe und der Auftritt selbst. Es ist ein bedeutendes Ereignis für Schule und Grafschaft, daher sind sie hocherfreut, dass Octavia Anderson dabei sein wird – ihretwegen haben sie auch andere bessere Solisten überreden können, und es sieht so aus, als würde sogar der Oberbürgermeister erscheinen. Niemand hat irgendwelche Drohungen erhalten. Nichts Merkwürdiges ist passiert – abgesehen von der Ermordung der unglücklichen Kate Johnstone –, und ich hatte den Eindruck, als wären ihr Tod und meine diesbezüglichen Fragen eine Peinlichkeit, auf die sie gut verzichten könnten. Oh, und die Frau des Assistant Chief Constable ist offenbar Ehrenvorsitzende des Spendenkomitees. Alle Erlöse des Ereignisses gehen an die Wohlfahrt. Die teuersten Eintrittskarten werden hundert Pfund kosten, Empfang eingeschlossen. Können Sie sich das vorstellen? Sie haben den Preis wegen Anderson erhöht. Und man sagte mir, dass der Großteil bereits an die Reichen und Schönen verkauft worden ist.»
Fenwick schaute verdrossen drein. Noch mehr Politik, die er berücksichtigen musste.
«Und was bedeutet das alles für uns?» Es war beinahe eine rhetorische Frage.
«Nun, wir müssen die Vernehmungen zu Ende bringen, das Verschwinden von Deborah
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