Requiem für eine Sängerin
Fearnside untersuchen und … das ist es im Großen und Ganzen. Oh, abgesehen davon, dass wir Andersons Alibi nachprüfen müssen, aber Sie sagten, das würden Sie machen.» Cooper hörte sich müde an, aber nicht skeptisch. Dabei mochte er noch immer nicht glauben, dass Fenwicks Ermittlungen in die richtige Richtung gingen; das allerdings war eine Diskussion, die sie unter vier Augen führen würden.
«Richtig. Na gut, dann machen Sie weiter. Ich habe einen Termin beim Superintendent und anschließend einen mit der Presse. Wenigstens werde ich ihnen sagen können, dass wir mehrere Spuren verfolgen!»
In Wirklichkeit steckte der Fall in einer Sackgasse. Auf den Tag genau eine Woche nach Katherine Johnstones Tod ließen sie eine Nachstellung im Fernsehen ausstrahlen – aus Hoffnung und nicht, weil sie sich wirklich etwas davon versprachen. Nicht einmal das Wetter zeigte sich kooperativ. Die Sonne schien gleißend und brachte den dunkel gekleideten Bobby mit Regenmantel und Fahrrad gehörig ins Schwitzen. Die Reaktionen auf die Fernsehsendung fielen so dürftig aus, wie es der Sender kaum je erlebt hatte.
Mehrere Anrufer meldeten sich und behaupteten, sie hätten ein großes schwarzes Motorrad der Marke Honda gesehen – manche sprachen von einer 500er, manche von einer 750er –, die das Parkhaus am Donnerstagabend verlassen habe. Niemand erinnerte sich an Nummernschild oder Einzelheiten, was den Fahrer anging, abgesehen davon, dass er/sie einen schwarzen Helm mit dunklem Visier trug.
Cooper brachte Fenwick gegenüber schließlich seine Überzeugung zum Ausdruck, dass der Mörder wahrscheinlich ein ehemaliger Freund war und das Fahrrad gegen das Motorrad getauscht hatte. Am Freitag war das Verhältnis zwischen den beiden definitiv auf einem Tiefpunkt angelangt.
Katherine Johnstones Verwandte und Freunde waren alle mindestens zweimal vernommen worden; die Nerven lagen blank. Es gab keinen Hinweis auf einen aktuellen Freund oder eine Freundin. Zwei Verflossene waren aufgespürt worden, beide inzwischen glücklich verheiratet, beide mit wasserdichten Alibis. Fenwick überprüfte Octavia Andersons Angaben dazu, wo sie am Donnerstagabend gewesen sei. Nicht wasserdicht, aber so gut wie. Sie war von ihrem Haus in London nach Heathrow gefahren worden, wo sie um 19.30 Uhr in den Flieger nach Amsterdam gestiegen war. Sie versuchten noch, den Fahrer ausfindig zu machen.
Am darauf folgenden Mittwoch wurden einige Leute aus dem Team abgezogen, um eine Reihe von Scheunenbränden zu untersuchen; sie fanden den Täter, bevor mehr als Sachschaden entstand und Vieh verbrannte. Fenwick hatte erfolglos gegen die Reduzierung gekämpft und verteilte die Arbeit nun neu – in übelster Laune, aber nicht minder entschlossen, den Fall weiterzuverfolgen und aufzuklären.
VIERTER TEIL
Ingemisco
Ingemisco tanquam reus:
Culpa rubet vultus meus,
Supplicante pace, Deus.
Seufzend steh ich , schuldbefangen ,
Schamrot glühen meine Wangen:
Lass, ach lass mich Gnad’ erlangen!
22
Mehrere Wochen später versprach der mit grauem Anzug und Krawatte bekleidete Fenwick seiner Mutter, dass er rechtzeitig von Katherine Johnstones Gedenkgottesdienst zurück sein werde, um Christopher zu seinem vierten Arzttermin in ebenso vielen Wochen zu begleiten.
Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Begräbnisse o der Gedenkgottesdienste zu besuchen – als Zeichen des Respekts und um die Beziehung zwischen Familie, Freunden und Verwandten zu beobachten. Es würde nicht angenehm werden. Das war es nie, aber da sie keinerlei Fortschritte machten, würde es noch unangenehmer werden als sonst.
Cooper würde ihn begleiten. Die Spannungen zwischen ihnen hatten sich gelegt. Fenwick war aufrichtig optimistisch, dass sich die Vermutung seines Sergeants, was den Motorradfahrer betraf, als zutreffend erweisen würde, und froh, dass Cooper den Gedanken an einen alten Freund fallen gelassen hatte.
Inzwischen bestand sein Team aus zwölf Mitgliedern, Cooper eingeschlossen, und er hatte das Versprechen, man würde ihm weitere Leute zuteilen, sobald sich eine neue Spur ergab. Die Detectives arbeiteten immer noch hart – zwei verfolgten das unaufgeklärte Verschwinden von Deborah Fearnside in der Hoffnung, einen Zusammenhang zu finden. Eine, Nightingale, hatte die Liste aller Mädchen zwischen 1976 und 1983 fast durch, jedenfalls die, die sie aufspüren konnte.
Das Schuljahr war längst zu Ende, aber auf den Kirchenbänken drängten sich Schülerinnen, von
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