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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ist hinter Lewandowski her. Metzger wird getötet. Dann wird Lewandowski ebenfalls getötet und ausgerechnet Guttmann findet ihn und …«
    »Herr Beck will etwas anderes sagen«, unterbrach ich sie. »Herr Beck meint, dass Guttmann Lewandowski tötete.«
    Beck strahlte. »Es ist doch ganz einfach, nicht wahr? Guttmann hat nicht begriffen, dass Metzger für einen Spion viel zu naiv war. Für ihn war Lewandowski der Mörder von Metzger. Guttmann war vor Eifersucht krank und vollkommen durcheinander. Also tötete er Lewandowski, weil er dachte, der habe Metzger getötet.«
    Beck ging mir mit seiner wirren Geschichte auf die Nerven.
    Ich sagte: »Aber so einfach sollte man sich das doch nicht machen …«
    »Aber genauso verhielt sich die Sache. Metzger wurde getötet, weil er naiv war und viel zu viel redete. Und Guttmann machte einen Privatkrieg draus und rächte seinen Freund am falschen Mann. Guttmann war also der Letzte, der bei uns gegen die Gruppe hätte aussagen können. Also musste er getötet werden.«
    »Können Sie denn die russische Gruppe identifizieren?«, fragte die Baronin.
    »Wir werden noch ein paar Wochen brauchen, um alle Mitglieder festzustellen. Dann lassen wir den ganzen Laden hochgehen.«
    »Kriegen wir eine Vorabinformation?«, fragte die Baronin eilfertig.
    »Das ließe sich einrichten«, murmelte Beck. »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Wir verlassen Bonn und machen ein paar Tage Urlaub«, erklärte ich. »Wir wollen einfach in den Süden fahren, oder brauchen Sie uns noch?«
    »Im Moment nicht.« Beck stand auf. »Ich danke Ihnen, dass Sie so geduldig zugehört haben. Sie werden jetzt begreifen, dass der Stoff für die Presse ein wenig zu sensibel ist.«
    »Selbstverständlich«, hauchte die Baronin. Zuweilen übertrieb sie schamlos.
    Wir trennten uns freundlich und marschierten die wunderschön geschwungene Treppe hinunter. Bevor ich die Haustür öffnete, sagte sie: »Es ist schon erstaunlich, wie er die Vorgänge erklären kann, ohne auch nur einen Funken Wahrheit zu verbreiten.«
    »Er weiß ja nichts«, murmelte ich.
    »Ja, ja«, sagte sie mutlos, »er ist ein blasierter Hohlkopf. Und jetzt?«
    »Jetzt wird draußen ein Taxi stehen. Und du wirst einsteigen und in eine Kneipe fahren und dort auf mich warten.«
    Sie blickte mich irritiert an: »Keine Alleingänge, Baumeister!«
    »Es muss sein.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht genau, ich weiß nur … Komm raus in das Taxi. Wir können jetzt nicht diskutieren.«
    »Ich bin kein Püppchen, das beschützt werden muss.«
    »Ich bin nur kurz weg, ich will etwas … Verdammt noch mal, ich bin hier der Boss.«
    Sie erbleichte ein wenig, aber sie sagte nichts mehr. Sie ging hinaus, und als ich ihren Arm berührte, zuckte sie zusammen.
    Auf der Straße war starker Fahrzeugverkehr. Ich sah das Taxi langsam heranfahren. Ich sagte hastig: »Da kommt der Wagen.« Dann hielt ich sie am Arm fest, bis der Vollbart neben uns stand. Ich öffnete die hintere Tür und ließ sie einsteigen. Dann machte ich zwei Schritte, sodass jedermann annehmen musste, ich wolle mich neben den Fahrer setzen. Dann hob ich den Daumen, und der Fahrer mit dem Vollbart gab grinsend Gas.
    Neben mir schrie ein Mann plötzlich »Jupp! Jupp!« und deutete auf das Taxi. Offensichtlich meinte er einen Mann, der hinter dem Steuer eines parkenden roten Audi saß.
    Irgendetwas schien nicht zu klappen. Der Mann im Audi fummelte nervös an der Zündung herum, plötzlich schoss das Auto vorwärts und krachte direkt in einen schwarzen Mercedes.
    »Schönen Gruß von Herr Beck!«, brüllte ich frohgemut und ging davon. Niemand folgte mir. Becks Leute hatten nun andere Sorgen.
    Ich winkte das nächste Taxi heran: »Müllenkamp in Godesberg«, sagte ich.
    Kurz vor dem Zentrum verengte sich die Straße, zwängte sich unter der Bahnlinie durch und führte dann den Berg hinauf, auf dem die Godesburg thront.
    »Welche Hausnummer?«, frage der Fahrer.
    »Zehn«, sagte ich. Die Häuser sahen alle gleichermaßen langweilig und teuer aus.
    »Wer wohnt denn hier so?«
    »Meistens die Botschaftsangehörigen mit den etwas dickeren Brieftaschen«, sagte der Fahrer. »Da ist die Nummer zehn.«
    »Warten Sie bitte.« Ich legte einen Zwanzigmarkschein auf den Sitz neben ihn.
    Die Straße verlief in einer sanft ansteigenden Linkskurve. Mich schauderte bei dem Gedanken, hier wohnen zu müssen. Vielleicht musste ich eine Stunde laufen, um die erste Orchidee zu finden. Und wie würde Krümel sich hier

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