Requiem fuer einen Henker
behauptet, er habe keine Macht.«
»Habe ich auch nicht. Wie weit sind Sie mit Ihren Recherchen?«
»Wir warten auf Ihre Hilfe«, sagte die Baronin und schaute mich von der Seite an.
»Ich weiß einiges, aber nicht viel. Vielleicht sollten wir unser Wissen zusammentun?« Er grinste wieder.
»Fangen wir doch sofort damit an«, rief die Baronin. »Wer hat Lewandowski getötet?«
Einen Moment nestelte er nervös an seiner Jacke. Er hatte ungewöhnlich große Hände. Dann flüchtete er sich in ein Lächeln. »Eine sehr schwierige Frage, gnädige Frau. Ich weiß es nicht sicher genug, um irgendetwas behaupten zu können.«
»Nächste Frage«, sagte die Baronin tonlos. »Es war mit Sicherheit keiner Ihrer Männer?«
»Von den Russen war es mit Sicherheit keiner.«
»Dann ein anderer östlicher Geheimdienst?«, schob ich schnell nach.
Er wiegte bedachtsam den Kopf. »Wir sind vernünftige Leute, einverstanden? Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Ich weiß, dass es kein Russe war. Für die anderen lege ich meine Hand nicht ins Feuer. Aber Sie wissen selbst, welche Verwirrung in diesen Ländern zur Zeit herrscht.«
»Wer käme außerdem noch in Frage?« Ich glaubte ihm.
»Nun ja, die kleinen Jungens vom NSA oder vom CIA. Aber da sehe ich kein Motiv. Die Beziehungen des Lewandowski zu den Brüdern vom CIA waren in der letzten Zeit gleich Null. Nur einmal ist Lewandowski an sie ausgeliehen worden. Vor sechs Jahren hat er in Irland einen jugoslawischen Fotografen erschossen, dem es gelungen war, in einer Höhle zu fotografieren, in der amerikanische Atom-U-Boote lagen.«
»Ist der Vorgang beweisbar?«
»Aber ja, obwohl in Kreisen der Geheimdienste Beweise zuweilen nicht sehr gefragt sind. Ich erinnere an Ihren General Kießling. Doch weiter: Wir haben Lewandowski seit Jahren aufmerksam verfolgt. Wie Sie sicher wissen, war er einmal Lehrer an der Schule des Verfassungsschutzes in Köln, und da ….«
»Wir wissen noch gar nichts über ihn«, sagte ich. »Wir sind erst ein paar Tage auf dem Karussell.«
»Wir haben sogar dran gedacht, dass Lewandowski aus rein privaten Motiven getötet worden sein könnte. Aber da er kein Privatleben führte, bleibt nur ein möglicher Mörder.«
»Und wer ist das?«, fragte die Baronin rasch.
»Moment, lassen Sie mich einmal raten«, griff ich hastig ein. »Wenn nur einer als Mörder bleibt, kann das nur die Bundesrepublik Deutschland sein.«
Er hob theatralisch die Hände und klatschte. »Bravo! Sie haben es begriffen.«
»Und warum?«, fragte die Baronin verstört.
»Wir vermuten, dass irgendjemand in Ihrer Regierung begriffen hat, dass die kommunistischen Bruderländer dabei waren, Herrn Lewandowski zu enttarnen. In diesem Moment blieb dem Staat keine Wahl. Wir ahnten seit Jahren, wer Lewandowski ist…«
»Und Sie hätten ihn also in jedem Fall getötet«, murmelte die Baronin verstört.
»O nein«, korrigierte ich. »Die Russen hätten Lewandowski niemals getötet. Sie hätten ihn verhört. Richtig so?«
»Ja«, sagte er ruhig. »Er wäre nur lebend von Wert gewesen.«
»Seit wann sind Sie auf Lewandowskis Spur?«, fragte ich.
»Seit 1976. Es kam immer wieder zu rätselhaften Zwischenfällen, die nahelegten, dass es einen Mann wie Lewandowski geben müsse. «
»Stimmt es, dass er sechzehn Menschen getötet hat?«, fragte die Baronin.
»Ach, das wissen Sie schon? Nun, wir nehmen es an, können es aber nicht in allen Fällen beweisen.«
»Wer hat ihn gesteuert?«, fragte sie.
»Auch das wissen wir nicht genau. Wir sind nur sicher, dass Politiker nicht involviert sind! Wir glauben, ein hoher Beamter im Kanzleramt oder im Innenministerium.«
»Können wir die Liste der sechzehn haben?«, fragte sie.
»Die dränge ich Ihnen geradezu auf. Sind Sie jetzt bereit, meine Fragen zu beantworten?«
»Aber ja.« Ich kratzte die Chacom aus und stopfte die Dunhill.
»Wie viel weiß eigentlich Ihr Generalbundesanwalt?«
»Nach unserer Meinung weiß er nichts, denn sonst würde die Fahndung nach Lewandowskis Mördern nicht so ziellos und vage verlaufen. Beck wollte uns einreden, Metzger und Guttmann hätten für Sie spioniert und seien dann als Spionage-Flops auch von Ihnen umgelegt worden.«
Er starrte mich an und lachte spöttisch. »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Metzger und Guttmann haben nicht eine Sekunde vorgehabt, für uns zu arbeiten, dazu waren sie viel zu anständige Leute. Was wissen Sie von dem Attentat auf Professor Mente?«
»Metzger und Guttmann sind der
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