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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Leiter der Bonner Mordkommission mit einem Profikiller zu tun?« Wie ein schlechter Schauspieler breitete er die Arme aus. »Nun ja, wie Sie wissen, gibt es deutliche Verbindungen. Metzger war eindeutig hinter Lewandowski her, außerdem unterhielt er freundschaftliche Beziehungen zu Guttmann. Er wurde von der eigenen für unseren Staat feindlichen Gruppe liquidiert.«
    »Wieso liquidiert?«, fragte die Baronin. »Warum muss er Mitglied der Gruppe gewesen sein?«
    »Nun gut, das kann ich schnell erklären: Anfangs war Metzger nur Journalist und jagte Lewandowski. Um mehr zu erfahren, wandte er sich an die Russen in Bonn. Die waren begeistert, sie wollten schließlich auch etwas über Lewandowski erfahren. Da kam ihnen Metzger gerade recht, der sich als Journalist überall umhorchen konnte.«
    Er sah uns an, er lächelte und schaute dann auf seine sorgsam manikürten Hände. »Zurück zu Guttmann. Mit der Familie Guttmann ist in den letzten vier, fünf Jahren eine … Veränderung vor sich gegangen. Sie haben ja die Ehefrau kennen gelernt, eine recht biedere Person. Aber diese Frau spielt seit Jahren verrückt. Um es einfach und unmissverständlich auszudrücken: Sie sucht sich wahllos irgendwelche Männer, um mit ihnen ins Bett zu steigen.« Plötzlich blickte er die Frau neben sich an. »Ich glaube, wir brauchen kein Protokoll mehr.« Der Mann und die Frau standen auf, sie nickten fast wie Messdiener und verschwanden.
    Beck strich sich über das Kinn. »Ich kann Ihr Bemühen verstehen, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Aber ich kann es nicht mehr hinnehmen, dass Sie in diesem Fall tätig sind. Sehen Sie, Metzger war ein Alkoholiker, das weiß jeder in der Branche, doch er hat es irgendwie geschafft, mit dem Saufen aufzuhören. Suff muss kompensiert werden. Er versuchte also, krampfhaft Bedeutung zu erlangen, und konzentrierte sich auf Spionage. Seine Berichte über Bonner Spionagefälle offenbaren, dass er recht naiv vorging. Als er die erste ernsthafte Chance bekam, in Spionagekreise hineinzukommen, nutzte er sie. Von da an beschäftigte er sich nicht mehr beruflich mit diesen Dingen, sondern er betrieb sie selbst. Fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß - ich weiß es. Irgendwann traf Metzger Guttmann. Er hatte sich den Grünen und der Friedensbewegung angeschlossen und kam dabei in Verbindung mit der Familie Guttmann. Wir sind sicher, dass Metzger Guttmanns Situation ausnützte.«
    Er nahm eine Streichholzschachtel aus der Tasche, stand auf, ging um den Tisch herum und gab der Baronin Feuer. Ich stopfte mir die Punto oro. Beck ging zurück zu seinem Stuhl, blieb einen Augenblick am Fenster stehen, sah hinaus und setzte sich dann wieder. »Guttmann war wie seine Frau ursprünglich Mitglied der SPD. Als seine Kinder kurz vor dem Abitur den Grünen beitraten, vollzog auch Anna Guttmann diesen Schritt. Und wenig später folgte ihr Guttmann, vielleicht, weil er seine Frau, die ihn nur betrog, nicht endgültig verlieren wollte. Seine Frau benutzte die von den Grünen propagierte feministische Parole vor allem dazu, ihren eigenen frivolen Neigungen nachzugehen.«
    Die Baronin seufzte sehr tief auf, sah mich aber nicht an und sagte auch nichts.
    »Frau Guttmann zwang ihren Mann sogar, an den Ostermärschen teilzunehmen. In dieser Situation traf Metzger nun auf einen ziemlich verzweifelten Guttmann, der in seiner Verwirrung die Parolen der Grünen nachplapperte und der unter der Untreue seiner Frau litt. Eine ziemlich günstige Situation, finden Sie nicht?«
    Die Baronin lächelte süßlich, weil sie wusste, dass Beck nun ein Kompliment erwartete. »Mein Gott, Sie recherchieren wirklich außerordentlich gut. Aber wie passt Lewandowski ins Bild?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Beck freudig. »Ich sage Ihnen etwas, das Ihnen den Atem nehmen wird. Die Nachricht vom Auffinden der Leiche des Lewandowski kam nicht über eine normale Polizeileitung. Niemand rief an und sagte: Da liegt ein Toter am Parkplatz des Langen Eugen. Guttmann trommelte in jener Nacht seine ganze Kommission höchstpersönlich zusammen und war längst am Tatort, als seine Leute eintrafen. Niemand im Polizeipräsidium wusste von dem Mord.« Er lehnte sich zurück und genoss seinen Auftritt. »Rückschlüsse sind erlaubt.«
    Die Baronin rutschte unruhig hin und her und tat, als überlegte sie angestrengt. Sie spielte meisterhaft die halbgebildete Frau, die in einem Männerspiel Klarheiten zu entdecken versucht und natürlich scheitert. »Also: Metzger

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