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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eine einzige Explosion.
    Ich weiß nicht genau, ob ich schon ohnmächtig war, ich weiß nur, dass ich vergeblich versuchte, die Hände vor meinen fallenden Körper zu bringen. Ich höre noch das klatschende Geräusch, mit dem ich auf die Steine schlug, Schmerzen spürte ich kaum. Ich wollte schreien, aber das ging nicht. Ich konnte mich nicht einmal zusammenkrümmen, um ein wenig Schutz zu bekommen, aber nichts gehorchte mehr.
    Sie gingen ganz ruhig davon.
    Ich lag auf dem Rücken, und über meine linke Wange lief Blut. Dann fing mein Körper an zu zittern, und ich spürte den Schmerz mit voller Wucht. Ich versuchte aufzustehen, aber ich hatte keine Chance. Paralysiert lag ich auf den kalten Steinen. Dann, links von mir, Stimmen. Eine Frau und ein Mann.
    »Ein Kredit kommt nicht in Frage. Wir verschulden uns nicht«, sagte er eindringlich.
    Sie schien ziemlich ärgerlich. »Schön und gut, Theo, aber es geht doch nun mal nicht anders.«
    »Es geht anders«, sagte er verärgert, »es muss anders gehen.« Dann verblüfft: »Du lieber Himmel, was ist denn mit dem?«
    Ein verschwommenes Männergesicht schob sich in mein Blickfeld und fragte gutmütig: »Zu viel getrunken, was?«
    »Der blutet ja«, sagte die Frau schrill.
    »Na sicher«, brummte der Mann. »Im Suff fallen die doch immer hin. Komm, Junge, ich helfe dir auf.« Er fasste mich unter den Schultern und hievte mich hoch. Es tat schrecklich weh, und ich dachte, ich müsste mich übergeben.
    »Vielleicht setzen Sie sich erst einmal in den Hauseingang da?«, fragte der Mann. Ich lehnte mich schwankend an die Mauer, und schon ging er erleichtert auf Distanz. »Warum müssen die Leute auch immer so viel saufen? Kommen Sie, noch zwei Schritte, und Sie können sich setzen. Einen Arzt brauchen Sie ja nicht, oder?«
    Er hatte längst entschieden, dass ich keinen Arzt brauchte, weil ihm das ermöglichte, sich schleunigst zurückzuziehen. Immerhin half er mir noch, mich auf die Stufe zu setzen. Dann sagte er hastig: »Wenn Sie eine Weile ruhig sitzen bleiben, werden Sie bald wieder in Ordnung sein. Und denken Sie daran: Diese Trinkerei ist nicht gut!« Dann nahm er die Frau am Arm und zog sie wie eine Puppe mit sich fort.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, ich weiß dass ich fortwährend versuchte aufzustehen, aber ich schaffte es einfach nicht.
    Erst nach einer Ewigkeit hangelte ich mich an der Haustür soweit hoch, dass ich eine Weile wacklig stehen und den ersten Schritt riskieren konnte. Es ging leidlich, aber es schmerzte höllisch, und mir wurde immer wieder schwarz vor Augen.
    Ich habe nur noch verschwommene Erinnerungen, wie es mir gelang, die Pensionstür aufzuschließen und in den ersten Stock zu kommen. Im Flur fand ich den Lichtschalter nicht und stieß mich immer wieder, weil mir alles im Weg war. Dann stand auf einmal die Baronin in dem schmerzhaft grellen Viereck unserer Zimmertür und zog mich zu sich herein.
    Entsetzt fragte sie: »Was ist denn passiert?«
    Und deutlich lallte ich: »Sie haben mich verprügelt. Lass bitte Wasser in die Badewanne. Nicht zu heiß.«
    »Leg dich erst mal aufs Bett.«
    »Nein, dann komme ich nicht mehr hoch. Ich bleibe lieber stehen, bis das Wasser in der Wanne ist.«
    »Ich habe nicht mal ein Pflaster, nur ein bisschen Aspirin.«
    »Dann gib mir soviel du hast.« Soweit ich das mitbekommen hatte, war ich von den Männern nur zweimal getroffen worden. Aber es gab buchstäblich keine Stelle meines Körpers, die nicht schmerzte.
    Unendlich langsam zog ich mich aus. Es war eine mühselige Prozedur. Endlich stand ich nackt und erbärmlich in einem Haufen Kleider und keuchte so erschöpft, als hätte ich zehntausend Meter hinter mich gebracht.
    Die Baronin musterte mich mit einem Blick, als litte sie dieselben Schmerzen wie ich. Darin sagte sie, meine linke Gesichtshälfte würde langsam rot und grün, und in der Taillengegend sähe ich aus, als sei ich von einem Elefanten getreten worden.
    Sie lachte leicht hysterisch und murmelte dann etwas von »Baumeister gegen den Rest der Welt«. Schließlich führte sie mich Schritt für Schritt zur Badewanne. Als ich im Wasser lag, schloss ich die Augen. Die Schmerzen wurden kaum besser, aber ich kam wieder einigermaßen zu mir.
    »Ich habe zwei Fotos gefunden, bei denen selbst dem Dümmsten klar sein muss, dass Lewandowski der Henker dieses Staates ist. Sie sind bei Claudia, aber ich habe sie abfotografiert. Du nimmst jetzt den Film aus der Nikon und gehst zu dpa zum

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