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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rasputin zustande. Die Russen hier in Bonn bewegen sich trotz Glasnost meist in Gruppen und wohnen auch weiter in einer Art Ghetto. Einer der wenigen, die auch vor dem >Neuen Denken< schon anders gewesen sein müssen, ist dieser Rasputin, ein kleiner, dürrer Mann, so um die fünfzig, mit Händen, die nicht dazu passen. Rasputin ist immer allein, auf Partys, auf Botschaftsempfängen, in Kneipen. Dabei ist er offiziell nur der zweite Sekretär des Kulturattaches oder so ähnlich. Metzger nahm Kontakt mit Rasputin auf und traf sich mit ihm. Er kam sehr aufgeregt zurück und sagte, die Russen wüssten konkret von einem Henker. Sie hätten ihn sogar schon sicher identifiziert…«
    »Und dann haben sie ihn umgebracht«, sagte ich.
    »Nein, die waren das nicht. An dem Morgen, an dem Lewandowski tot aufgefunden wurde, hat Erich sich kurz mit Rasputin getroffen. Der hat nicht nur Stein und Bein geschworen, dass sie es nicht waren, er hat sogar schallend gelacht, als er hörte, jemand hätte Lewandowski erledigt. Er hat gesagt: >Da war doch tatsächlich jemand schneller als wir!< Und Erich war überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Und da ist noch etwas, das Ihnen vielleicht weiterhilft: Rasputin hat Metzger bei ihrem zweiten Treffen eine Liste gegeben - lauter Leute, die unter mysteriösen Umständen umgekommen sind.«
    »Mögliche Opfer des Henkers?«, fragte die Baronin. Anna Guttmann nickte. Die Baronin fragte weiter: »Haben Sie die Liste gesehen? Wie viele Namen standen drauf?«
    »Sechzehn Namen«, antwortete Anna Guttmann. »Ich selbst habe die Liste nicht gesehen, aber Erich war fassungslos, als Metzger sie ihm gezeigt hatte.«
    Die Baronin starrte mich mit großen Augen an. »Baumeister, es kann doch nicht sein, dass Lewandowski sechzehn Menschen getötet hat!«
    Ich antwortete ihr nicht. Nach einer Weile fragte Anna Guttmann erneut nach den Fotos von Ellen Strahl und Reimer.
    »Sind Sie sicher, dass es auch Aufnahmen von der Frau gab?«
    »Ganz sicher. Die muss Willi Metzger noch irgendwo versteckt haben. Die müssen Sie unbedingt finden!«
    »Sagen Sie, werden Sie eigentlich immer noch überwacht?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich. Die machen das ganz offen. Meistens lungern sie vor dem Haus in betont unauffälligen Autos herum. Als ich meinen Sohn mit dem Schlüssel zu Ihnen geschickt habe, da ist er über die Garage entwischt. Die Kinder ahnen längst, dass mit dem Tod ihres Vaters etwas nicht stimmt, ich muss ihnen bald die Wahrheit sagen.«
    »Machen Sie das so vage wie möglich, es ist besser für sie. Aber ich habe noch eine Frage. Hat Ihr Mann einmal erwähnt, ob der Verfassungsschutz oder die Bundesanwaltschaft wissen, wer Lewandowski war?«
    »Er ging davon aus, dass die nichts wissen.«

Plötzlich sah Anna Guttmann erschrocken auf die Uhr. »Du lieber Himmel, ich muss zum Pastor. Ich muss mit ihm die Beerdigung vorbereiten. Dabei ist mir gar nicht nach Bibel, und schon lange nicht nach göttlichem Ratschlag. Hören Sie, auch wenn Sie wissen, auf was Sie sich da einlassen: Seien Sie vorsichtig, ja?«
    »Wir bemühen uns«, sagte die Baronin, aber es klang ziemlich bedrückt.
    Auf der Straße fragte sie: »Wir müssen noch mal zu Claudia, oder?«
    »Ja, ich will wissen, wie diese Ellen Strahl aussieht, ehe wir uns um sie kümmern. Es ist allerdings sicher, dass Beck Claudias Haus überwachen lässt. Die Frage ist bloß, ob er es noch einmal durchgehen lässt, wenn wir dort auftauchen. Ich habe einfach noch keine Idee, wie wir ihn uns vom Hals halten können.«
    »Aber ich!«, meinte die Baronin und war wieder ganz obenauf. »Wir lassen uns nicht mehr rumschubsen, sondern gehen direkt in die Höhle des Löwen. Wir bitten ihn einfach um ein Interview, und dann suggerieren wir ihm eine Lösung, die so weit von der Wirklichkeit entfernt ist, dass wir für ihn aus der Schusslinie sind.«
    Ich schaute sie mit offenem Mund an. Das war dreist, aber gerade deshalb konnte es funktionieren.
    »Wir versuchen es, du raffiniertes Luder!«
    An der Ecke zur Kaiserstraße gab es eine Telefonzelle. Beck war da, die Freundlichkeit selbst, und er war sogar leutselig genug zu sagen: »Das ist aber nett, dass Sie mich anrufen.«
    »Haben Sie morgen Zeit für uns? Wir möchten ein paar Fragen stellen.«
    »Was für Fragen?«
    »Nun ja, was da eigentlich vor sich gegangen ist. Fragen über den mysteriösen Tod von Erich Guttmann.«
    »Keine Fragen nach dem mysteriösen Tod von Willi Metzger?«
    Er blieb bei seinem

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