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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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um.
    »Haben Sie eine Bank überfallen?«, fragte der Fahrer, ein ungeheuer dicker Mann, der beim Atmen schnaufte wie ein Walross.
    »Keine Bank«, sagte ich. »Ich hab’ Ihre Radkappen geklaut.«
    Als ich sein gurgelndes Lachen hörte, tat mir mein Gag schon wieder Leid.
    Claudia Groß war zu Hause. Sie fragte gespannt: »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Bisher nicht viel. Aber Willi muss zwei Fotos besessen haben, die ein Schlüssel zu der Geschichte sein können. Erlauben Sie mir, in seinem Zimmer nachzusehen?«
    »Natürlich. Wollen Sie ein Wasser, einen Tee, soll ich Ihnen etwas zu essen machen? Ist Ihre Freundin aus der Sache ausgestiegen?«
    »Nein, nein, sie kümmert sich um andere Dinge.« Claudia war bedrückend einsam, und sie zeigte es. Ich sagte daher: »Könnte ich einen Tee haben? Und außerdem brauche ich Ihre Hilfe. Sagen Ihnen die Namen Ellen Strahl und Reimer etwas?«
    »Nein. Nie gehört. Haben die mit Willis Geschichte zu tun?«
    »Ja.« Es war ein erschreckender Gedanke, dass Claudia vermutlich nur deshalb noch lebte, weil Metzger ihr nicht das Geringste über die Affäre verraten hatte.
    Sie ging vor mir her die Treppe hinauf und schloss mir Metzgers Arbeitszimmer auf. »Da in der Truhe sind Fotos, jede Menge sogar.«
    »Danke, ich werde mich schon zurechtfinden.«
    Es gab drei Stapel Fotos, und es war unklar, nach welchen Gesichtspunkten Willi Metzger sie geordnet hatte. Sie stammten ausnahmslos von dpa und behandelten zwei Ereignisse: Das Attentat auf Professor Mente und, das waren weit weniger Bilder, den plötzlichen Herztod des Bundestagsabgeordneten Schmitz-Feller. Dabei mussten irgendwelche Fotos sein, die einen Zusammenhang mit Lewandowski hatten.
    Ich nahm Metzgers große Lupe zu Hilfe, um nichts zu übersehen. Nach über zwei Stunden war klar: Es gab kein Foto, auf dem Lewandowski zu sehen war oder das auch nur den kleinsten Hinweis auf Lewandowski enthalten hätte. Und doch musste es solche Fotos geben.
    Ich rief Claudia nach oben. »Hat Willi irgendwann einmal Fotos erwähnt?«
    »Nein. Ich bin ganz sicher: nein.«
    »Sie kannten Metzger genau. Stellen Sie sich vor, er hatte ein paar Fotos, die wirklich wichtig waren. Man durfte sie unter keinen Umständen bei ihm finden. Was könnte er damit gemacht haben, wo würde er so etwas verstecken?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Er hatte ja eigentlich auch keinen Grund, etwas vor mir geheim zu halten.«
    »Und ob er den hatte. Er wollte Sie aus der ganzen Sache raushalten, um Sie nicht auch noch in Gefahr zu bringen. Er wusste genau, was er riskierte.«
    Sie schluckte. Dann nickte sie, und ihre Augen sahen zum ersten Mal, seit ich sie kannte, nicht traurig aus. Angestrengt dachte sie nach. »Sie könnten sich ja mal den Dachboden ansehen, kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Der Boden war dunkel und niedrig, und die Funzel an einem der Balken beleuchtete matt ein chaotisches Durcheinander.
    »Haben Sie eine Taschenlampe?«
    »Ja, ich glaube schon.« Sie verschwand nach unten.
    Ich versuchte mich in der plötzlichen Stille zu konzentrieren. Angenommen, ich war Metzger, angenommen, ich wollte auf diesem Dachboden ein paar Fotos verstecken. Wo würde ich das tun?
    Claudia kam mit der Taschenlampe zurück und gab sie mir.
    »Sah das hier immer so aus?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine: Wenn Willi die Fotos hier versteckt hat, kann es notwendig gewesen sein, einen alten Schrank zur Seite zu schieben oder so etwas. Würde Ihnen das auffallen?«
    »Sofort«, sagte sie, »lassen Sie mich mal leuchten.« Sie ließ den Lichtkegel der Taschenlampe ganz langsam über all das Gerumpel wandern. »Hier ist es wie immer, alles an seinem Platz.«
    »Dann werde ich hier so lange herumgraben, bis ich etwas finde.«
    »Ich mache Ihnen ein paar Würstchen heiß, einverstanden?« Sie sah mich fast bittend an, sie brauchte dringend das Gefühl, gebraucht zu werden.
    »Das finde ich nett«, sagte ich. Dann begab ich mich systematisch an die Suche. Der Raum hatte eine Breite von vielleicht sechs Metern, eine Tiefe von etwa acht. Ich begann links außen, wo ich kriechen musste, um nicht gegen die Dachsparren zu stoßen, und arbeitete mich in Bahnen von etwa einem Meter Breite vor. Als Claudia mit den Würstchen kam, nahm ich gerade die Innereien eines alten Sessel auseinander. Sie grinste. »Jetzt verstehe ich, was das Wort Recherche bedeutet.«
    »Ich weiß auch nicht, ob das was bringt. Aber im Moment fällt mir nichts Besseres ein. Wenn es nichts

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