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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verabredet. Mein Gott, war das ein Stress. Irgendwie schaffte ich also den Jungen raus und Metzger rein, und kurz darauf kam Erich. Sie hockten sich zusammen, ich war ausgeschlossen. Es war lange nach Mitternacht, als Erich ins Schlafzimmer kam. Er war vollkommen durcheinander und sagte irgendetwas von einer unglaublichen Geschichte, die so verrückt wäre, dass sie schon wieder wahr sein könnte. Und in dieser Stunde war Erich nicht mehr mein Feind. Er hockte da auf der Bettkante und erzählte die ganze Geschichte …«
    »Erzählen Sie diese Geschichte, los!«
    »Das kann ich nicht, ich habe ihm nicht zugehört, ich habe kein Wort mitgekriegt. Ich habe nur genickt und ja und nein gesagt und dabei ihn angesehen, ihn wieder ganz neu gesehen und über uns nachgedacht und dass wir von vorne anfangen müssten.«
    Ich dachte, jetzt würden endlich die Tränen kommen, aber sie war noch immer nicht soweit. Schnell fragte ich: »Ging es denn um Lewandowski? Ist damals schon der Name Lewandowski gefallen?«
    »Ja, sein Name ist gefallen, das ist sicher. Und die ganze Geschichte muss ja wahr gewesen sein, denn irgendwer ist hingegangen und hat Erich getötet. Das weiß ich genau. Wie ist denn das … wie war es, ich meine, wie …?«
    »Er ist auf kürzester Distanz erschossen worden, er hat keine Sekunde gelitten.«
    Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie ins Gesicht geschlagen. »Mir hat man das von dem Unfall gesagt, aber geglaubt habe ich das keine Sekunde.« Immer noch keine Träne, aber sie war weiß wie eine Wand, und ihre Mundwinkel zitterten.
    »Hatte Ihr Mann denn eine Ahnung, wer Lewandowski getötet haben könnte?«
    Sie war ganz in ihrer Schattenwelt von Trauer, Erinnerung, von Schuld und Verlust. Sie musste sich zusammennehmen, um mich überhaupt zu verstehen.
    »Als Lewandowski auf dem Parkplatz gefunden worden war, kam Erich zum Frühstück vorbei. Er saß am Tisch und lachte richtig, weil es ja wirklich komisch ist. Er sagte, mindestens sechs oder acht Parteien kämen als Mörder in Frage. Und alle hätten sie im Prinzip Recht.«
    Sie stand abrupt auf und kramte in einem Bücherregal herum, durchwühlte einen Haufen Zeitungen auf dem Boden, suchte sogar hinter der zischenden Gasheizung, die an eine Butangasflasche angeschlossen war. Als sie endlich murmelte: »Ach hier!«, schaute ich gespannt auf das, was sie anbrachte. Es war nur eine Flasche Calvados mit einem kleinen Glas. Sie wischte es mit einem Papiertaschentuch aus, sah mich an und sagte mit fester Stimme: »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie vorsätzlich betrunken, jetzt möchte ich. Würden Sie bitte noch eine Weile bleiben? Suchen Sie sich auch ein Glas, irgendwo muss noch eins sein.«
    »Danke, ich trinke nicht, ich werde aber gerne bei Ihnen bleiben. Wer kommt denn alles als Mörder Lewandowskis in Frage?«
    Sie war mit ihren Gedanken weit weg, aber sie antwortete mechanisch: »Na ja, jemand von der russischen Botschaft, jemand von den DDR-Leuten, von den Rumänen, von den Polen, den Ungarn, den Tschechen, jedenfalls jemand von denen aus dem Ostblock.« Sie trank das Schnapsglas mit einem einzigen Schluck aus, schüttelte sich und fragte dann mit einer ganz kleinen Kinderstimme: »Ist er wirklich schnell gestorben?«
    »Ganz schnell. Was hat man Ihnen darüber erzählt?«
    »Er wäre auf Schnee ins Schleudern gekommen.«
    »Hat man Ihnen erlaubt, ihn zu sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf und goss sich erneut von dem Calvados ein. »Nein. Die Kollegen von ihm, die hier waren, haben mir auch gesagt, ich solle ihn nicht mehr anschauen. Das will ich auch nicht. Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie er an jenem Abend war, damals, als ich mich wieder neu in ihn verliebte …«
    Wenn sie so weitertrank, würde der Zusammenbruch jeden Moment kommen.
    »War jemand von der Bundesanwaltschaft bei Ihnen?«
    »Nein. Nur ein Mann kam vorbei, der sagte, er wäre vom Innenministerium. Er erklärte mir stolz, Erich hätte nächste Woche ausgezeichnet werden sollen. Mit irgendeinem Bundesverdienstkreuz. Es war geschmacklos.«
    Sie trank auch das nächste Glas in einem Zug aus. Dann riss sie die Augen auf und sagte erschrocken: »Mein Gott, ich bin betrunken, völlig blau. Ich habe überhaupt nichts gegessen. Werden Sie wirklich recherchieren, Herr Baumeister?«
    »Ja.«
    »Sie werden getötet, sage ich Ihnen.« Dann runzelte sie die Stirn.
    »Ist Ihre Freundin böse auf mich, weil ich sie rausgeschmissen habe?«
    »Nein, die Baronin ist in

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