Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
zurechtfinden? Hatte sie ihren Jungen schon? Es standen ein paar Autos da, aber ich entdeckte keine einzige Garage. Langsam ging ich durch den ersten Durchgang zwischen zwei Häusern durch.
    Es war alles so steril, dass ich die Preisschilder an den jungen Linden und Jasminbüschen vermisste. Im Innern der Siedlung lag ein Park. Bald sah ich die erste Rampe, die nach unten führte. Der ganze Park war unterkellert. Ich ging hinunter. Anheimelnder Stahlbeton umgab mich.
    Jedes Haus hatte zwei Abstellplätze unmittelbar neben grünen Stahltüren, die direkt in die Keller führten. Auf den Parkplätzen des Hauses Nummer 24 standen ein Golf GTI und ein schwarzer Mitsubishi Pajero. Der Geländewagen hatte brandneue Reifen, sein Tachometer zeigte achttausendsechshundert Kilometer. Auf dem Dach hatte der Wagen einen eingeschweißten Eisenstab von vielleicht zwölf Zentimeter Höhe; eine ideale Basis für ein Stativ.
    Das Schloss der grünen Stahltür in den Keller war ein DOM-Schloss. Ich riskierte, was ich riskieren musste, und sah mich nicht einmal um, ob jemand mich beobachtete. Lewandowskis Schlüssel passte. Ich entdeckte nichts als weiße Kellerwände, von denen es kühl zu mir herüberwehte. Dann schloss ich die Tür wieder.
    Ich schlenderte langsam in den kleinen Park hinauf und gelangte wieder auf die Straße. Es hatte leicht zu regnen begonnen. Die Vorgärten waren von lächerlich niedrigen Zierzäunen umgeben. Auch sie waren uniformiert. Von den Zäunen bis zur Haustür waren es jeweils zehn bis zwölf Schritte. Ich ging in den ersten Vorgarten hinein und untersuchte den Stamm eines Zwergahorns, dann den Stamm einer künstlich mit Drahtschlingen verkrüppelten Kiefer. Ich zog ein Notizbuch heraus und machte eine Eintragung. Das wiederholte ich in allen Vorgärten.
    Einmal kam ein alter Mann aus einem Haus und fragte: »Werden die denn nun auch wachsen?«
    »Mit Sicherheit«, sagte ich. »Wir haben nur allererste Qualität gesetzt.«
    »Meine Frau sagt, richtiger Ahorn wäre schöner. Aber den dürfen wir nicht pflanzen, weil im Kaufvertrag steht, dass Ihre Firma das bestimmt.«
    »So isses«, strahlte ich. »Wir wollen ein einheitliches Siedlungsbild schaffen.«
    »Na ja«, sagte er skeptisch und schloss die Tür.
    Bei der Nummer 24 ging ich ähnlich vor. Eine Gruppe Zwergkiefern stand direkt an der Tür. Die Gardinen waren gutbürgerlich weiß, irgendwelche Lichter im Hausinnern waren nicht zu sehen. Auf dem Schild unter der Klingel stand kein Name.
    Ich notierte wieder den Zustand der Bäumchen und ging dann zum Haus und schellte.
    Er stand sehr plötzlich in der Tür und lächelte mich an. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Bergmann ist mein Name. Ich komme von der Firma, die die Bepflanzung durchführt. Sind Sie der Eigentümer?«
    »Das bin ich!«
    »Wir müssen das Ahornstämmchen auswechseln«, lächelte ich. »Haben Sie etwas dagegen? Es geht sowieso ein, und es kostet Sie nichts.«
    »Machen Sie, was Sie wollen.« Er war nicht sonderlich freundlich.
    »Ich trage also bei Nummer 24 ein Ahornbäumchen ein. Und Ihr Name? Oder ist das Haus nicht auf Ihren Namen eingetragen?«
    »Doch, doch«, sagte er. »Reimer ist mein Name. Gig Reimer.«
    »Der Vorname? Entschuldigen Sie bitte, ich habe Ihren Vornamen nicht verstanden.«
    »Ach ja, Georg Reimer. Meine Freunde nennen mich Gig.«
    »Ich kenne kein Gig. Was ist das?«
    »Na ja«, lächelte er, »Gig wie Gag, verstehen Sie?«
    »Ach so«, sagte ich. »Dankeschön.« Ich wandte mich ab, und er folgte mir.
    »Was ist denn mit dem Bäumchen?«, fragte Reimer. Er war wirklich interessiert.
    »Wenn wir sie setzen, wissen wir nie, ob sie angehen. Kann sein, dass der Wurzelballen beschädigt oder zu schwach ausgebildet ist. Es ist auch möglich, dass die Erdchemie nicht stimmt. Ist das zu kompliziert?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Er strich sanft mit der Hand über ein Bäumchen. »Und das wollen Sie wechseln, weil es stirbt.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob es »wirklich stirbt. Kann sein, dass die Erdchemie drei Meter weiter ideal ist. Wir wissen es nicht.«
    »Es ist wie bei Menschen, nicht wahr?«
    »Ja, es ist wie bei Menschen. Doch jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss weiter.«
    »Sie sind Baumeister, habe ich Recht?« Er war vollkommen gelassen und nicht im Geringsten wütend. Er zeigte nur freundliches, nicht allzu intensives Interesse. »Woher wissen Sie so viel über Bäume?«
    »Ich lebe in der Eifel. Kann ich mit Ihnen sprechen? Woher kennen Sie

Weitere Kostenlose Bücher