Requiem für eine Sängerin
Weise dar, aber es lief immer auf dasselbe hinaus: Name, Dienstgrad, Dienstnummer. Keine Adressen, Telefonnummern oder Gründe für das Ausscheiden. Die Listen waren so gut wie nutzlos.
Kaum eine Stunde später erhielt er auch die erste Liste einer landesweiten Autovermietung, die sie wegen der schwarzen Limousine angeschrieben hatten. Die Firma war wesentlich hilfsbereiter. Die Schlüsseldaten entsprachen genau der Liste von Coopers Prioritäten: London, Home Counties, Südosten; männlich; Barzahlung. Aufgrund der vagen Beschreibung des Wagens waren es mehrere hundert Namen. Und sie gingen stillschweigend davon aus, dass ihr «Chauffeur» das Auto gemietet und nicht gekauft hatte. Wenigstens gab es hier Adressen und Telefonnummern. Mit einer gewissen Befriedigung versammelte Cooper die Leute um sich und teilte die Liste unter ihnen auf.
Bibliothek und Archiv der Zeitung befanden sich im Keller. Es gab weder Fenster noch Klimaanlage. Die Luft schien zwischen den Stapeln alter Ausgaben zu stehen. Ein pensionierter Drucker, der zum Archivar ernannt worden war, erzählte Nightingale stolz, dass sie gerade dabei waren, die alten Ausgaben auf Mikrofiche zu übertragen. Unglücklicherweise waren sie erst bei 1984 und noch nicht weiter zurück. Er führte sie zu einem brusthohen Stapel mit der Aufschrift «Januar 1979 – Dezember 1981». Resigniert zog Nightingale die leichte Baumwolljacke aus, suchte nach einer freien Stelle, wo sie sie hinlegen konnte, wischte einen Plastikstuhl ab und sah, wie ihre Hand schwarz wurde vom Staub.
Sie suchte die erste Ausgabe des Jahrgangs 1980 aus dem Stapel heraus, dem Jahr, in dem sowohl Truman als auch Anderson die Schule verlassen hatten. Johnstones Tagebuch aus dieser Zeit fehlte ebenfalls, und die australische Einwanderungsbehörde hatte mit ihrem Fax bestätigt, dass es auch das Jahr war, in dem die Familie Truman eingewandert war – ohne Carol .
Lokalzeitungen machten mangelnde Qualität häufig mit Quantität wett. Schon 1980 hatte jede Ausgabe zwei Teile gehabt. Nightingale war versucht, sich auf die Seiten mit den wichtigsten Schlagzeilen zu konzentrieren, weil sie davon ausging, dass das, wonach sie suchte, für die erste Seite interessant genug war. Aber ihre Gründlichkeit zwang sie schließlich, jede einzelne Seite zu überfliegen.
Um acht war sie bei Ende Mai 1980 angelangt. Ihre Hände waren dunkel von der alten Druckerschwärze, die auf geheimnisvollen Wegen auch in ihr Gesicht und ihr Haar gefunden hatte. Staub bedeckte ihre Kleidung, Augen und Hals fühlten sich an, als wären sie aus feinem Schmirgelpapier. Sie hatte nichts gefunden, abgesehen von dem Hinweis auf eine Schulaufführung, für die sowohl Octavia Anderson als auch Carol Truman mit höchstem Lob bedacht worden waren. In gewisser Weise war sie der Meinung, dass sie für einen Abend mehr als genug getan hatte, aber der Gedanke, am nächsten Tag in diesen Raum zurückkehren zu müssen, war noch unangenehmer als der zu bleiben. Sie beschloss, bis Ende Juni weiterzublättern – die Hälfte – und dann nach Hause zu gehen.
Nachdem die erste Juniausgabe nichts hergegeben hatte, bückte sie sich nach der nächsten auf dem schrumpfenden Stapel. Zwei klare, helle Augen sahen aus einem hübschen, von blondem Haar umrahmten ovalen Gesicht direkt in ihre. Der Redakteur hatte ganze Arbeit geleistet und über dem Bild eine zentimeterhohe Schlagzeile platziert: «TRAGISCHER TOD», und als Unterzeile: «Begabte Schülerin stürzt während eines Schulausflugs in den Tod».
Detective Constable Nightingale hatte Carol Truman gefunden.
Eine Feier zum Ende des Schuljahrs endete diese Woche mit einer Tragödie, als die begabte Schülerin Carol Truman von einer sechzig Meter hohen Klippe in den Tod stürzte.
13 Schülerinnen und zwei Lehrer der Downside Comprehensive School besuchten im Rahmen der Feierlichkeiten zum Ende des Schuljahrs Durdle Door, eine bekannte Sehenswürdigkeit in Dorset. Der Ausflug am vergangenen Freitag nahm ein tragisches Ende. William Price von der Küstenwache sagte noch am Ort des Geschehens: «Wir erhielten um 15.40 Uhr einen Anruf und waren um 15.55 Uhr vor Ort. Es wurde sofort ein Helikopter losgeschickt, und nach fünfzehn Minuten hatten wir bedauerlicherweise die Leiche des jungen Mädchens gefunden.»
Es war erforderlich, eine Winde zu holen, um die Leiche zu bergen, da der Zugang von der Klippe zu gefährlich gewesen wäre.
Der Unfall hat erneut Zweifel an Schulausflügen
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