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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aber etwas dagegen tun, dass auch ich ermordet werde.«
    »Und Sie wollen wirklich kein Geld?«
    Ich schüttelte den Kopf und stopfte mir die Derby Luxe von Oldenkott.
    »Komisch, ich habe immer geträumt, jemand kommt nachts und verlangt, ich solle zweihunderttausend Mark zahlen, damit er den Mund hält.« Eine Weile schwieg sie und dachte nach. »Also gut, ich glaube auch, dass Rolf getötet wurde. Vor zwei Jahren wollte ich mich von ihm scheiden lassen. Er hatte eine kleine Freundin in Bonn, mit der er schlief. Und weil ich nicht mal allzu sehr eifersüchtig war, schlief ich hier in Mannheim mit dem Lehrling meines Friseurs. Das war alles ziemlich widerlich. Mein Mann kam kaum nach Hause. Doch als ich die Scheidung eingereicht hatte, kam er zu mir und fragte mich, ob wir nicht noch einmal von vorn anfangen wollten. Ich glaubte an seine gute Absicht und sagte ja. Er gab seiner Freundin den Laufpass und kam wenigstens am Wochenende nach Hause. Durch den Betrieb habe ich auch am Wochenende viel zu tun, doch mein Mann stellte einen Geschäftsführer ein.«
    Sie zündete sich erneut eine Zigarette an. »Man muss eine Ehe ja wohl auch daran messen, wie oft man zusammen ins Bett geht. Jahrelang hatte sich zwischen uns nichts mehr abgespielt. Jetzt wurde er ein wunderbarer Liebhaber. Er war überhaupt völlig verändert. Er sagte, er hätte die Nase voll von der Partei. Seine Fraktionskollegen wurden immer unzufriedener mit seiner Arbeit. Sogar der Kanzler zitierte ihn einmal zu sich. Es half alles nichts mehr.«
    »Moment, nicht so schnell. Hatte er den Wunsch geäußert, das Land zu verlassen?«
    »Wir haben alles durchgespielt. Er war ja Spezialist im Devisenrecht, und wir haben überlegt, nach Luxemburg zu gehen oder nach Südamerika. Es gab eigentlich nichts was wir nicht überlegt haben.«
    »Auch nach Moskau?«
    »Nein, das noch nicht.«
    »Ist er denn je auf die Idee gekommen, Material an Leute im Osten zu verkaufen?«
    »Nein, das kam erst mit Rasputin.«
    Wie hatte die Baronin gesagt? Die Geschichte sei ein paar Nummern zu groß für uns. Sie hatte wohl Recht.
    »Rasputin ist ja ein unheimlich netter Kerl, finden Sie nicht auch? Na ja, mein Mann kriegte dann die Einladung nach Schönberg an der Ostsee. Die Partei war zwar dagegen, aber die Junge Union bedrängte ihn. Er kam jedenfalls auf die Idee, ich solle nachkommen. Wir könnten ein paar Tage Ferien machen und uns über einiges klar werden. Ich wusste ganz sicher, dass Rolf darüber nachdachte, das Land endgültig zu verlassen. Doch dann, vierzehn Tage vor Schönberg, kam Rasputin hier vorgefahren. Es war so lustig, weil er einen alten Käfer fährt, der so rattert. Aber den kennen Sie natürlich.«
    »Natürlich«, antwortete ich gequält.
    »Rasputin sagte, er hätte gehört, Rolf habe Zoff mit seiner Partei, und ob er denn nicht Lust habe, mit seinen Chefs in Moskau über Abrüstung zu diskutieren. Privat und ohne Aufsehen. Rolf lehnte natürlich nicht ab.« Sie verstummte, strich sich fahrig über den Mund und sprang plötzlich auf. »Ich brauche jetzt ein Bier.« Dann lief sie in die Küche.
    »Rasputin sprach nie von Geheimnisverrat, obwohl er wusste, dass Rolf im Verteidigungsausschuss praktisch alle geheimen Dinge hörte, die die Russen interessieren. Rolf sagte offen, er hätte Lust, irgendwo ganz neu anzufangen, und Rasputin erwiderte, dafür sei Moskau genau der richtige Ort.
    Eine Woche später erklärte Rolf mir, Rasputin habe vorgeschlagen, direkt von Lübeck aus mit einem Fischerboot nach Polen auszulaufen. Ich weiß noch, wie das Boot hieß: Heimat.« Sie lächelte matt.
    »Wie kam denn der schwarze Safekoffer ins Spiel?«
    »Ich kam in Kiel an und nahm ein Taxi. Ich hatte ziemlich viel Geld bei mir, keine D-Mark, alles Dollars. Unser Besitz hier sollte von einem befreundeten Ehepaar verkauft werden. Das Ehepaar wusste nicht, was wir genau vorhatten. Nur unser Anwalt sollte einen ausführlichen Brief bekommen. Ich kam also in dem kleinen Hotel an und entdeckte im Zimmer den schwarzen Safekoffer. Ich wunderte mich. Rolf hatte sich nämlich entschieden, den Russen keinerlei Unterlagen mitzubringen. Später ist mir die Idee gekommen, dass er vielleicht den Russen ein Gastgeschenk übergeben wollte. Es war die Kopie eines Zusatzvertrages zwischen der BRD und den USA über den Rückzug der Mittelstreckenraketen und die anschließende Planung einer so genannten Lückenrüstung, also …«
    »Woher wissen Sie denn das?«
    »Ich kannte den Code der

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