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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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ausfindig zu machen; sie standen nicht in den Melderegistern von Sussex, Surrey, Kent oder Hampshire.
    Erschöpft machte sie eine Pause und ging in den drückenden Augustabend hinaus. Die Abgase waren schrecklich, der Park zu weit entfernt. Aus Gewohnheit ging sie bis zu dem Friedhof, wo Katherine Johnstone in wenigen Wochen endlich begraben werden sollte. Sie schlenderte die asphaltierten Wege entlang, sah traurig und angewidert eine gebrauchte Spritze neben einem Grab mit Marmorplatte im Gras liegen und spürte, wie Niedergeschlagenheit über sie kam.
    Ihr war bewusst, dass ihr kometenhafter Aufstieg alte Hasen und jüngere Kollegen gleichermaßen ärgerte, umso mehr, als sie noch in der Ausbildung war. Der Stillstand in ihrem Fall erboste sie. Cooper war unerschütterlich. Er schien wenig von der generellen Richtung von Fenwicks Ermittlungen zu halten, aber genau konnte man das nie sagen; jedenfalls trieb er das Team unerbittlich an und akzeptierte keine Ausreden. Sie selbst tolerierte er mit weisem, amüsiertem Gleichmut, freute sich über ihre Eigeninitiative, missbilligte ihre Unverfrorenheit.
    Es war ein Glückstreffer gewesen, Leslie Smith noch einmal aufzusuchen, aber nun war das elende Weibsstück in die Türkei geflohen. Carol Truman aufzuspüren war die zähe Ermittlungsarbeit gewesen, die Lob einbrachte, aber das arme Mädchen war tot. Jetzt musste sie die Tante und den Onkel finden. Sie drehte die dritte Runde durch den Friedhof und wunderte sich über die Menge welker Blumen auf einem der entlegeneren Gräber. Und als sie dorthin ging, fand sie wie beiläufig George und Alice Rowland. Bei ihnen bestand keine Fluchtgefahr mehr.
     
    George Henry Rowland und seine Frau Alice Mary
    Geliebte Eltern von Victor .
    Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen .
    Von uns genommen am 6 . und 7 . August 1983
    Ruhet in Frieden .
     
    Das Familiengrab wurde von einem aufgeschlagenen Buch aus Granit geschmückt. Ein Bukett aus weißen und gelben Chrysanthemen welkte auf dem gemähten Grabhügel vor sich hin. Die Vase war trocken, die Blumen ließen die Köpfe hängen. Nightingale schüttete vorsichtig den Rest ihrer lauwarmen Cola in die Vase und hoffte, damit würden die Blumen noch mindestens einen Tag durchhalten. Eine Menge Geld war für dieses Bukett ausgegeben worden – manche hätten verschwendet gesagt –, das in der Sommerhitze höchstens ein paar Tage überstehen konnte.
    Wieder eine Sackgasse. Sie setzte sich auf die nächstbeste Bank und ließ der Polizistin in sich freien Lauf. Warum wurde so viel Geld für Blumen ausgegeben, und wer hatte es ausgegeben? Es war keine Karte dabei, aber auf der Zellophanhülle stand in weißen Buchstaben der Name einer Floristin. Das war die einzige Spur, die sie zu lebenden Verwandten von Carol führen konnte.
    Sie ging zurück zum Tor und bemerkte erneut einen Berg vertrockneter Blumen auf einem abgelegenen Grab. Welke Rosen, Dutzende. Sie lagen einfach auf dem Boden, hoffnungslos der Hitze ausgeliefert. Alle anderen Gräber waren in der heißen Jahreszeit ausgetrocknet und graubraun. Im Vergleich dazu wirkte diese Extravaganz noch schockierender.
    Aus reiner Neugier ging sie hinüber und verspürte ein warnendes Kribbeln auf dem Rücken, als sie den Namen las: Carol Anne Truman. Es musste mehr als ein Zufall sein, dass diese Verstorbenen gerade zu der Zeit einen grotesken Blumengruß erhielten, als ihre Namen eine zentrale Rolle in den Ermittlungen eines Mordfalls spielten. Vielleicht wurden aber auch ständig so viele Blumen hergebracht. Das konnte sie herausfinden.
    Die Floristin hatte früher zugemacht. Nightingale schob eine Nachricht unter der Tür durch. Ins Revier zurückgekehrt, wartete eine Notiz auf sie: «Australische Einwanderungsbehörde hat angerufen, während Sie Luft schnappen waren!!!» Coopers Engelsgeduld vertrug die Hitze nicht besonders gut.
    Seine Stimmung hatte sich bis zu dem Punkt verschlechtert, wo er nur noch in knappen, grunzenden Sätzen sprach; der Geruch seines salzigen Schweißes und herben Aftershaves lag schwer im Raum. Alle Fenster waren aufgerissen, und trotzdem stand die Luft, wollte sich nicht regenerieren, hüllte jeden einzelnen Schreibtisch in abgestandene Schwaden.
    «Was haben Sie gesagt, Sergeant?»
    «Ich bin nicht Ihr Telefondienst, Nightingale. Ich habe Ihnen die Nummer auf den Schreibtisch gelegt.»
    «Danke.»
    Er sah von seinem Stapel Computerausdrucke auf und lächelte.
    «Ich dachte, Sie würden diese Arbeit

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