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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kopf ein wenig schief und versuchte es auf die direkte, freundliche Art, die Bundestagsabgeordnete zuweilen an den Tag legen. »Wir sollten hier nicht wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen. Wir wissen doch, dass Lewandowski getötet wurde, weil er russischen Spionen auf die Spur gekommen ist. So stehen die Dinge nun einmal.«
    »Aha«, sagte ich nur, um etwas zu sagen. »Ich bin also verprügelt worden, weil die Leiche Lewandowski russischen Spionen auf die Spur gekommen ist. Man lernt nie aus.«
    Beck sah mich an, sagte aber nichts.
    »Können Sie mir erklären, zu welcher Organisation Lewandowski gehörte?« Die Baronin rauchte ganz ruhig weiter und blies den Qualm quer über den Schreibtisch.
    Beck spielte nervös mit einem Bleistift. »Formulieren wir es einmal so: Herr Lewandowski war im weitesten Sinne Verfassungsschützer. Fachlich ein hochqualifizierter Spionage-Abwehrmann.«
    »Also Verfassungsschutz«, schnappte die Baronin.
    »Nun ja, wenn Sie darauf bestehen«, erwiderte Beck. »Haben Sie denn etwas anderes herausgefunden?«
    Die Miene der Baronin hellte sich plötzlich auf. »Nein, nein, wir haben so etwas vorausgesetzt. Sind Sie denn auf eine heiße Spur gestoßen, was den Mörder Lewandowskis angeht?«
    »Noch nicht eindeutig, unsere Ermittlungen laufen noch. Sind Sie weitergekommen?« Beck sah mich an, er wollte, dass ich mich an dem Gespräch beteiligte. Aber ich tat ihm den Gefallen nicht. In aller Gemütsruhe stopfte ich mir die Capitol von Jeantet.
    »Wir denken, dass Metzger irgendwie herumgewerkelt hat«, formulierte die Baronin. »Können Sie uns das bestätigen?«
    »Die Sache Metzger muss aber streng vertraulich bleiben«, sagte Beck lächelnd. »Kann ich mich darauf verlassen?« Er sah mich wieder an.
    »Das sichern wir Ihnen zu«, sagte die Baronin ruhig.
    »Wie ist es, Herr Baumeister«, fragte er freundlich, »würden Sie zu Willi Metzger Stellung nehmen?«
    »Jaahh«, sagte ich lahm »Wir können es ja ruhig sagen«, strahlte die Baronin, »Herr Beck ist in dieser Sache ja nicht unser Gegenspieler, nicht wahr? Nun ja, wir sind uns über Willi nicht klar, vorsichtig ausgedrückt.«
    Beck blieb hartnäckig. »Herr Baumeister, was ist Ihrer Ansicht nach mit Metzger los gewesen?«
    »Nun ja.« Ich hatte eigentlich nichts sagen wollen, aber nun war ich am Zug. Ich hatte mir die Sache lange überlegt. Es konnte schief gehen, wenn ich es falsch anfing. »Metzger muss irgendwie auf die Spur des Lewandowski gekommen sein. Wir können uns auch nicht erklären, wie das geschah. Tatsache ist wohl, dass Metzger beruflich mit der Sache gar nichts anfangen konnte. Ich meine, er hatte vermutlich gar nicht vor, darüber zu schreiben. Es sieht jetzt so aus, als … Herr Beck, darf ich eine Frage stellen. War Willi Metzger ein Spion?«
    Ich hörte, wie die Baronin neben mir die Luft anhielt und dann stoßweise wieder ausatmete.
    Beck lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück. Er verzog keine Miene, aber seine Stimme klang eine Nuance tiefer und gelassener. »Kompliment! Sie müssen lange und intensiv nachgedacht haben. Wir haben in letzter Zeit ähnliche Überlegungen angestellt.«
    »Aber wie ist denn Metzger zu Tode gekommen?«, fragte die Baronin gleichmütig.
    »Das, gnädige Frau, ist noch nicht restlos geklärt. Wir denken, dass Metzger für die eigenen Genossen nicht mehr tragbar war, so dass sie ihn … nun, sagen wir, dass sie ihn wegen allzu großer Naivität zum Tode verurteilt und das Urteil vollstreckt haben. Auf einer Bundesstraße unseres Landes.«
    »Und wie haben sie das gemacht?«, fragte die Baronin.
    »Wir nehmen als bewiesen an, dass sie einen Treff mit Metzger ausmachten. So etwas läuft nach strengen Regeln ab. Man trifft sich zu Fuß, meist nachts und an Orten, an denen man Zeugen ausschließen kann. Metzgers Leiche wies keine zusätzlichen Spuren von Gewaltanwendung auf. Wir fanden einen Einstich in der linken Armvene. Man injizierte ihm reinen Alkohol zu einem Zeitpunkt, als er noch lebte. Sonst nur die stumpfen Verletzungen, die entstanden, als man ihn über den Haufen fuhr.«
    Ich versuchte den Fuß der Baronin zu erwischen, und als ich ihre Zehen traf, zuckte sie zusammen. Dann fragte sie: »Wie haben Sie das denn festgestellt? Metzgers Leiche ist doch nicht obduziert worden.«
    Beck lächelte schmal. »Was jetzt folgt, dürfen Sie ebenfalls nicht verwenden. Solange wir verdeckt recherchieren - und wir recherchieren oft verdeckt -, bitten wir in der Regel die den

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