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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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selbst erfand. Er kommt nun, international wie er lebt, mit den ja längst geläuterten Brüdern aus dem Osten zusammen. Ich glaube nicht, dass er in Gefahr gerät, ganz plump eine geheime Waffe zu verraten oder irgendeine heilbringende chemische Formel. Aber er kann ganze Management-Leitlinien verraten - und die sind Milliarden wert. Er wird sie vielleicht sogar verraten, ohne zu wissen, was er preisgibt, zumal er die ehemals roten Brüder eigentlich sehr sympathisch findet. Die Beamten in unseren Sicherheitsdiensten brauchen aber noch Jahre zum Umdenken. Man wird diesem mutmaßlichen Verräter also größte Aufmerksamkeit widmen und in seiner Vergangenheit keinen Makel finden. Absägen kann man ihn nicht. Man kann ihn aber töten, wenn man sicher ist, dass er irgendwelche lebenswichtigen Dinge verraten wird …«
    »Also zieht derjenige, der in Bonn verantwortlich ist, die Notbremse und schickt Lewandowski?«
    »So ist es, so stelle ich es mir jedenfalls vor. Das bedeutet aber, dass wir eine Gesellschaft sind, die im Extremfall mit dem Tod bestraft - was immer abgestritten wird.«
    »Aber das ist doch auch Wahnsinn.«
    »Ja, schon. Aber ich erinnere dich an die CIA oder den alten KGB. Kein Mensch bezweifelt, dass die getötet haben und womöglich auch weiter töten werden. Da gibt es Beweise.«
    »Also herrscht jetzt irgendwo höchste Aufregung, weil Lewandowski tot ist.«
    »Ja. Zumindest bei dem Mann, der Lewandowski steuerte. Und wenn dieser Reimer und die Strahl mit ihm gearbeitet haben, dürften auch sie weniger ruhig schlafen. Denn jetzt müssen sie zwangsläufig damit rechnen, auch auf der Abschussliste zu stehen.«
    Die Baronin sah mich nachdenklich an. »Was ich bei all dem nicht verstehe wieso spielen die noch Kalter Krieg, wo sich doch alles vollkommen geändert hat?«
    »Das ist eben die Beamtenmentalität. Bis sich da in den Hirnen und im Apparat etwas tut, ist die politische Entwicklung meilenweit voraus. Sieh doch nur, wie immer noch massiv der Briefverkehr mit dem Osten kontrolliert wird. Das ist auf anderen Ebenen nicht anders.«
    »Und was machen die östlichen Geheimdienste?«
    »Das weiß keiner so genau. Zum Teil ist da wohl jetzt ein Vakuum, aber das wird auf keinen Fall lange andauern. Gerade in Zeiten wie jetzt ist sicheres Wissen über die andere Seite elementar wichtig. Von der technologischen Aufholjagd einmal ganz abgesehen.«
    »Glaubst du, dass wir eines Tages unter Palmen liegen werden und über den gelösten Fall Lewandowski plaudern werden?«
    »Das glaube ich nicht. Nur in Krimis wird alles hübsch logisch erklärt. In diesem Fall wird eine Menge an Fragen offen bleiben, weil es zu viele Tote gegeben hat. Wie kommst du auf die Idee, dass wir unter einer Palme liegen werden?«
    Sie grinste. »Ich dachte, wenn wir mit dem Fall fertig sind, schickt uns der Verleger in einen Urlaub nach Hawaii. Und da sind Palmen.«
    »Ich mag die Dinger nicht. Sie sind so langweilig. Und wenn ich welche sehe, dann fahre ich dran vorbei und suche mir richtige Bäume.«
    »Du hast keine Phantasie. Palmen und eine einsame Hütte am weiten Meer …«
    »Und nebenan McDonald’s und schräg gegenüber der Eingang zu Disney’s . Nee, nichts für mich.«
    »Und wenn ich mich in dich verknalle?«
    »Bitte keine Drohung am helllichten Tag. Los jetzt, Anna Guttmann wartet.«
    Wenn ich jemals eine Liebesgeschichte nicht gebrauchen konnte, dann jetzt. Es regnete nicht, eine milchige Restsonne verabschiedete sich in den diesigen Wolken von Bonn. Wir schlenderten durch die Innenstadt, kümmerten uns nicht um eventuelle Verfolger und nahmen am Bahnhof ein Taxi. Die ganze Fahrt über drehte ich mich nicht einmal um. Anna Guttmann hockte mutterseelenallein im Blockhaus im Innenhof und strickte. Sie hatte eine schmale Lesebrille vorn auf der Nase und sah ein bisschen wie eine gutmütige Hexe aus. »Die vereinigte Streitmacht«, meinte sie mit einem angedeuteten Lächeln. Dann sah sie mein Gesicht und erschrak, fragte aber gar nicht erst.
    »Danke für den Schlüssel. Wo war er?«
    »Erich hatte ihn in seinem Schreibtisch. Ich habe ihn beim Aufräumen gefunden und mich erinnert, dass er ihn bei dem toten Lewandowski gefunden hat. Er wollte herausfinden, in welches Schloss er passt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, ob er irgendwie weitergekommen war?«
    »Ich weiß nicht. Aber vielleicht passt er zu diesem Haus im Müllenkamp, in Godesberg. Sind Sie denn weitergekommen?«
    »Nein, bis auf kleinere Probleme mit Becks Leuten

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