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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Entwickeln.«
    »Bist du verrückt? Es ist Nacht, und ich kann dich nicht alleine lassen.«
    »Aber dpa hat einen Nachtdienst, und sie werden dich ins Labor lassen. Wir brauchen die Fotos jetzt. Los jetzt, mir geht es schon wieder gut.«
    »Ja, ja, mein Held«, sagte sie wenig überzeugt. »Wenn sie dich verprügelt haben, werden sie doch bestimmt unten stehen und mich nicht durchlassen oder mir den Film wegnehmen.«
    »Lass es darauf ankommen. Mach jeweils drei Abzüge. Einen mit einem erklärenden Text an den Anwalt, einen bei dpa deponieren, einen mitbringen. Auf dem Film ist auch die Aufnahme eines Zettels, den Erich Guttmann an seine Frau geschrieben hat.«
    »Ich hasse Helden!«, sagte sie und gab mir einen Kuss auf die intakte Gesichtshälfte. Es fühlte sich gut an, und zum ersten Mal wurde ich mir meiner Nacktheit bewusst. Es störte mich nicht. Aber die anderen würden uns keine Zeit lassen. »Unten im Hur ist ein langer Gang. Versuch mal, ob es einen Hinterausgang gibt. Und versteck den Film.«
    Wenig später sagte sie. »Mensch, ist so eine Filmrolle aber kalt.« Dann ging sie.
    Ich kletterte mühsam aus der Wanne, weil ich fürchtete, mein Kreislauf werde mich im Stich lassen. Ich muss dann auf dem Bett eingeschlafen sein, denn ich schreckte hoch, als sie hereinkam. Es war sechs Uhr morgens, und durch meinen Körper jagten Wellen von Schmerz.
    Sie sah mich mit müden, aber mitleidig milden Augen an und tupfte mich vorsichtig mit einer streng riechenden Salbe ein. Sie hatte auch Heftpflaster und Binden - aus dem Auto - wie sie sagte.
    »Übrigens«, erklärte sie währenddessen beiläufig, »du hast wirklich exquisite Aufnahmen gemacht. Als Metzger sie entdeckte, muss er gewusst haben: Das ist es.«
    »Beschreib sie bitte.« Solange ich die Augen aufmachte, war es richtig schlimm. Mit geschlossenen Augen ließ es sich gerade eben aushalten. Außerdem wollte ich nicht irgendwo aus Versehen mein Spiegelbild entdecken.
    »Ich erzähl’s dir lieber alles der Reihe nach. Also, es gibt tatsächlich einen Hinterausgang hier im Haus. Man kommt durch den Hof in einen Garagenhof, dann in eine Einfahrt zur Parallelstraße. Unsere Beschatter scheinen keine guten Nerven zu haben, denn als ich eben ganz gemütlich von vorne in unser Haus marschierte, zuckten sie auf ihren Autositzen so zusammen, dass ich Schwierigkeiten hatte, nicht laut zu lachen.« Dafür kicherte sie jetzt wie ein Schulmädchen. »Die Leute bei dpa waren nett, sie haben mich ohne Probleme entwickeln lassen. Also, erst zu Professor Mente. Ich habe sämtliches Material durchgelesen, zunächst zu dem Attentat. Das geschah am 10. Mai 1989 in Frankfurt. Es war ein Sonntag, Muttertag, um ganz genau zu sein. Der Attentäter muss die Arbeitsweise des Professors perfekt gekannt haben. Der arbeitete nämlich an jedem Sonntagmorgen von zehn Uhr bis mittags um eins. Gefahren wurde er von einem Mann, der ebenfalls getötet wurde. Der fuhr ihn seit zehn Jahren. Mente war Aufsichtsratsvorsitzender einer Gruppe, die Panzer, Elektronik für Militärflugzeuge und so was baut. Aber sie machen auch in Chemie und Plastik, und sie machen ganz offizielle Geschäfte mit den Russen, den Ungarn, der DDR. Nun, Mente vertraute seinem Fahrer völlig, und der variierte den Weg zum Büro nach eigenem Gutdünken. Er fuhr niemals den gleichen Weg. Es gab nur einen kritischen Punkt: Das Haus des Professors lag an einer kurzen Stichstraße, und die Einfahrt bedeutete jedes Mal Schritttempo. Nach den Münchener Vorfällen war die Einmündung zunächst überwacht worden. Diese Überwachung wurde 1988 aufgehoben. An exakt dieser Ecke erwischte es den Professor und seinen Fahrer. Als sie um die Ecke bogen, detonierte die Bombe direkt neben dem Wagen und zerriss ihn vollkommen. Beide waren sofort tot. Das war mittags ein Uhr zwölf. Um ein Uhr dreizehn wurde bereits bei dpa Frankfurt angerufen. Ein Mann sagte in gebrochenem Deutsch: »Wir haben soeben Professor Mente liquidiert!« Er klang wie ein Franzose. Die schnelle Information hatte zur Folge, dass eine Menge Kollegen eher am Tatort waren als Polizei und Kripo. Dann erst wurde eine weiträumige Absperrung eingerichtet, in die später auch kein Pressemensch mehr eingelassen wurde. Aber ein dpa-Fotograf war sehr listig. Der versteckte sich nämlich gleich zu Beginn auf einem unbebauten Grundstück hinter Brennesseln und Mauerresten und fotografierte stundenlang mit einem Tele. Von diesem Mann stammen alle wirklich guten Bilder,

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