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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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beide Frauen auf dieselbe Weise getötet worden, möglicherweise sogar mit derselben Waffe. Ich lasse das von der Forensik überprüfen. Glücklicherweise gibt es eindeutige Spuren an Deborah Fearnsides Wirbelsäule. Bei Kate auch. In Dorset haben sie außerdem eingewilligt, dass Pendlebury sich Fearnsides Leichnam ansehen kann; das Ergebnis bekommen wir in zwei Tagen. Ich würde vorschlagen, Sie beide hören jetzt auf zu quatschen und machen sich an die Arbeit. Suchen Sie die Anderson-Vernehmungen raus, ja? Ich werde versuchen, noch einmal mit ihr zu reden. Sie hat sich, was die Freundschaft mit den toten Frauen angeht, so sehr in Widersprüche verstrickt, dass es an Lügen grenzt, und ich werde herausfinden, warum.»
    Miss Andersons Hausmädchen ließ Fenwick höflich wissen, dass Madame sich in Montpellier aufhalte und noch eine Woche dort sein werde. Er überlegte, ob er am Telefon mit ihr sprechen sollte, entschied sich aber dagegen. Die Frau war eine zu gute Schauspielerin; er musste ihr Gesicht sehen und versuchen, sie zu überraschen.
    Derweil beanspruchten die Pressekonferenz nach dem Fund von Deborah Fearnsides Leichnam, der Artikel im Evening Standard und die Rekonstruktion des Tathergangs den größten Teil seiner Zeit. Wieder einmal sinnierte er darüber, dass die moderne Verbrechensermittlung allmählich zum Medienspektakel verkam, doch dann befand er, dass die Vorteile die Kosten und Unannehmlichkeiten wettmachten. Da ohnehin Sauregurkenzeit war, erntete die Entdeckung der Leiche einer attraktiven jungen Mutter Monate nach ihrem Verschwinden jede Menge Aufmerksamkeit. Die mögliche Verbindung zwischen den beiden Morden erwähnte Fenwick nicht. Glücklicherweise waren sie auf den ersten Blick so verschieden, dass niemand den Zusammenhang herstellte.
    Es gingen zwei Hinweise ein; ein Anruf kam von einem Mr. Stanisopoulos, einem griechischen Restaurantbesitzer, der zweite von einem freischaffenden Fotografen.
    Mr. Stanisopoulos, ein kleiner, lebhafter Mann mit Schnurrbart, beharrte darauf, dass er Mrs. Fearnside an der Victoria Station gesehen hatte, und zwar mit einem Mann. Er trat erstaunlich selbstsicher auf und verfügte über eine beachtliche Beobachtungsgabe. Er war sicher, dass die Dame, der er vor dem Bahnhof hatte helfen wollen, Deborah Fearnside gewesen war. Warum? Weil sie so wunderschön gewesen war. Sie hatte ihn an Marilyn Monroe erinnert.
    Er war sicher, dass ein Mann sie abgeholt hatte, wahrscheinlich verabredungsgemäß. Er hatte sie mit Namen angesprochen und zu seinem Auto begleitet. Ob die beiden einander gekannt hätten? Wahrscheinlich eher nicht.
    Seine Beschreibung des Mannes fiel weniger detailliert aus. Er war groß gewesen, dunkel – meinte er –, aber die Chauffeursmütze und eine dunkle Brille hätten seine Züge weitgehend verborgen. Er erinnerte sich, dass der Mann eine «militärische Aura» gehabt hatte. Und er verstand etwas davon, denn in den siebziger Jahren hatte er im Athener Restaurant seines Vaters gearbeitet, wo es ihm zur zweiten Natur geworden war, Armeeangehörige zu entdecken. Es konnte auch an Uniform und Mütze des Chauffeurs liegen, ja, und an seinem kurzen Haarschnitt, aber da war noch etwas anders gewesen, sein Gang, seine Autorität. Wie auch immer, die Frau sei freiwillig mit ihm gegangen.
    Das Auto? Das Auto beschrieb er nur vage. Es hatte teuer ausgesehen, neu, schwarz lackiert. An die Marke konnte er sich nicht erinnern, vielleicht eine Mercedes-Limousine oder ein BMW? Mit Sicherheit kein britisches Auto – es hatte mehr Stil gehabt!
    Nach zwei Stunden schloss Cooper erleichtert die Tür hinter dem strahlenden, stolzen Stanisopoulos, der hocherfreut war, den Behörden in seiner Wahlheimat eine so große Hilfe sein zu können.
    Im Gegensatz dazu war der Fotograf ein jämmerlicher Zeuge. Er schwitzte Sturzbäche, knetete unaufhörlich seine gelben Finger und sah immer wieder verzweifelt zu dem Rauchen-verboten-Schild an der Tür hinüber. Für jemanden, der angeblich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Details zu sehen und aufzuzeichnen, war er ein hoffnungsloser Fall. Er kam zu spät, redete widerwillig und bereute sichtlich, ein guter Bürger und so dumm gewesen zu sein, seinen Namen und seine Adresse anzugeben.
    Nur ganz allmählich entlockten Fenwick und Cooper ihm die vagen Details. Es hatte sich um einen einmaligen Auftrag gehandelt, am Telefon vereinbart, per Post bezahlt. Nein, die Postanweisung hatte er schon vor langer Zeit

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