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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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eingelöst, und er fand nicht, dass das eine merkwürdige Zahlungsweise war – so gut wie bar auf die Hand. Einen Angestellten der Katalogfirma hatte er nie zu Gesicht bekommen.
    «War das nicht ungewöhnlich?»
    «Nein, so was kommt häufiger vor.» Der Mann wand sich.
    Er konnte sich nicht erinnern, ob er mit einem Mann oder einer Frau gesprochen hatte, auch nicht, was aus Film und Negativen geworden war. Es war ein gut bezahlter, ganz normaler Auftrag gewesen.
    «Bei dem Sie den Auftraggeber nie kennen gelernt haben, praktisch bar bezahlt wurden und nie nachgefragt haben, warum Ihre Dienste in Anspruch genommen wurden? Kommen Sie!»
    «Es besteht keine Veranlassung, diesen Ton anzuschlagen, Sergeant.» Die gelben Finger bildeten einen knochigen Knoten.
    «Es würde mich wirklich interessieren, was für Jobs Sie normalerweise haben.»
    Schweiß tropfte auf den Tisch. «Hören Sie zu. Ich bin aus freien Stücken zu Ihnen gekommen. Sie haben keinen Grund, mich hier zu behalten. Ich gehe.»
    «Schon gut, George, beruhigen Sie sich. Für uns ist nicht von Belang, womit Sie Ihr Geld verdienen; erzählen Sie uns einfach alles über Deborah Fearnside.»
    Der Mann entspannte sich sichtlich, aber es kamen keine Einzelheiten mehr ans Licht. Nach weiteren zwanzig Minuten erkannten sie, dass der Mann wirklich nicht mehr wusste, und ließen ihn gehen.
    Nach der Befragung saß Fenwick in seinem stickigen Büro und dachte über die aufwendige Entführung von Deborah Fearnside nach. Die Planung war außergewöhnlich, und die Frau war, wie ihre Freundinnen, nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass sie in eine Falle gelockt werden könnte. Wer immer dahinter steckte – er war äußerst schlau und erfindungsreich; man musste sich nur vor Augen führen, wie lange die Polizei gebraucht hatte, das Puzzle zusammenzusetzen, und wie wenig beweiskräftige Spuren zu finden gewesen waren. Fenwick ging auf, dass er es zum ersten Mal mit einem Verbrecher zu tun hatte, der ihm intellektuell mindestens ebenbürtig war.
    In den Tagen bis zu Octavia Andersons Rückkehr nahm er sich noch einmal die Akten der Schule vor, während Cooper in immer neuen Sackgassen landete und die ihnen zusätzlich zugeteilten Männer überall nur Nieten zogen. Er vollzog die Schulkarrieren der vier Freundinnen und Leslie Smiths nach und notierte sich, wann Octavia Anderson an die Schule gekommen war und dass Carol Truman und Octavia am Ende der zehnten Klasse von der Liste verschwanden.
    Er schrieb sich die Namen der Lehrer auf, die nicht mehr an der Schule unterrichteten, und beauftragte Nightingale und ein paar von den neuen Leuten, sie aufzuspüren. Die meisten waren im Ruhestand und aus Gewohnheit bei ihren langen Sommerferien geblieben; einige waren gestorben; zwei verbrachten ihren Lebensabend in Schottland. Nightingale war versucht, den nächsten Schlafwagenzug nach Fort William zu nehmen, nur um dem Fall für eine Weile zu entkommen, aber am Ende bat sie doch die Kollegen vor Ort um Unterstützung und wandte sich wieder der schrumpfenden Liste zu. Nightingale hatte die Namen von Carols Eltern in der Liste gefunden und die australische Einwanderungsbehörde noch einmal kontaktiert.
    Eines Freitags am Spätnachmittag, als die Luft im nicht klimatisierten Einsatzraum des Reviers immer stickiger wurde und sie niedergeschlagen dem Summen von Schmeißfliegen im Todeskampf lauschte, kam ein Fax mit genaueren Angaben zur Einwanderung der Trumans. Das veranlasste Nightingale, wieder einen Abend im Biergarten des Pubs sausen zu lassen und stattdessen die Redaktionsräume der Lokalzeitung aufzusuchen.
    Cooper sah ihr mit gemischten Gefühlen nach. Wenigstens hatte sie einen Hinweis, dem sie nachgehen konnte, auch wenn es ihr möglicherweise das Wochenende verdarb. Er musste sich auf frustrierende Weise mit Beamten des Verteidigungsministeriums herumärgern, die keine Einzelheiten über Leute herausgeben wollten, die in den vergangenen zwölf Monaten aus dem Militärdienst ausgeschieden waren. Seine eigene Skepsis war der Anfrage nicht gerade dienlich gewesen, aber stets aufs Neue deutlich geworden, wenn er versuchte, die Leute zu überreden. Als Grundlage für ihre Anfrage hatten sie wenig mehr als Fenwicks Ahnung und eine mögliche Mordwaffe aus dem Arsenal der Streitkräfte. Dennoch, kurz nachdem Nightingale gegangen war, brachte ein Kurier drei große Umschläge mit umfangreichen Computerlisten für Cooper. Jede Einheit bot die Information auf unterschiedliche

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