Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Erdrinnen, an Schutthalden entlang, rechts waren wohl Schrebergärten. Er blieb beim Vollgas und erklärte überflüssigerweise: »Das hier ist keine Straße, hier sind wir in den Kiesgruben. Wenn die Leute, die Ihnen folgen, wirklich gut Bescheid wissen, riechen sie uns vielleicht. Wenn nicht, sind wir jetzt schon allein.« Er nahm wie ein Rallyeprofi eine Linkskurve, indem er mit einem Powerslide gewaltige Mengen Sand in Bewegung setzte. »Ist richtig schön, wie im Krimi.« Ich konnte ihm nicht antworten, ich hatte genug damit zu tun, meinen Magen unter Kontrolle zu behalten.
    »Wissen Sie eigentlich, wer Sie verfolgt?«
    »Ja, so ungefähr. Aber es ist besser, Ihnen das nicht zu erklären, sonst kommen Sie noch auf die Idee, mich hier abzusetzen.«
    »Der Fahrgast ist König!«, meinte er bloß lakonisch.
    Jetzt verließ er auch noch den Weg, der sowieso keiner war, und hielt auf einen Damm zu, der mit hohem Gras bewachsen war. Er ging ihn senkrecht an, und je höher der Wagen kletterte, desto häufiger drehten die Räder durch. »Komm schon, Olle!«, ermunterte er sein Auto, und er hatte Erfolg. Die Schnauze des Taxis kippte nach vorn, und unter uns lag ein Baggersee mit stählernen Förderbändern auf dem Wasser, in dem sich fahl das bisschen Mondlicht spiegelte. Der Bärtige hielt sich nicht mit der Aussicht auf, er gab schon wieder Gas und rutschte gefährlich schräg hinunter auf das Ufer zu. Dann stellte er den Motor ab und sagte: »Frauen und Kinder zuerst in die Boote.« Es war unheimlich still, als der Wagen einen halben Meter vor dem Rand zum Stillstand kam. Einzig das leise Plätschern des Wassers war zu hören.
    »Und Sie glauben, wir sind hier sicher?«
    Er grinste, knipste eine Leselampe unter dem Armaturenbrett an, holte eine Karte aus der Seitentasche und tippte mit dem Zeigefinger darauf. Zufrieden erklärte er. »Sehen Sie:
    Hier habe ich Sie abgeholt. Dann haben wir eine perfekte Acht gedreht und stehen jetzt vielleicht fünfzig Meter von dem Haus entfernt, aus dem Sie gekommen sind, auf der Rückseite, verstehen Sie? Die werden überall suchen, hier bestimmt nicht.«
    »Man sollte Sie auszeichnen und weiterempfehlen.«
    Er grinste. »Die Solidarität des Proletariats. Wie lange warten wir?«
    »Eine Stunde ungefähr«, entschied ich.
    »Dann mache ich Ihnen einen Freundschaftspreis«, er schaltete das Taxameter aus.
    Wir sprachen nicht mehr viel; irgendwann döste ich ein, er weckte mich, sanft. Es war drei Uhr nachts. »Wir können jetzt los. Wohin fahren wir?«
    »Nach Bonn.«
    Niemand folgte uns. Es hatte aufgeklart, die wenigen Wolken trieben schnell, und der bleiche, halbe Mond wirkte weit weg. Es war ziemlich kalt.
    Als mein Taxi-Freund mich zweihundert Meter vor der Pension absetzte, sagte ich zu ihm: »Falls man Sie fragt, und man wird Sie vermutlich fragen, sagen Sie einfach, Sie hätten mich in Köln-Süd abgesetzt. Bonner Straße. Geht das?«
    »Das geht«, sagte er schlicht.
    Ich bezahlte ihn großzügig, er grinste und sagte noch: »War mir doch ein Vergnügen. Sagen Sie, brauchen Sie meine Nummer?« Er gab mir eine Karte, winkte mir noch einmal zu und fuhr ab.
    Ich hatte das dumme Gefühl, einen Gegner genarrt zu haben, der über solche Spielchen nur lächelte.
    Ich stand noch eine Weile auf der Straße herum, ehe ich losging. Schon von Weitem sah ich, dass die Baronin nicht schlief. Die beiden Fenster unseres Zimmers im ersten Stock waren hellgelbe tröstliche Vierecke. Ich freute mich auf eine Dusche. Mir war kalt, und ich fühlte mich schmutzig und zerschlagen.
    Die beiden Männer traten aus der Schwärze eines Hauseingangs. Sie trugen dick wattierte dunkle Westen über Flanellhemden, Jeans und weißen Turnschuhen. Sie bauten sich vor mir auf und sprachen kein Wort. Sie sahen aus wie zwei Freizeitsportler auf dem Heimweg vom Fitnesscenter. Nur ihre Augen verrieten sie.
    »Jetzt wird es wohl ernst«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    Der rechte war ziemlich groß und massig, hatte die Hände in den Taschen und hielt den Kopf geneigt. Der linke war schmal und drahtig und wirkte wie ein eifriger Terrier.
    »Hören Sie«, sagte ich …
    Der linke trat zu. Es war eine schnelle, fast elegante Bewegung mit dem rechten Bein. Er musste unglaublich gelenkig sein, jedenfalls traf er mich an der linken Kopfseite. Der rechte hielt meinen Sturz auf, indem er mir das Knie in den Magen rammte und mir gleichzeitig mit voller Gewalt beidhändig in die ungeschützte Seite schlug. Es war wie

Weitere Kostenlose Bücher