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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und gesagt, ich hätte Sie nach Köln-Süd gefahren.«
    Als ich aufgelegt hatte, fragte die Baronin misstrauisch: »Warum tust du so geheimnisvoll?« Ich antwortete, das gehe sie nichts an und ohne Geheimnisse könne ich nicht leben.
    Ich hatte erwartet, dass Beck in einem modernen Betonblock residierte. Aber das Haus, vor dem wir schließlich ankamen, war ein gepflegter Altbau. Vielleicht hatte er es eigens für dieses Interview angemietet. Die Wege der Bundesanwaltschaft sind mitunter dunkel und wunderbar.
    An der Tür war kein Schild, nur eine Klingel. Ehe ich schellen konnte, ging die Tür auf, und ein älterer Mann in einem blauen Arbeitskittel fragte uns: »Sind Sie bestellt?«
    »Zu Herrn Beck«, sagte die Baronin.
    »Aha«, murmelte der Mann. »Erster Stock, erste Tür links.«
    Es war ein merkwürdiger Raum für einen Bundesanwalt, sehr hoch, sehr weiß, mit Parkett ausgelegt. Das Mobiliar bestand aus einem Stahlschrank und einem Schreibtisch auf verchromten Schienen. Der Raum mochte seine siebzig Quadratmeter haben. Ich hätte einen Billardtisch in ihm aufgestellt, zwei alte Ledersessel vielleicht, eine echte Jugendstillampe und mit Sicherheit eine Stereoanlage.
    Hinter dem Schreibtisch saß Beck. Er schien auf uns gewartet zu haben, aber er war nicht allein. Eine Frau und ein Mann saßen wie Schildwachen bei ihm. Sie waren ungefähr dreißig Jahre alt und sahen aus, wie man sich blasierte Karrieretypen vorstellte. In seinem grauen Anzug mit Weste und blaurot gestreifter Krawatte wirkte Beck förmlich, ganz wie der penible Staatsanwalt. Er sprang auf und sagte jugendlich locker: »Wie schön! So pünktlich!« Er ging um den Stuhl der Frau herum, reichte der Baronin die Hand, dann mir. Er sagte: »Nehmen Sie Platz!« Die Stühle standen in einem Abstand von etwa drei Metern vor dem Schreibtisch. Sie waren wie Inseln aufgebaut, zwei Meter voneinander entfernt. So schien Beck die Menschen um sich zu mögen: isoliert und bewegungsunfähig.
    Um dieses Arrangement zu zerstören, fasste ich beide Stühle an der Lehne, murmelte: »Vielen Dank, dass Sie uns zur Verfügung stehen«, und schob sie an den Schreibtisch heran.
    Die Frau neben Beck war sehr irritiert und sah ihren Chef schnell an, wobei ihre Zunge über die Unterlippe glitt. Aus der Nähe betrachtet, sah sie erheblich älter aus. Ihr Make-up hätte selbst Joan Collins zur Ehre gereicht.
    Wir setzten uns und lächelten.
    »Würden Sie uns sagen, was Sie bisher in Erfahrung gebracht haben?«, fragte Beck sanft.
    »Haben Sie einen Aschenbecher für mich?« Die Baronin fummelte in ihrer Handtasche herum und holte eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug heraus.
    »Selbstverständlich«, erklärte Beck, und die Frau neben ihm stand sehr hastig auf, verschwand aus dem Zimmer und kam mit einem Aschenbecher zurück.
    »Darf ich Ihnen zwei Mitarbeiter vorstellen«, sagte Beck, als handele es sich um eine lästige Auskunft. »Herr Bäumler und Frau Neumann. Ich habe sie dazugebeten, weil sie Protokoll führen müssen. Denn wir sind selbstverständlich bei unseren Ermittlungen auch auf Ihre Hilfe angewiesen.«
    »Das glaube ich«, strahlte die Baronin.
    Becks Augen schlossen sich einen Moment, als habe er plötzlich Schmerzen. Dann atmete er langsam aus. »Würden Sie mich zunächst darüber in Kenntnis setzen, wie weit Ihre Recherchen gediehen sind.«
    »Ehe wir darüber sprechen«, sagte die Baronin und blies den Qualm ihrer Zigarette quer über den Schreibtisch. »Könnten Sie Ihre Überwacher zurückziehen? Ihre Leute machen sich lächerlich. Vor allem, wenn sie prügeln. Baumeister ist durch Prügel nicht kleinzukriegen.«
    Wunderbare Baronin, phantastische Baronin!
    »Aber wir müssen Sie doch schützen«, erwiderte Beck matt.
    »Schützen? Sie wollen uns schützen? Baumeister wurde verprügelt, weil es ihm gelang, Ihre Männer loszuwerden. Vielleicht hatte ja gerade Ihre dritte Garde Ausgang.«
    »Es waren nicht meine Männer«, sagte er. »Vielleicht waren es Leute der Gegenseite.«
    Schweigen.
    »Lewandowski ist tot«, erklärte die Baronin. »Es besteht also weder ein Grund, uns zu schützen, noch ein Grund, uns zu verprügeln.«.
    »Das sehen wir anders«, sagte Beck. »Wir glauben, gnädige Frau, dass die Gegenseite in einer für uns höchst bedrohlichen Aggression steckt.«
    Da fragte die phantastische Baronin: »Wer, bitte, ist denn die Gegenseite?«
    »Die Russen selbstverständlich«, antwortete Beck gleichmütig. Er räusperte sich, legte den

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